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Angefeindeter Formel-1-Weltmeister
Nach Eklat mit Pérez wird Verstappens Familie heftig bedroht

Auf ihn wird verbal eingeprügelt: Formel-1-Weltmeister Max Verstappen.
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Der Schwall an Drohungen und Hassnachrichten trifft Max Verstappen mit voller Wucht. Tausende Kommentare unter der Gürtellinie begleiten seine Einträge in den sozialen Medien. Der Tenor: mieser, asozialer, egoistischer Unsympath. Er solle sich bloss nie mehr in Mexiko blicken lassen, schreiben einige, sonst werde «etwas passieren»; das Karma werde zurückschlagen; er solle sich schämen; abstossend seien er und sein Verhalten. Es sind noch die harmlosen Kommentare, die der Niederländer nach dem Grand Prix von Brasilien erhalten hat.

Die Anfeindungen machen nicht bei ihm halt, sein Vater wird bedroht, seine Mutter, seine Schwester, seine Freundin. «Alles, was ich gelesen habe, war ekelhaft – erst recht, als man anfing, meine Familie zu attackieren», sagt Verstappen nun in Abu Dhabi, wo das letzte Rennwochenende der Saison ansteht. «Wenn man ein Problem hat mit mir, ist das in Ordnung. Aber dass meine Schwester mir schreibt, es werde ihr zu viel und ich müsse etwas unternehmen, ist inakzeptabel.»

Red Bull, sein Arbeitgeber, sah sich zu einer Reaktion gezwungen. In einer Mitteilung schreibt das Team: «Todesdrohungen, Hassnachrichten und Wut gegenüber Familienangehörigen sind erbärmlich. Wir legen Wert auf Inklusion und wollen eine sichere Arbeitsumgebung für alle schaffen, damit jeder Motorsport geniessen kann. Die Beleidigungen müssen aufhören.»

Verstappens Weigerung

Knapp eine Woche ist vergangen, seit der 25-Jährige einen erheblichen Teil der Formel-1-Zuschauer gegen sich aufbrachte. Kurz vor Rennende in São Paulo wird Verstappen, der den Weltmeistertitel 2022 längst auf sicher hat, von seinem Team gebeten, Rang 6 an seinen Kollegen Sergio Pérez zurückzugeben. Dieser hat zuvor seinerseits Platz gemacht für Verstappen, damit der zweifache Weltmeister Charles Leclerc im Ferrari angreifen kann. Da er nicht am Monegassen vorbeigekommen ist, hätte er Pérez wieder vorbeilassen sollen. Erst recht, weil es für den Mexikaner noch um Rang 2 in der WM geht, und vor allem für Red Bull darum, in der Fahrerwertung erstmals überhaupt auf den Positionen 1 und 2 zu stehen.

Doch Verstappen, der in der Vergangenheit oft von der Loyalität und der Teamfähigkeit von Pérez profitierte – gerade beim dramatischen Finalrennen 2021, in dem er Lewis Hamilton in extremis den Titel wegschnappte –, fuhr einfach durch, ins Ziel, auf Platz 6. Und die Motorsportwelt fragte sich: Was hat er davon, ausser dass er Unverständnis erntet, Kopfschütteln, ja gar Hass? Mit zwei Punkten mehr kann er nichts anfangen, Pérez dagegen hätte sich von Leclerc, der punktgleich, aber mit mehr Siegen auf WM-Rang 2 liegt, absetzen können.

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In den Funk sagte Verstappen, er habe «seine Gründe» und das Team wisse genau, welche das seien. Pérez entgegnete: «Er hat gezeigt, wer er wirklich ist.»

Am Abend nach dem Rennen gab es ein Gespräch zwischen den beiden sowie Teamchef Christian Horner und Sportchef Helmut Marko. «Es kam dabei alles auf den Tisch und wurde geklärt», sagt Verstappen am Donnerstag in Abu Dhabi. «Vielleicht hätten wir die Gespräche früher führen sollen.» Er sagt auch noch, er sei nie ein schlechter Teamkollege gewesen, «ich war immer sehr hilfsbereit, und das Team weiss das auch. Für mich stand das Team immer an erster Stelle. Wir haben aber gelernt, dass wir untereinander offener sein und besser kommunizieren müssen.»

«Ich habe die Schnauze voll von diesem ganzen Bullshit die ganze Zeit.»

Max Verstappen

Er habe seinem Rennstall schon beim Grand Prix davor in Mexiko erklärt, wie er in einer solchen Situation reagieren würde – «es ging prinzipiell nicht um die Position in Brasilien, sondern um etwas, das früher in diesem Jahr passiert ist». Was, das wollten weder Verstappen noch Red Bull sagen. «Privat» sei das, schreibt das Team in der Mitteilung. Verstappen wiederum reagiert in Abu Dhabi auf mehrmaliges Nachfragen so: «Ich habe die Schnauze voll von diesem ganzen Bullshit die ganze Zeit.» Die Journalisten würden die Geschichte nicht kennen, also bräuchten sie auch nicht darüber zu schreiben.

So gehen die Spekulationen munter weiter. Die Mutmassung in der Poleposition: Es geht um das Qualifying in Monaco, bei dem Pérez mit einem sonderbaren Unfall kurz vor Schluss verhinderte, dass die Gegner – auch Verstappen – noch eine schnelle Runde drehen konnten.

Über Verstappens Gründe wurde gar nicht geredet

Am Rande des Yas Marina Circuit in Abu Dhabi wird der 32-jährige Mexikaner damit konfrontiert. «Jeder macht in Monaco Fehler», sagt Pérez, «es ist nicht so, dass es Absicht gewesen wäre.» Am besten sei es, keine Spekulationen anzufangen.

Nun, dafür ist es längst zu spät.

Bemerkenswert ist auch, was Pérez dann noch sagt: «Wir haben darüber geredet, was in Brasilien passiert ist, sind alle Szenarien und Fehler durchgegangen, die wir als Team gemacht haben.» Über Verstappens «Gründe» dagegen sei nie gesprochen worden. Dabei sind diese essenziell in diesem Zwist.

Wollen alles geklärt haben: Sergio Pérez (links) und Max Verstappen in Abu Dhabi.

In der Mitteilung von Red Bull heisst es: «Max hat nach dem Rennen offen und ehrlich gesprochen. Das hat es beiden Fahrern erlaubt, alle ungeklärten Dinge aus der Welt zu schaffen. Das Team akzeptiert seine Argumentation.» Es klingt wie ein Widerspruch der groben Sorte. Weiter steht geschrieben, Red Bull habe «als Team» Fehler gemacht. Verstappen sei «bedauerlicherweise» erst ganz spät im Rennen über das Szenario informiert worden, Pérez den 6. Platz zu überlassen, zuvor sei das nie Thema gewesen. Dadurch habe er nur kurz Zeit gehabt, zu reagieren. Das Team habe ihn damit «blossgestellt» – «das war nicht unsere Absicht».

Alle Beteiligten sind darauf aus, die Wogen so weit wie möglich zu glätten. Ihre Beziehung sei jetzt wieder so gut wie zuvor, versichert Pérez. Verstappen seinerseits hatte noch nach dem GP von Brasilien beteuert, seinen Teamkollegen beim letzten Rennen zu unterstützen, wo es nur gehe, um ihm WM-Rang 2 zu sichern. Er dürfte das an diesem Sonntag auch seiner Familie zuliebe tun.

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