Weekend-Tipp TessinEin magischer Ort, um Ruhe zu tanken
Das malerische Bergdorf Meride liegt am Fusse des Monte San Giorgio fernab von der Hektik des Tales. Hier lässt es sich bestens dem Alltag entfliehen.
Dieser Artikel stammt aus der Schweizer Familie
Es regnet, als ich in Meride ankomme. Nein, es schüttet! Das kleine Bergdorf oberhalb von Mendrisio im Tessin verschwindet unter einem grauen Schleier, und die Häuschen scheinen sich aneinander festzuklammern, um nicht weggeschwemmt zu werden.
Zum Glück kann ich in einem Hotel einkehren, in dem gleich beim Eingang ein behagliches Feuer im Cheminée flackert und mich das Nass vergessen lässt. Ich fühle mich augenblicklich wohl.
Hotel mit Geschichte
Das Hotel Locanda San Silvestro ist eines der ältesten Häuser von Meride, das Dorf selbst im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz eingetragen. 2019 haben die heutigen Besitzer dieses Gebäude aus dem 18. Jahrhundert sanft saniert und erneuert. Dessen Charme kommt nun noch stärker zur Geltung. Die verschlungenen Treppenaufgänge, die Kastanienbalken an den Decken blieben erhalten, die Zimmer sind durch Loggien miteinander verbunden.
In meinem Zimmer sind sogar noch die Torbögen eines früheren Zugangs zu sehen. Rechts und links davon sind sternförmige Symbole in die Steinwände geritzt – ein Glückszeichen für all jene, die eintreten, wie mir die Chefin erklärt. Es ist ein schönes Gefühl, einen Raum zu bewohnen, dessen Geschichte dermassen spürbar ist.
Überhaupt liegt eine fast mystische Atmosphäre über dem Haus und der Ortschaft. An diesem Abend erst recht, denn der Regen hat sich zu einem waschechten Gewitter ausgeweitet.
Ein Spektakel, dem ich vor dem Schlafengehen im Schutz der Loggia bei einem Glas Wein noch ein wenig zusehe. Immer wieder lassen Blitze die umliegenden Hügel aufflackern. Dann verschwinden die bewaldeten Hänge wieder in völliger Dunkelheit – begleitet von einem Donnergrollen.
Am nächsten Morgen überrascht mich ein wolkenloser Himmel, als hätte das Unwetter alles sauber gewaschen. Nach meiner Ankunft in Meride hatte ich mich wegen des vielen Regens schon von meiner Idee verabschiedet, auf den Monte San Giorgio zu wandern. Nun kann ich doch noch losziehen.
Aufstieg zum Gipfel
Der Aufstieg beginnt gleich beim Dorfausgang. Die Luft ist noch immer feucht vom nächtlichen Regen, aber die Sonne fängt schon tüchtig an zu wirken. Ich bin froh um die Traubeneichen, Stechpalmen, Eiben und Ahornbäume, die sich rundum miteinander verweben. Sie nehmen zwar die Sicht auf die Umgebung, dafür spenden sie Schatten auf dem steilen Weg.
Die Aussicht gibt es dann auf dem 1097 Meter hohen Gipfel. Und was für eine! Unter mir verzweigen sich die beiden südlichen Arme des Luganersees, links erstreckt sich der Monte San Salvatore entlang des Seeufers, rechts ragt der Monte Generoso auf, und im Norden zieht sich der verschneite Alpenbogen über den ganzen Horizont.
Ich kann mich an diesem gewaltigen Anblick kaum sattsehen. Aber irgendwann muss ich mich doch losreissen, denn der Rückweg liegt im Schatten des Berges, und es wird bereits wieder etwas frisch.
Fossilien am Fussweg
Erst beim Abstieg wird mir bewusst, dass ich auf einer der weltweit wichtigsten Lagerstätten von Meeresfossilien unterwegs bin. Die Route führt mich stellenweise den geologisch-paläontologischen Themenweg entlang.
Auf Tafeln erfahre ich mehr über die Bedeutung dieses Berges und seine fünf verschiedenen Schichten mit Versteinerungen. Eine geologisch derart aussergewöhnliche Situation, dass das ganze Gebiet rund um den Monte San Giorgio 2003 von der Unesco zum Welterbe erklärt wurde.
Das Hier und Jetzt und der Abstieg durch die wilden Kastanienwälder interessiert mich aber mehr. Und die Frage, ob ich wohl die Wildschweine zu sehen bekomme, die den Boden überall aufgewühlt haben. Doch die Tiere halten sich heute versteckt, und ich gelange ohne Begegnungen, aber voller schöner Eindrücke wieder zurück nach Meride.
Dort angekommen, lasse ich bei einem Glas Wein unter den Reblauben der Locanda San Silvestro die herrliche Ruhe noch etwas tiefer in mich hineinsickern. Ein kostbares Geschenk, das ich aus dieser magischen Region mit ins Tal nehmen werde.
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