Dok über berufstätige Väter«Es ist nicht schön, wenn man der Letzte ist, der das Kind abholt»
SRF hat drei Väter mit kleinen Kindern begleitet. Ein kurzer Film, der zeigt, wie sehr sich Männer immer noch über die Arbeit definieren.
Zum Beispiel Christoph.
Er hetzt aus dem Büro, Zeit, das Kind in der Kita abzuholen. Im Rausgehen verspricht er einem Kollegen, von unterwegs noch ein Update zu schicken, im Zug setzt er sich hin, klappt den Laptop auf. Die halbe Stunde Pendelzeit muss er noch nutzen.
Christoph ist Vater eines eineinhalbjährigen Kindes. Er arbeitet 100 Prozent in der Geschäftsleitung einer Marketingagentur, das Pensum erfüllt er in vier Arbeitstagen. «Ich habe mich immer sehr über den Beruf definiert», sagt er später in seiner Küche. Nun will er also alles zusammenbringen: Vollzeitjob, volle Leistung und trotzdem einen Tag pro Woche mit dem Kind verbringen.
SRF hat für das Reportageformat «rec.» Christoph und zwei weitere Väter mit den Kameras im Alltag begleitet. Den Stress, den sich Christoph macht, spürt man schon in den ersten Minuten des Dokfilms. Es gelinge ihm im Job nicht immer, das zu liefern, was er müsste. «Ich werde sehr stark an meinen Leistungen gemessen.»
«Es hat mich Überwindung gekostet, zu sagen, dass ich einen Tag mit der Tochter haben möchte.»
Der Zeitpunkt für den Film ist gut gewählt. Seit 2021 gibt es den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub, Schweizer Väter zögern weiter, sich der Kinderbetreuung zu verpflichten. Gerade mal 15 Prozent der Väter mit Kindern unter 3 Jahren arbeiten hierzulande Teilzeit, bei den Müttern sind es 55 Prozent, 27 Prozent sind erwerbslos.
Christoph sagt, dass er gedacht habe, er werde ein «Vorzeigepapi». «Aber ich bin es leider nicht.» Es habe ihn auf der Arbeit Überwindung gekostet, zu sagen, dass er Zeit mit der Tochter haben möchte. «Es war für mich schon ein grosser Schritt, einen Tag zu übernehmen.»
«Irgendwann gibt man mehr und mehr ab.»
Philipp würde gern mehr Zeit mit dem Kind verbringen, das zum Zeitpunkt des Drehs erst ein paar Monate alt ist. Sein Arbeitgeber hat sich dagegengestellt, für den Verkaufsleiter «keine Überraschung, aber eine Enttäuschung». Beim Gespräch in der Küche – die Frau kocht Znacht, der Vater trägt das Kind herum – wird deutlich, dass insbesondere die Mutter, selbst Teilzeit als Rechtsanwältin tätig, Mühe damit hat. «Wir hatten nicht damit gerechnet, dass es für ihn nicht möglich sein wird, zu reduzieren. Es ist schade, dass er die Momente mit der Kleinen verpasst.»
Philipp sagt, dass er sich seinen «Platz als Erziehender erkämpft» habe. Doch die Vollzeitstelle bedeute, dass er weniger nah an seinem Kind sei, als er möchte. Die Konsequenz spricht er selbst aus: «Irgendwann gibt man mehr und mehr ab.»
Die Vollzeitväter zeigen, welchen Stellenwert Beruf und Karriere für viele Männer haben. Beide reflektieren das kritisch, aber am Pensum ändert das erstmal nichts.
Eine Ergänzung bietet der dritte Protagonist. Daniel und seine Partnerin haben zwei Kinder, sie arbeiten beide in 60-Prozent-Pensen. Weil sie es sich leisten können. «Ich habe Glück, meine Frau verdient gut», sagt Daniel. Ihr Alltagsmodell mit geteilter Verantwortung sei möglich, weil er «keine extremen Ziele» im Job habe. «Mein Fokus war immer, genug Zeit für die Familie zu haben.»
Bei seinem Job hatte es Anpassungen gebraucht, damit für die Kinder eine regelmässige Struktur ermöglicht werden konnte. Ihm würden die Tage mit den Kindern leichterfallen als seiner Frau, sagt Daniel.
«Ich zweifle daran, ob das ein zukunftsfähiges Modell ist.»
Die Reportage «Berufstätige Väter – Angst vor dem Karriereknick?» ist ein kleiner Film von nicht mal dreissig Minuten. Die drei Väter werden jeweils nur kurz begleitet, an einem Morgen oder einem Abend. Die Auswahl der Porträtierten könnte vielfältiger sein, alle Familien stammen aus einem gut situierten Umfeld. Zwei der drei Männer arbeiten in Führungspositionen.
Trotzdem bildet die Dok ab, wie sich der Alltag für viele Familien in der Schweiz gestaltet. Sie zeigt Grundsätzliches: Väter müssen ihren Platz einfordern – gegenüber dem Arbeitgeber, aber auch in der Familie. Dafür müssen sie in erster Linie bereit sein, im Job zurückzustecken, wie das viele Frauen noch viel selbstverständlicher machen, auch das zeigt der Film.
Offensichtlich ist dabei, wie fragil das Konstrukt um Arbeit und Familie für viele ist. Der Stress ist hoch, das Geld bestimmt, was bei Pensum und externer Kinderbetreuung möglich ist.
«Ich zweifle daran, ob das ein zukunftsfähiges Modell ist», sagt Christoph einmal.
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