Die wichtigsten Antworten zur Neymar-Hängepartie
Langsam scheint ein Ende der Seifenoper in Sicht. Und Neymar selber verkündet einen etwas anderen Transfer.
Zeitweise wurde es fast schon lächerlich. Nahezu gleichzeitig vermeldeten Sportzeitungen in Madrid, dass Neymar einen Wechsel zu Real ernsthaft in Betracht ziehe, in Barcelona schrieben die Medien, der Brasilianer wolle unbedingt zu Barça zurück, und in Frankreich titelten sie plötzlich, dass er doch in Paris bleibe. Wieso die Franzosen auf diese Idee kamen, nachdem Präsident, Sportdirektor und Trainer von PSG bereits deutlich machten, dass der in Ungnade gefallene Star besser gestern als morgen verschwinden sollte? Nun, Neymar lachte im Training.
So viel zur Seifenoper, die schmieriger kaum sein könnte. Fast täglich soll Barça ein Angebot abgegeben haben. 0 bis 300 Millionen Euro betrug die Summe, die Barça entweder bot oder PSG verlangte. Je nach Quelle halt. Nun könnte das Ney-Märchen tatsächlich wahr werden. Zeit, die wichtigsten Fragen dazu zu beantworten.
Wieso soll es ausgerechnet jetzt konkret werden?
Ganz einfach, weil das Versteckspiel endgültig vorbei ist. Es brauchte für einmal keine aufmerksamkeitsgeile und Primeur-suchende Reporter – es passierte in aller Öffentlichkeit: Eine Delegation des FC Barcelona reiste höchstpersönlich nach Paris. Sie beinhaltete Sportdirektor Eric Abidal, Vorstandsmitglied Javier Bordas, Scout und Neymar-Intimus André Cury und sogar CEO Oscar Grau. Insbesondere Graus Anwesenheit versetzte die spanischen und französischen Medien in höchste Alarmbereitschaft, denn er ist der Mann, der die rechtmässigen Deals autorisieren darf. Auch wenn die Annahme doch etwas naiv gewesen sein dürfte, dass eine derart gewaltige Operation nach nur einer Sitzung gefixt werden kann: Diese Dienstreise war ein klares Zeichen.
Wieso ging das so lange?
Lange Zeit bockte PSG, schien mit Barcelona gar nicht verhandeln zu wollen. Zu schlecht sind die Beziehungen zwischen den Vereinen. Die katarischen Clubbesitzer fanden es nämlich gar nicht lustig, dass der spanische Meister in Vergangenheit Thiago Silva, Marquinhos, Di Maria und Verratti abwerben wollte. Nicht wenige Experten sahen in Neymars Verpflichtung vor zwei Jahren vor allem einen Racheakt und eine Machtdemonstration von Katars Geldsäcken. Keine Hilfe war, dass Barça in diesem Sommer Hollands Juwel Frenkie de Jong für 75 Millionen Euro holte – der 22-Jährige soll sich schon mit PSG einig gewesen sein. Deshalb begrüsste PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi sein Pendant bei Barcelona, Josep Maria Bartomeu bei einem Uefa-Dinner mit den Worten: «Hallo Betrüger.» Deshalb wartete Barcelona auf einen Gefallen Neymars. Er soll in Paris klar und deutlich machen, dass nur die Katalanen infrage kommen.
Offenbar ist jetzt das passiert. Mehrere Medien berichten übereinstimmend, dass Neymar bei PSG-Sportdirektor Leonardo vorstellig worden sei und klar gemacht habe, dass ihn nur Barça interessiere. Etwas subtiler, dafür öffentlich, ging Neymars Vater vor. Auf einen Instagram-Post von Fussballlegende Rivaldo, wo er den Wunsch äusserte, Bartomeu solle doch alles unternehmen, um Neymar «nach Hause» zu holen, reagierte Neymar Senior mit einem Like. So geht das – in der heutigen, digitalen Welt.
Wie teuer wird Neymar diesmal?
Mit 222 Millionen Euro ist der 27-Jährige bereits der teuerste Fussballer der Geschichte. Sollte der Deal mit Barcelona klappen, dürfte er auch noch der Drittteuerste (Mbappé kostete 180 Millionen) werden. Denn es stehen noch zwei Zahlen im Raum: 150 und 170 Millionen Euro. So oder so sei Barça bereit, diesen Sommer zwischen 30 und 40 Millionen zu bezahlen, der Rest soll aufgeteilt werden. Wird die Restzahlung 2020 fällig, können die Katalanen total 150 Millionen aufwerfen, bekommen sie noch ein Jahr mehr Zeit, wären sie bereit, den Totalbetrag auf 170 Millionen zu erhöhen. PSG verlangt jedoch 170 Millionen aufs Mal.
Die Summe reduzieren könnte Ousmane Dembélé, manche sehen in ihm gar den Schlüssel einer bisher verschlossenen Tür. Das französische Enfant terrible verliert nach seiner erneuten Muskelverletzung langsam aber sicher seine letzten Verteidiger in Barcelona, weshalb Paris eine realistische Option werden könnte. Überraschend: Scheinbar ist PSG bereit, ihn nur auf Leihbasis zu verpflichten. Weniger Geld bezahlen, Dembélés Lohn sparen, Platz schaffen im Sturm und dem 22-Jährigen Spielpraxis auf höchstem Niveau verschaffen? Sollte das klappen, es wäre eine Meisterleistung von Barcelonas zuletzt nicht über alle Zweifel erhabenen Verhandlungsführern – und eine schallende Ohrfeige für die PSG-Bosse, die damit einsehen müssten, dass sie sich im Neymar-Poker mächtig verzockt hätten. Da klingt das letzte Angebot, das Barça gemäss internen Quellen vorbereiten soll, doch etwas versöhnlicher: Dembélé ausgeliehen, Ivan Rakitic fix und dazu 125 Millionen Euro (in Raten).
Wie wahrscheinlich ist der Wechsel?
Angesichts der neusten Entwicklungen werden sie in Barcelona fast schon euphorisch. Die katalanische Zeitung «Sport» schreibt, der Deal dürfte in den nächsten 48 Stunden über die Bühne gehen. Etwas zurückhaltender sagt es Barça-Vorstandsmitglied Bordas: «Wir haben noch keine Einigung, aber wir sind ihr näher.» Aber die Zeit drängt: Am Montag schliesst das Transferfenster.
Mitten im Wechseltheater meldete sich auch Neymar selber in den sozialen Medien. Und er verkündete gar einen Transfer: «Ich durfte mir einen Traum erfüllen und in meiner Lieblingsserie mitspielen.» In der neusten Staffel der Netflix-Hitserie «Haus des Geldes» spielt er einen brasilianischen Mönch namens João. Die Folgen wurden bereits abgedreht, wegen der Vergewaltigungsvorwürfe gegen den Fussballer wurde bislang nicht die Originalversion gezeigt. Nun werden die Folgen 6 und 8 der dritten Staffel ersetzt. Doch der Lebemann mit Nettojahreslohn von 30 Millionen Euro als Mönch in einer kapitalismuskritischen Serie, ist das wirklich authentisch? Kein Problem, Neymar dürfte das hinkriegen. Schauspielerei ist er sich ja vom Fussballplatz gewohnt.
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