US-Trend PickleballDieser Zeitlupensport wächst rasant und lockt Promis an
Basketballstar LeBron James kauft ein Team der Major League Pickleball. Was es mit dieser Randsportart auf sich hat, die in der Schweiz gerade mal zwei Clubs hat.

LeBron James ist eine Art Sport-Halbgott. Neben den Spielfeldern der NBA macht der Basketballer der Los Angeles Lakers Geschäfte: Ihm gehören Teile der Boston Red Sox (Baseball) und der Pittsburgh Penguins (Eishockey), des FC Liverpool und seit kurzem auch der AC Milan. Das amerikanische Wirtschaftsmagazin «Forbes» schreibt, dass der 37-Jährige kurz davor ist, nach Michael Jordan der zweite Basketball-Milliardär zu werden.
Vor wenigen Tagen hat sich James etwas Neues gekauft: ein Team in der Major League Pickleball. Pickleball?
Die Racket-Sportart spielt man zu zweit oder zu viert auf einem Feld, so gross wie bei einem Badminton-Doppel. Das Netz ist etwas niedriger als beim Tennis. Der Plastikball ist optisch kaum zu unterscheiden von einem Unihockeyball. Man schlägt ihn mit einem Racket aus Kunststoff, rund 20 mal 40 Zentimeter gross. Im Vergleich zu Tennis wirkt Pickleball wie ein Zeitlupenspiel.

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In der Schweiz gibt es zwei Clubs und kein einziges Turnier (siehe unten stehende Box). Warum investiert LeBron James, einer der einflussreichsten Athleten der Welt und Figur der Popkultur, in diese Randsportart?
Der Pickleball-Erfinder hat in Washington Abtreibungen ermöglicht
Drei Väter haben das Spiel in den 1960er-Jahren für ihre Kinder erfunden. Einer von ihnen war Joel Pritchard, der für die Republikaner im Kongress sass. Einer seiner Gesetzesentwürfe hat Washington 1970 zum ersten Bundesstaat gemacht, in dem Abtreibungen durch eine Volksabstimmung legalisiert worden sind.
Trotzdem hielt er Pickleball für seine grösste Errungenschaft. Das schreibt die Hall of Fame, die Ruhmeshalle des Pickleball, die vielleicht dereinst auch LeBron James aufnehmen wird. Denn der Basketballer könnte zum wichtigsten Multiplikator dieser Sportart werden.

Der Pickleball-Boom in den USA begann, als die Regierung in der Covid-Pandemie die Fitness-Center zusperrte und Kontaktsportarten verbot. Die Menschen kauften sich Netze, spannten sie in ihren Hinterhöfen und auf den Strassen, das Spiel kommt mit wenig Platz aus. Gemäss dem «Economist» waren diese portablen Netze zwischenzeitlich ausverkauft. Die «Washington Post» schreibt von einer «Pickleball-Explosion».
Zwischen 2019 und 2021 stieg die Anzahl Spieler um 40 Prozent auf rund 5 Millionen. Yoga, ein anderer Pandemie-Profiteur, kam in der gleichen Zeit auf 12 Prozent Wachstum. Laut einer Studie der «Sports and Fitness Industry Association» wächst in den USA keine Sportart schneller als Pickleball.
Als die NBA 2020 wegen Covid in Orlando in einer Bubble lebte und spielte, vertrieben sich Schiedsrichter, Journalistinnen und Teammitglieder mit Pickleball die Zeit. So könnte LeBron James das Spiel erreicht haben, das er heute liebt. Mit ihm zusammen steigen die Basketballer Draymond Green (Golden State Warriors) und Kevin Love (Cleveland Cavaliers) in die Major League Pickleball ein.
James Blake oder ein Super-Bowl-Gewinner: Die Teambesitzer sind fast alle prominent
Der Milliardär Steve Kuhn hat die Liga 2021 gegründet. In der «Washington Post» sagt er: «Das ist ein Wendepunkt für Pickleball. Die Plattform, die uns diese Investoren bieten, wird uns helfen, unser Ziel zu erreichen: 40 Millionen Spieler bis 2030.»
James’ Pickleball-Team wird 2023 erstmals mitspielen, wenn die Liga von 12 auf 16 Teams aufgestockt wird. Noch fehlt dem Team ein Name. Andere heissen «Lions», «Mad Drops» oder «Florida Smash».
Viele von ihnen gehören prominenten Menschen: James Blake, dem ehemaligen Tennisspieler; Brené Brown, Professorin für Verletzlichkeit und Bestseller-Autorin; Drew Brees, Super-Bowl-Gewinner von 2009; Marcus Lasry, Besitzer der NBA-Franchise Milwaukee Bucks. Die Liste umfasst weit mehr als diese Namen – und sie hat in LeBron James gerade den grössten aufgenommen.
Pickleball will 2028 olympisch sein. Ob das gelingt, wird der Erfinder des Spiels nicht erleben. Joel Pritchard ist 1997 im Alter von 72 Jahren gestorben. In Olympia, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Washington.
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