Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Rangliste der US-Präsidenten
Donald Trump ist einer für die letzten Plätze

«Beste erste Amtszeit eines Präsidenten in der Geschichte der USA»: Donald Trump – hier im Juli 2020 vor dem Präsidentendenkmal am Mount Rushmore.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Am Mount Rushmore sind vier grosse US-Präsidenten verewigt: George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln. Als fünftes Antlitz im berühmten Felsenrelief hat sich Donald Trump selber ins Spiel gebracht. «Wissen Sie, es ist mein Traum, mein Gesicht auf Mount Rushmore zu haben», sagte Trump 2018 bei einem Treffen mit Kristi Noem, Gouverneurin von South Dakota, wo das Präsidentendenkmal steht. Sie habe gelacht, weil sie gedacht habe, dass Trump scherze, sagte Noem später einer Lokalzeitung. «Aber er lachte nicht, es war sein absoluter Ernst.»

Trump hatte sich immer wieder selber als grosser Präsident dargestellt und sich etwa auf eine Stufe mit Lincoln gesetzt. Die Begründung dafür blieb allerdings sein Geheimnis. Am Ende seiner Präsidentschaft lobte sich Trump für die «beste erste Amtszeit eines Präsidenten in der Geschichte der USA».

Trump am Mount Rushmore – das ist nur für seine Fans vorstellbar. Falls es überhaupt möglich wäre, das von 1927 bis 1941 angefertigte Felsenrelief zu erweitern, würde Franklin D. Roosevelt als fünfter Präsident dazu stossen. Das ist breiter Konsens unter führenden Präsidentengelehrten, anderen Historikern und Politologen in den USA. Und aufgrund von mehreren Expertenumfragen in den letzten Jahren ist unbestritten, dass Trump unter den schlechtesten Präsidenten einzuordnen ist. Seine Präsidentschaft fällt in die Kategorie «failure», also «Misserfolg». (Lesen Sie dazu auch den Artikel «Politfüchse bewerten US-Präsidenten».)

Als 45. Präsident der USA belegt Trump den drittletzten Platz im letzten Präsidentenranking des Siena College in Loudonville im Bundesstaat New York. 157 Experten benoteten alle US-Präsidenten anhand von 20 Kriterien, so zum Beispiel Führungs- und Kommunikationsfähigkeit, Intelligenz, Integrität, Risikobereitschaft, wirtschaftspolitische Kompetenz, Errungenschaften in der Innen- und Aussenpolitik, Umgang mit dem Kongress, Visionen, Glück oder auch Vermeidung entscheidender Fehler.

Nach seinem desaströsen letzten Amtsjahr könnte Donald Trump sogar auf den letzten Platz fallen.

Das Siena College, das seit 1982 Präsidentenrankings erstellt, hat seine letzte Expertenbefragung vor zwei Jahren veröffentlicht. Das verheisst nichts Gutes für Trumps Rangierung in der nächsten Umfrage, wie Don Levy, Direktor des Forschungsinstituts des Siena College (SCRI), im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt. Wegen seines Krisenmanagements in der Pandemie, der Weigerung, seine Wahlniederlage anzuerkennen, seiner Rolle bei der Mobattacke auf das Capitol sowie der zwei Impeachments ist es laut Levy denkbar, dass «Trump sogar auf den letzten Rang fällt». Die nächste Expertenbefragung führt das SCRI 2022 durch.

Bisherige Anwärter für den unrühmlichen Titel des schlechtesten US-Präsidenten sind insbesondere vier Politiker, die in den verschiedenen Rankings seit Jahrzehnten immer auf den hintersten Plätzen klassiert sind. Sie heissen Franklin Pierce, James Buchanan, Andrew Johnson und Warren G. Harding.

Franklin Pierce, Präsident 1853–1857

Rassist und Alkoholiker: Franklin Pierce.

Der Demokrat Franklin Pierce (1804–1869) trat 1853 das Präsidentenamt an – in einer Zeit, die wegen der Sklaverei von wachsenden Spannungen zwischen den Süd- und Nordstaaten der USA geprägt war. Der Konflikt spitzte sich zu, nachdem Pierce ein Gesetz unterzeichnet hatte, das die Sklaverei in den neu geschaffenen Territorien Kansas und Nebraska erlaubte. Das führte 1855 zu einem gewalttätigen Konflikt, der als «Blutendes Kansas» («Bleeding Kansas») in die Geschichte einging und als Fanal des Sezessionskriegs (1861–1865) gilt. Umstritten war auch seine Aussenpolitik, die beispielsweise fast zu einem Krieg mit Grossbritannien führte. Seine Partei liess Pierce fallen und verunmöglichte ihm eine erneute Kandidatur. Pierce hatten auch private Probleme geplagt, alle seine drei Kinder starben früh. Er entwickelte einen starken Alkoholkonsum, der nach dem Auszug aus dem Weissen Haus noch schlimmer wurde. Im Rauschzustand überfuhr er mit seiner Kutsche eine alte Frau. Pierce, bis zuletzt Rassist und Südstaaten-Sympathisant, starb an Leberzirrhose.

James Buchanan, Präsident 1857–1861

Als Krisenmanager und Integrationsfigur gescheitert: James Buchanan.

Als Diplomat, Kongressabgeordneter und Aussenminister hatte James Buchanan (1791–1868) Karriere gemacht, bevor er 1857 ins Weisse Haus zog. Der demokratische Politiker scheiterte als Krisenmanager und Integrationsfigur. Die tiefe soziale und politische Spaltung zwischen den Süd- und Nordstaaten liess Buchanan praktisch tatenlos eskalieren. Das Resultat war das dunkelste Kapitel der US-Geschichte: der Bürgerkrieg, der wenige Wochen nach seiner Amtszeit begann und über 600’000 Tote forderte. Bei seiner Antrittsrede hatte Buchanan die Sklaverei noch als ein Thema «von wenig praktischer Bedeutung» bezeichnet und deren Konfliktpotenzial nicht erkannt. Wenig Geschick zeigte Buchanan auch bei der Bewältigung einer schweren Wirtschaftskrise. Zermürbt und verbittert, verzichtete er auf die Kandidatur für eine zweite Amtszeit. Bei der Amtsübergabe im März 1861 sagte Buchanan einen denkwürdigen Satz zu seinem Nachfolger: «Wenn Sie so glücklich sind, das Präsidentenamt anzutreten, wie ich es bin, dass ich es verlassen kann, dann sind Sie ein wirklich glücklicher Mann.»

Buchanans Nachfolger war der Republikaner Abraham Lincoln, der als einer der grössten Präsidenten der amerikanischen Geschichte gilt. Im Bürgerkrieg führte Lincoln den Norden zum Sieg über den Süden, und er stellte die Einheit der Nation wieder her. Zudem verfügte er 1865 die Abschaffung der Sklaverei. Kurz danach starb Lincoln bei einem Attentat eines fanatischen Südstaaten-Anhängers.

Andrew Johnson, Präsident 1865–1869

Erster US-Präsident, gegen den ein Impeachment durchgeführt wurde: Andrew Johnson.

Nach Lincolns Tod stieg dessen Vizepräsident, der Demokrat Andrew Johnson (1808–1875), zum Staatschef auf. Seine zentrale Aufgabe war die Reconstruction, also die Wiedereingliederung der Südstaaten in die Union. Johnson lieferte sich einen Dauerstreit mit dem republikanisch dominierten Kongress über die Bedingungen der Wiederaufnahme der einstigen Konföderierten sowie die rechtliche Stellung der Afroamerikaner. Der Ex-Gouverneur des Südstaates Tennessee war der Meinung, dass die Weissen in intellektueller und moralischer Hinsicht die überlegene Rasse seien. Johnson war der erste US-Präsident, der sich einem Amtsenthebungsverfahren stellen musste. Anlass war eine umstrittene Ministerentlassung. Das Impeachment von 1868 überstand Johnson nur knapp – um eine einzige Stimme. Seine Partei verweigerte ihm die Nominierung für eine erneute Präsidentschaftskandidatur. Die Inauguration seines Nachfolgers Ulysses S. Grant 1869 boykottierte Johnson – so wie es, 152 Jahre später, Donald Trump bei Joe Biden getan hat.

Warren G. Harding, Präsident 1921–1923

«Mein Gott, dieser Job ist die Hölle»: Warren G. Harding.

Zu den acht US-Präsidenten, die im Amt starben, gehört auch Warren G. Harding (1865–1923). Nach zweieinhalb Jahren im Weissen Haus erlag der Republikaner den Folgen eines Herzinfarkts. Harding stand für eine isolationistische Aussenpolitik als Reaktion auf den Ersten Weltkrieg und für eine wirtschaftspolitische «Laissez faire»-Haltung. «Zurück zur Normalität», hatte der einflussreiche Zeitungsverleger aus Ohio im Wahlkampf versprochen. Normalität in seiner kurzen Amtszeit waren vor allem Skandale.

Seinen Freunden hatte der Präsident hohe Posten zugeschanzt. Hardings engster Beraterstab, Justiz- und Innenminister, hohe Beamte – sie alle waren in Korruptionsaffären verwickelt. In den Medien war bald von der Ohio-Gang die Rede. Harding zeigte wenig Lust am Regieren. Vielmehr widmete er sich nächtelangem Zechen und Pokern oder seinen ausserehelichen Liebschaften. «Mein Gott, dieser Job ist die Hölle», wird der 29. US-Präsident in Biografien zitiert. Gemäss dem Präsidentenranking des Siena College galt Harding lange als schlechtester Präsident in der Geschichte der USA, bevor er von Andrew Johnson als Schlusslicht abgelöst wurde.

George W. Bush nicht mehr unter den fünf Schlechtesten

In den USA gibt es seit 1948 wissenschaftliche Präsidentenranglisten. Das erste Ranking erstellte der Harvard-Historiker Arthur M. Schlesinger senior. Präsidentenranglisten können sehr wohl kritisch beurteilt werden, da es schwierig ist, unterschiedliche Epochen zu vergleichen. Ausserdem ist Geschichtsschreibung immer politisch. Eine Rolle spielen auch der Forschungsstand und der Zeitgeist. Somit ergeben sich im Laufe der Zeit Verschiebungen in den Ranglisten. George W. Bush zum Beispiel landete im Siena-College-Ranking von 2010 auf dem 39. Platz von damals 43 Präsidenten. Inzwischen ist Bush auf Rang 33 vorgerückt.

Und Trump? Dass dieser in den Ranglisten Boden gutmachen wird, ist laut SCRI-Direktor Don Levy theoretisch möglich, wenn künftige Historiker zum Beispiel Trumps «America First»-Politik positiv bewerten oder die von Trump durchgesetzte konservative Dominanz im Obersten Gericht der USA als grosse Errungenschaft beurteilen. Levy geht allerdings davon aus, dass sich Trump im Kreise der fünf schlechtesten Präsidenten festsetzen wird.

Alles klar, Amerika? – der USA-Podcast von Tamedia
Den Podcast können Sie auf
Spotify, Apple Podcasts oder Google Podcasts abonnieren. Falls Sie eine andere Podcast-App nutzen, suchen Sie einfach nach «Alles klar, Amerika?».