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Interview mit Josef Dittli
Dieser Urner überwacht die US-Wahl

«Ich gehe frei von Angst dorthin»: Joef Dittli ist erstmals als Wahlbeobachter in Washington D.C. im Einsatz.
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Was ist Ihre Aufgabe bei diesen mit Spannung erwarteten Präsidentschaftswahlen?

Am Wahltag werden wird zehn bis zwölf Wahllokale besuchen. Dabei überprüfen wir zum Beispiel, ob die Urnen leer und ordnungsgemäss versiegelt sind, ob die Wählerinnen und Wähler auch tatsächlich ohne Einschüchterungen geheim abstimmen können und ob beim Auszählen der Stimmen alles richtig läuft.

Wenn Sie Unregelmässigkeiten feststellen, wie gehen Sie vor?

Wir dürfen auf keinen Fall eingreifen. Wir rapportieren unsere Beobachtungen anhand von Checklisten zuhanden der OSZE. Die gibt auch einen entsprechenden Verhaltenskodex für Wahlbeobachter vor.

Wo werden Sie eingesetzt?

Stationiert bin ich zusammen mit meinem luxemburgischen Kollegen in Washington D.C. nur wenige Hundert Meter vom Weissen Haus entfernt. Nebst diesem Staat kommen wir möglicherweise auch in den Nachbarstaaten Virginia und Maryland zum Einsatz.

Ist der Einsatz in diesen Bundesstaaten gefährlich?

Die Lage wird von den Behörden vor Ort analysiert, und wir werden entsprechend instruiert. Aber grundsätzlich sind wir ohne Bodyguards und nur mit einem lokalen Chauffeur unterwegs. Ich gehe frei von Angst dorthin, schliesslich ist Amerika immer noch eine Demokratie, auch wenn es im Vorfeld zu einigen unschönen Ereignissen gekommen ist wie etwa die versuchte Entführung einer Gouverneurin.

Wie beurteilen Sie das amerikanische Wahlsystem?

Als äusserst komplex und kompliziert und deshalb auch juristisch durchaus anfällig. Das öffnet einem knapp unterlegenen Kandidaten Tür und Tor, um das Resultat vor Gericht anzufechten.

Wie wird man Wahlbeobachter?

Ich habe gegenüber der OSZE mein Interesse angemeldet. Dafür muss man Mitglied der parlamentarischen Delegation der OSZE sein, die aus vier National- und vier Ständeräten besteht. Seit ich 2015 in den Ständerat gewählt wurde, bin ich Mitglied dieser Delegation und jetzt erstmals als Wahlbeobachter im Einsatz.

Ist eine solche Wahlbeobachtung aufwendig?

Man muss insgesamt eine gute Woche investieren. Man muss Unterlagen studieren, die von der OSZE zur Verfügung gestellt werden, und eine zweitägige Schulung vor Ort absolvieren. Und natürlich muss man sich heutzutage Corona-gerecht verhalten.

Das bedeutet?

Ich musste einen Corona-Test machen und darf nur einreisen, wenn dieser negativ ausfällt. Zudem gilt während der Reise und dem Aufenthalt ein strenges Schutzkonzept.

«Donald Trump ist als Person schon grenzwertig.»

Wie gut kennen Sie Amerika?

Ich habe keine spezielle Beziehung zu den USA, habe dort weder Verwandte noch spezielle wirtschaftliche Beziehungen. Letztmals war ich im Jahr 2000 dort. Als ehemaliger Berufsmilitär habe ich einen achtmonatigen internationalen Lehrgang am Nato-Defence-College besucht und spreche seitdem ein recht anständiges Englisch.

Sie sind nur als Beobachter dort. Wenn Sie Amerikaner wären: Wen würden Sie wählen?

Ich wäre wohl noch unschlüssig. Wirtschaftspolitisch hat der amtierende Präsident Donald Trump einiges richtig gemacht, aber als Person ist er schon grenzwertig.