Riesenlaubbläser im WaldDieser XL-Laubbläser bläst alles weg
Herbstlaub-Rechen war gestern – heute nimmt man dafür den Laubbläser, auch im Wald. Forstbetriebe in der Region putzen die Wege per Gebläse – weil es nötig sei.
«Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten», schrieb der Dichter Rainer Maria Rilke zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Damals fegte man im Herbst die Blätter mit Rechen zusammen. Oder man liess sie liegen. Das ist heute nicht mehr gefragt: Mit Laubbläsern spediert man die Blätter wirbelnd aus dem Weg.
Doch Laubbläser erhitzen die Gemüter. In der Facebook-Gruppe «Du bisch vo Hombi wenn…» fragt denn auch ein Nutzer, weshalb die Gemeinde im Wald auf Bochslen das Laub von den Wegen blasen lässt. «Alle Kleinlebewesen, die unter dem Laub leben, werden abgetötet», schreibt er. Doch nicht nur in Hombrechtikon fahren die Laubbläser im Wald auf – es ist mittlerweile eine gängige Praxis, die Herbstblätter von den Waldwegen zu blasen.
Die Naturschutzorganisation WWF spricht sich aus denselben Gründen gegen den Einsatz von Laubbläsern aus. Wie kann es also sein, dass man im Wald das Laub zur Seite bläst, wenn es eine so wichtige Funktion hat? Es kann nicht sein, es muss sogar – so klingt es aus den Gemeinden.
Schmierschicht verhindern
Der Hombrechtiker Förster Nils Schönenberger erklärt: «Wenn das Laub liegen gelassen würde, entstünde daraus eine Humusschicht, die sich mit dem Kies vermischen würde. Dadurch würden die Waldstrassen schnell matschig werden und kaputtgehen.» Doch es koste viel Geld, eine Waldstrasse zu bauen, sagt Schönenberger. Die Förster müssen sie pflegen.
Manuel Peterhans, Revierförster des Forstreviers Küsnacht-Erlenbach/ Herrliberg-Egg, unterstreicht, wie wichtig das Entfernen des Laubs für den Erhalt der Strassen ist: «Die oberste Schicht einer Waldstrasse verhindert, dass Wasser in den Strassenkörper kommt. Durch feuchtes Laub wird diese oberste Schichte ausgewaschen.» Die Folge davon seien Schlaglöcher und weitere Schäden.
Laubbläser am Traktor
Förster Schönenberger erinnert sich, dass früher schon Waldarbeiter das Laub von den Waldstrassen entfernt hätten – damals allerdings mit Rechen. Heute kommen in allen Forstrevieren am See, die diese Zeitung angefragt hat, riesige Laubbläser zum Einsatz. Im Forstrevier Thalwil-Oberrieden-Langnau am Albis beispielsweise ebenso wie im Forstrevier Pfannenstiel Süd oder in den Wäldern der Stadt Zürich. Sie werden an Traktoren montiert und mit der Antriebswelle betrieben.
Sie lassen die Herbstblätter von der Strasse wirbeln und pusten sie auch aus den Wassergräben daneben. Denn wie Förster Schönenberger sagt: «Die Seitengräben müssen frei vom Laub sein. Nur so kann die Entwässerung gewährleistet und können Schäden an der Strasse verhindert werden.»
Meilens Gemeindeschreiber Didier Mayenzet sagt, aus zeitlichen und wirtschaftlichen Gründen setze der Revierförster auf das Gebläse. Denn: «So geht es schneller und effizienter als mit dem Besen.» Jeden Herbst kämen allein im Siedlungsgebiet mehrere Lastwagenladungen Laub zusammen.
Kräftiger Windstoss
Beliebt für den Einsatz im Wald ist ein XL-Laubbläser aus Schweizer Produktion. In seiner leistungsstärksten Ausführung für rund 15’000 Franken bläst er Luft mit einer Geschwindigkeit von 105 Metern pro Sekunde. Das ist kräftig, aber weit entfernt von einem gängigen Flugzeugtriebwerk, das es auf rund 900 Meter pro Sekunde bringt.
Anfrage bei der Silent AG im zürcherischen Otelfingen. Die Unterländer Firma vertreibt unter anderem diese Riesenlaubbläser. «Die Nachfrage nach grossen Laubbläsern hat in den letzten Jahren stark zugenommen», erklärt das Unternehmen. Nicht nur im Wald würden sie eingesetzt, sondern auch auf Weidewiesen: «Das Laub wird weggeblasen, damit die Blätter nicht das Gras beim Wachsen hemmen.»
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Damit nicht genug: Der XL-Laubbläser hat auch seinen Weg in die Städte gefunden. Denn wie die Silent AG weiter erklärt, sind Grossveranstaltungen ein weiteres Einsatzgebiet des Mulchy – oder vielmehr die Strassen und Plätze nach dem Event. Einen Tipp haben die Spezialisten noch: «Es empfiehlt sich, den Laubbläser vorne am Traktor zu montieren. So werden das Laub und der Abfall nicht erst überfahren und angedrückt.»
Laub und Abfall in einem Satz – was hätte der Dichter Rilke dazu gesagt? Man weiss es nicht. Die Blätter, schrieb er jedenfalls, «sie fallen mit verneinender Gebärde».
Fehler gefunden?Jetzt melden.