Verkehr in HombrechtikonDieser Blitzkasten ist nur fake – hat aber dennoch Wirkung
Eine Radar-Attrappe in Hombrechtikon sorgt für Diskussionen in den sozialen Medien und ruft die Polizei auf den Plan.
Wer auf der Etzelstrasse in Hombrechtikon von Norden nach Süden fährt, dürfte auch schon auf ihn aufmerksam geworden sein: ein kleiner, grauer Kasten mit einem Sichtfenster – seit rund sechs Monaten steht die Blitzer-ähnliche Box auf einem privaten Grundstück und ist auf die Kantonsstrasse hin ausgerichtet.
Diese ist an der betroffenen Stelle leicht abfallend und über ein längeres Stück gerade, was einige Autofahrer dazu verlockt, auf mehr als die erlaubten 50 Kilometer pro Stunde zu beschleunigen. Das, obwohl die nachfolgende Kreuzung mit der Eichtalstrasse nicht gerade übersichtlich ist.
Mit der Radar-Attrappe hat ein Anwohner nun selbst versucht, das Geschehen in den Griff zu bekommen. Und die Installation scheint eine gewisse Wirkung zu haben.
Verständnis und Provokation
«Jedes Mal erschrecke ich mich ab diesem doofen Teil», schrieb kürzlich eine Facebook-Nutzerin in der Gruppe «Du bisch vo Hombi wenn…» und stellte dazu ein Bild des Kastens. Sogleich folgten diverse Reaktionen von anderen Nutzern der Onlineplattform.
Die einen stimmen ihr zu, andere äussern «volles Verständnis» für die Aktion – in Anbetracht dessen, wie an der Etzelstrasse gefahren werde – und bezeichnen die Attrappe als gut gemacht. Weitere machen sich über den «Vogelhaus-ähnlichen» Kasten lustig, nur einer fühlt sich davon offensichtlich provoziert. So schreibt er, der Kasten verleite ihn dazu, «zwei Gänge runterzuschalten und mit seiner lauten, alten Büchse Vollgas zu geben».
Eine solche Reaktion bemerkt auch eine Anwohnerin immer wieder. Wie sie sagt, habe die Attrappe, die ihr Nachbar aufgestellt habe, in den ersten Wochen etwas genützt, doch nun sei der Effekt wieder verflogen. «Inzwischen wissen es die meisten und geben extra Gas», sagt sie.
Polizei rückt aus
Während der Besitzer des Fake-Radars gegenüber dieser Zeitung keine Auskunft geben möchte, erzählt seine Nachbarin, dass man sich an der Etzelstrasse schon seit längerem über Raser ärgere. «Mit ihren aufgemotzten BMW und Mercedes fahren sie wie die Gestörten rauf und runter», sagt sie. Sie habe deswegen auch schon die Polizei verständigt, geändert habe sich an der Situation aber nichts.
Auf Anfrage dieser Zeitung zur rechtlichen Situation von Radar-Attrappen ist die Kantonspolizei Zürich nun jedoch aktiv geworden. Eine Patrouille begutachtete sofort den Fake-Blitzer an der Etzelstrasse. Ralph Hirt, Mediensprecher der Kapo, hielt danach fest, dass dieser nicht regelwidrig sei. Solange Attrappen keine Verkehrs- oder Sichtbehinderung darstellten, seien sie zwar nicht offiziell erlaubt, aber auch nicht verboten. Untersagt wäre es laut Hirt, tatsächlich Aufnahmen zu machen oder mit Blitzen solche vorzutäuschen.
Als typische Raserstrecke gilt die Etzelstrasse bei der Kantonspolizei nicht. «Uns ist nicht bekannt, dass dort häufiger schneller gefahren würde als anderswo.» Kontrollen mache man dennoch regelmässig, sagt der Kapo-Sprecher.
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