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Meinung

Kommentar zu den Intensivstationen
Die Ungeimpften stecken in einem grossen moralischen Dilemma

Ärzte und Pflegende kümmern sich um Covid-Patienten in einer Intensivstation im Bruderholzspital, Baselland. 
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Auf gewissen Intensivstationen wie in St. Gallen sind 90 Prozent der Covid-Patienten ungeimpft. Sie verbrauchen dort enorme Ressourcen. Nicht nur Betten, Medikamente oder Maschinen – das eigentliche Problem ist ihr «Verbrauch» an menschlicher Aufmerksamkeit und Fürsorge.

Davon benötigen Ungeimpfte derzeit extrem viel, denn ihresgleichen landen wegen der Pandemie in grosser Zahl auf den Intensivstationen. Und weil das Gesundheitspersonal nicht unendlich viel Kraft hat, verbrauchen sie dort nicht nur die Zeit und Energie der Pflegenden und der Ärzteschaft für sich selbst – sie nehmen diese Ressourcen automatisch auch anderen Patienten weg. Oft ausgerechnet den Schwerstkranken, die aus anderen Gründen in den Intensivbetten liegen. Intensivpflegerinnen schildern, wie sie bei Nicht-Covid-Patienten inzwischen kaum noch nachkommen, weil die Covid-Patientinnen zu viel Personal binden.

Wenn die Atemnot kommt, wenn die Familie am Bett steht, dann geht man nicht freiwillig und aus Prinzip in den Tod.

Einige Ungeimpfte versprechen, dass sie im Ernstfall auf Intensivpflege verzichten. Doch die Realität sieht anders aus, wie Intensivmediziner berichten. Wenn die Atemnot kommt, wenn die Familie am Bett steht, dann geht man nicht freiwillig und aus Prinzip in den Tod.

Die Ärzteschaft sagt klar, dass Ungeimpfte nicht benachteiligt werden dürfen, auch wenn sie ihre Lage selbst verschuldet haben. Sie haben die Freiheit, sich gegen die Impfung zu entscheiden. Und es ist auch nicht angezeigt, sie deswegen zu diffamieren oder zu kriminalisieren.

Doch all das kann die simple Tatsache nicht verdecken: Die Ungeimpften zehren jetzt erheblich von der Solidarität ihrer Mitmenschen. Doch gleichzeitig bringen sie selbst die Solidarität nicht auf, sich impfen zu lassen und damit allenfalls die Intensivstation zu vermeiden.

Das ist ungerecht. Und es ist ein grosses moralisches Dilemma. Jede und jeder Ungeimpfte sollte sich deshalb jetzt die Extremsituation der Ärztinnen, der Pflegenden und der Patienten in den Spitälern vor Augen führen und sich die Frage stellen: «Kann ich wirklich verantworten, was ich tue?»