Showdown in Melbourne «Djokogate» überschattet Nadals Comeback
Während beim Serben neue Ungereimtheiten auftauchten, holte sich der Spanier in Melbourne seinen 89. Turniersieg.
Bevor in der Nacht auf Montag die am Donnerstag verschobene Gerichtsanhörung von Novak Djokovic anstand, feierte Rafael Nadal, ebenfalls in Melbourne, ein siegreiches Comeback. Derweil nahm der Fall für den Serben eine neue, erneut fragwürdige Entwicklung. Aus dem seitenlangen Verteidigungsschreiben seiner Anwälte, das im Internet zu finden war, ging hervor, dass er am 16. Dezember positiv getestet worden sein soll.
Umgehend wurde in sozialen Medien darauf hingewiesen, dass der Weltranglistenerste am gleichen Datum an der Vernissage einer Briefmarkenserie mit ihm als Sujet teilgenommen hatte. Tags darauf tauchte er in seinem Tenniscenter an einer Ehrung junger Tennisspieler auf – erneut ohne Maske.
Am späten Sonntag erklärten Anwälte des australischen Gerichtshofs, Djokovic habe sich auf veraltete Impfempfehlungen gestützt, um seine Ausnahmebewilligung zu rechtfertigen. Demnach gilt eine Erkrankung am Coronavirus im Gegensatz zu früheren Regeln seit Dezember nicht mehr als Grund für eine Impfbefreiung. Das gleiche Schriftstück wies die Vorwürfe von Djokovics Juristen zurück, dass ihm bei seiner Befragung am Flughafen in Melbourne in der Nacht auf den Donnerstag kein faires Verfahren gewährt worden sei – am Schluss habe er gar nichts mehr zu sagen gehabt. Zudem heisst es darin, dass die Regierung bei einem allfälligen Gerichtsentscheid zugunsten des Serben die Einreise ein zweites Mal verbieten und ihn erneut inhaftieren könnte.
Glutenfreies Essen, Trainingsgeräte, Computer
Djokovic war am frühen Donnerstag vom Flughafen ins Auffangzentrum Park Hotel von Melbourne verlegt worden, wo er auf seine Anhörung wartete. Derweil formulierten seine Anwälte hastig ihren Einspruch. Ihre Anträge, ihn in eine bessere Unterkunft zu übersiedeln, wurden abgelehnt. Gemäss Ana Brnabic, Ministerpräsidentin der serbischen Regierung, wurde wenigstens dafür gesorgt, dass der Tennisspieler «glutenfreies Essen, Trainingsgeräte und einen Laptop» erhielt.
Dem Titelverteidiger die Einreise zu verweigern, sei «unlogisch, irrational und juristisch unangemessen», heisst es in seinem Verteidigungspapier unter anderem. Das australische Innenministerium werde dafür plädieren, die Klage kostenpflichtig abzuweisen, hiess es am späten Sonntag. Kurz vor Beginn des Australian Open (17. Januar) wollte Australiens Regierung noch auf Zeit spielen und die Verhandlung auf Mittwoch vertagen. Der zuständige Richter hielt aber am Termin um 10 Uhr am Montag früh (Ortszeit) fest.
Die Anwälte des Tennisstars drängten verständlicherweise auf eine rasche Entscheidung des Gerichts. Sie baten den Richter, «zum frühestmöglichen Zeitpunkt» zu entscheiden – ohne die Ausarbeitung seiner juristischen Argumentation abzuwarten. Diese könne später veröffentlicht werden. Richter Anthony Kelly liess aber klarstellen, dass sich die Justiz nicht drängen lasse.
Inzwischen wies Craig Tiley, Verbandschef von Tennis Australia, jegliche Schuld von sich. Ihm und seinen Verbündeten wird unter anderem vorgeworfen, die Spielerinnen und Spieler mit falschen Informationen versorgt zu haben, was die Einreise betrifft. In einem an die Medien gelangten, verbandsinternen Video erklärt der Turnierdirektor, sein Team habe «grossartig» gearbeitet und «getan, was es gemäss den erhaltenen Vorgaben» habe tun können. Wegen des laufenden Verfahrens wolle sich der Verband aber vorerst nicht öffentlich äussern.
Barty, Nadal und die Kanadier
Acht Tage vor dem Beginn des ersten Grand-Slam-Turniers war in Australien auch sportlich viel los, wurden die ersten Siegerinnen der Saison gekürt. Dabei handelte es sich um bekannte Gesichter: In Adelaide gewann die Weltranglistenerste Ashleigh Barty das Endspiel gegen Jelena Rybakina 6:3, 6:2 und holte ihren 14. Turniersieg. In Melbourne feierte Rafael Nadal ein ideales Comeback mit dem Gewinn des ATP-250-Turniers, wobei er den Final gegen den amerikanischen Qualifikanten Maxime Cressy 7:6 (8:6), 6:3 gewann. Für den 35-Jährigen war es der 89. Titel, der erste seit Rom im Mai 2021 und seiner Fussverletzung. Ohne «Djokogate» wäre er zweifellos die Tennisfigur des Wochenendes gewesen.
In Sydney ging der Titel am ATP-Cup an Kanada, dank den gewonnenen Einzeln von Denis Shapovalov und Felix Auger-Aliassime gegen Spanien. Erst schlug Shapovalov Carreño Busta 6:4, 6:3, dann Auger-Aliassime Bautista Agut 7:6 (7:3), 6:3.
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