Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen
Meinung

Analyse zur Air Zermatt
Drohungen retten das Walliser Rettungsmonopol nicht

Ein Affront gegenüber der Armeespitze: Die Air Zermatt warnte, ihre Helikopter «aus Sicherheitsgründen» abziehen zu müssen, falls Militärhelikopter eingesetzt würden.

Angriff ist die beste Verteidigung. Das dürfte sich Philipp Perren, VR-Präsident der Air Zermatt, gedacht haben, als er am Dienstagmorgen Armeekadern eine geharnischte E-Mail schickte. Als das ganze Land sorgenvoll nach Bitsch im Oberwallis blickte und hoffte, dass die Rettungskräfte den katastrophalen Waldbrand mithilfe von Super Pumas der Armee endlich unter ihre Kontrolle bringen könnten, sprach Perren in seiner E-Mail sogar eine Drohung aus. Er warnte davor, dass die Air Zermatt ihre Helikopter «aus Sicherheitsgründen» abziehen müsse, falls weitere Helikopter eingesetzt würden. Und er störte sich daran, dass die Armee ihre Dienste überhaupt anbietet, und dies erst noch kostenlos, weil «zivile Mittel» wie jene «seiner» Air Zermatt noch gar nicht ausgeschöpft seien.

Ein gefährliches Manöver und ein Affront gegenüber der Armeespitze. Denn deren Super Pumas konnten unter diesen Umständen nicht abheben, während an der Flanke des Riederhorns immer grössere Feuer loderten.

Drohmail auch an die Rega

Seine Drohmail verschickte Perren gleich auch an Rega-Mitarbeiter. Die Air Zermatt hat im Wallis faktisch ein Luftrettungsmonopol, das die Rega ihrerseits aufzubrechen versucht. Die Rega ist in diesem Streit Anfang Jahr ans Bundesgericht gelangt, nachdem die Walliser Regierung Ende 2022 beschlossen hatte, den Leistungsauftrag zur Luftrettung wie bis anhin bei der Air Zermatt und der Air Glacier zu belassen, wobei die Air Glacier der Air Zermatt gehört.

Das Bundesgericht entscheidet auch über die Zukunft der Air Zermatt.

Wenn das Bundesgericht in den kommenden Monaten über die Lufthoheit im Wallis entscheidet, entscheidet es auch über die Zukunft der Walliser Air Zermatt. Wird das Walliser Rettungsmonopol aufgebrochen, scheint selbst eine Übernahme der Air Zermatt durch die Rega nicht ausgeschlossen, obwohl das Walliser Unternehmen finanziell gesund ist.  

Philipp Perren dürfte auch missfallen haben, dass mit Frédéric Favre ausgerechnet ein Walliser Regierungsrat das Departement für Verteidigung und Bevölkerungsschutz in Bern um grosse Löschhelikopter bat. Aus seiner Sicht kann man ein solches Hilfegesuch auch als Kritik an der Arbeit der Air Zermatt, im schlimmsten Fall sogar als partiellen Vertrauensentzug interpretieren. Auch Favre kam unter Druck. Der Freisinnige würdigte öffentlich die «exzellente Arbeit» der Walliser Flugretter, wies gleichzeitig aber auch darauf hin, dass die Armee «in einer Situation wie dieser ein wichtige Stütze sein kann».

Breaking News? Ausgewählte Leseempfehlungen? Downloaden Sie hier unsere News-App und bleiben Sie mit den Push-Nachrichten stets auf dem Laufenden. Sie haben unsere App bereits? Empfehlen Sie sie gerne an Freunde und Familie weiter.

Wenn es eines Tages darum gehen wird, die Rechnung für die Löscharbeiten zu begleichen, wird sich die Gemeinde Bitsch an Bund und Kanton wenden. Das hat Edgar Kuonen, Gemeindepräsident von Bitsch, bereits angekündigt. Er stellte klar, dass seine kleine Gemeinde die Kosten unmöglich tragen könne. Der Armeeeinsatz ist im Interesse von Bitsch, weil der Bund die Armee kostenlos schickt, während die Air Zermatt als privates Unternehmen die eigenen Leistungen verrechnet. Zwar sagt das Unternehmen, man könne solche Kosten über einen speziellen Fonds abrechnen. Dass die Verantwortlichen der Air Zermatt heute aber beteuern, es gehe ihnen bei der Attacke auf die Armee nicht um Finanzielles, wirkt unglaubwürdig.

Mitten in einer Krise können Drohungen gegen Hilfsangebote niemals Teil der Lösung sein.

Mit seinem forschen Auftreten wollte Philipp Perren «seinen» Walliser Luftraum verteidigen. Doch nicht einmal in seiner Heimat konnte er mit seiner Taktik punkten. Sein Auftritt wird als selbstherrlich und deplatziert wahrgenommen. Mitten in einer Krise können Drohungen gegen Hilfsangebote niemals Teil der Lösung sein. Der Brand in Bitsch zeigt, dass das Wallis ein Unglück in dieser Dimension nicht allein zu bewältigen vermag. Es braucht Hilfe von aussen – wie jeder andere Kanton auch. In dieser Situation geht es nicht um das Schicksal von einigen wenigen oder eines Unternehmens, sondern um das Schicksal und Wohlergehen vieler Menschen.