Nour El Sherbini: Squash-Star aus ÄgyptenDie Vorurteile an die Wand geklatscht
Nour El Sherbini gehört zu den besten Squash-Spielerinnen der Welt. In ihrer Heimat ist die 26-Jährige, die diese Woche in Zürich haltmacht, sehr beliebt.

Athletinnen aus arabischen Ländern sind auf der internationalen Sportbühne eine Randerscheinung. Im Squash aber dominieren die Ägypterinnen fast nach Belieben. Allen voran: Nour El Sherbini. Die 26-Jährige, die in dieser Woche am Grasshopper-Cup in der Halle 622 in Zürich-Oerlikon antritt, entschied sechs der letzten sieben Einzelweltmeisterschaften für sich, und wenn sie auf der Tour einmal eine Partie verliert, dann eigentlich nur gegen eine Landsfrau.
Fast noch bemerkenswerter als die sportlichen Erfolge der Athletinnen aus Ägypten ist aber das, was sie auslösen: Zwar kann es Squash auch in Ägypten nicht mit der grossen Publikumssportart Fussball aufnehmen, den Frauen kommt aber mindestens so viel Beachtung zu wie den Männern. Das illustriert unter anderem die Anzahl der Instagram-Follower, auf welche die Weltmeisterin und der Weltmeister kommen: Bei Nour El Sherbini sind es rund 232’000, bei ihrem männlichen Konterpart Ali Farag nur etwa 91’000.
Zur Frauen-WM 2019, deren entscheidende Spiele in einem Vierwand-Glascourt vor den Pyramiden von Gizeh stattfanden, sorgte der Hauptsponsor des Anlasses, eine ägyptische Bank, dafür, dass das Preisgeld mit 430’000 Dollar deutlich höher war als jenes bei den Titelkämpfen der Männer in Doha (335’000 Dollar).

Hussein Abaza, der Präsident des Bankhauses, erklärte, es sei mittlerweile fast unterhaltsamer, den Frauen zuzuschauen als den Männern, diese Entwicklung wolle er würdigen. Und er träume davon, dass es einmal 400, 500 Mädchen in seinem Land geben werde, die zu den erfolgreichen Squasherinnen aufschauen und sich sagen: Das möchte ich auch erreichen.
Fünf Monate nach der Geburt der Tochter wieder Weltspitze
Nour El Sherbini, Spitzname «Warrior Princess», fühlt sich wohl in der Rolle als Vorbild. «Natürlich freut es mich, wenn ich junge Athletinnen aus dem Nahen Osten und Nordafrika inspirieren kann. Ich bin stolz, zu einer ganzen Gruppe von Spielerinnen zu gehören, die mit ihren Leistungen zeigen, wozu Frauen aus dem arabischen Raum fähig sind», erklärt die erfolgreichste Squasherin der letzten zehn Jahre. Besonders beeindruckt ist El Sherbini von ihrer langjährigen Nationalteamkollegin Nour El Tayeb. Die Ehefrau von Ali Farag schaffte nur fünf Monate nach der Geburt ihrer Tochter Farida im Juli des vergangenen Jahres die Rückkehr auf die Profitour und belegt in der Weltrangliste schon wieder Platz 6.
«Ich weiss, was man leisten muss, um im Ranking so weit vorn zu stehen, und ich kann mir vorstellen, wie anspruchsvoll es ist, Mutter zu sein. Entsprechend habe ich allergrössten Respekt, dafür, wie Nour beides unter einen Hut bekommt», erklärt die sechsfache Weltmeisterin, die am Grasshopper-Cup im ersten Halbfinal auf El Tayeb treffen könnte. Eine Mutter im Spitzensport, das sei nicht nur in der arabischen Welt etwas ganz Spezielles: «Nours Geschichte beweist, dass sich die Mutterrolle und eine bemerkenswerte Karriere nicht gegenseitig ausschliessen.»
El Sherbinis wohl härteste Konkurrentin in Zürich heisst Hania El Hammamy. Die 22-Jährige aus Kairo hat in der letzten Saison von allen Athletinnen den grössten Sprung gemacht und unter anderem das prestigeträchtige British Open für sich entschieden. Sie verkörpert wie keine Zweite den Typus der selbstbewussten Kämpferin und wird ihrem Spitznamen «Gazelle» nur äusserlich gerecht. «Löwin» würde für die Nummer 2 der Weltrangliste besser passen.

Von den Männern lange Zeit hinter vorgehaltener Hand ein wenig belächelt, hat sich das Frauen-Squash unter ägyptischer Führung enorm entwickelt, ist athletischer geworden, kreativer und bisweilen höchst spektakulär. Nouran Gohar, die in Zürich abwesende Nummer 1 des Rankings, sagte in einer Dokumentation über den Aufstieg der ägyptischen Squasherinnen, anstelle von negativen Bemerkungen über kurze Röcke seien auf den Social-Media-Kanälen der Athletinnen anerkennende Worte über die sportlichen Leistungen getreten. «Wir haben den Leuten gezeigt, dass wir ebenso Grosses leisten können wie die Männer. Sie kritisieren uns nicht länger, sondern sind stolz auf uns und darauf, wie wir Ägypten repräsentieren.»
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