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Kochkurse auf Instagram
Die Stunde der kulinarischen Rockstars

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«Ich bin ganz schön froh, dass wir jetzt live gegangen sind», sagt Roland Trettl. Seine Frau Daniela, die als Kamerafrau fungiert, habe «ihn angeschissen», weil er die Knäckebrotpackung falsch aufgerissen habe. Vielleicht auch, weil er sich ein bisserl habe gehen lassen – der Südtiroler TV-Koch hockt ja seit Tagen zu Hause statt in Fernsehstudios. Dass da mal was überkocht, auch im übertragenen Sinne, ist normal. Oder anbrennt: die Kürbiswürfel zum Beispiel, die er im Ofen vergessen hatte.

Europas Restaurants sind grösstenteils geschlossen. Gastronomen müssen oder wollen sich etwas einfallen lassen, viele bieten einen Lieferdienst an oder Take-aways vor ihrem Lokal oder gar filmische Anleitungen, wie ihre halbfertigen Gerichte anzurichten wären. Das sind alles rundum feine Sachen. Doch nicht alle besitzen eine Beiz, nicht alle haben Kapazitäten, so schnell umstellen zu können. Und weil Köche eines schlecht ertragen, nämlich: nicht zu kochen, weichen nicht wenige auf Instagram aus. Einige inszenieren sich dort selber, doch das sind nicht unsere Helden. Sondern die, die einfach weiterarbeiten und die Öffentlichkeit daran teilhaben lassen.

Und für dieses öffentliche Publikum ist das ein gefundenes Fressen. Kochkurse auf Instagram sind grossartig. Lustig manchmal, oft unnütz, zum Teil unfassbar wertvoll. Irgendwie Rock ’n’ Roll.

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Roland Trettl sendet täglich aus seiner Küche. Seit kurzem wieder anständig gekleidet, Hemd, Gilet, schöne Frisur. Der ehemalige Sternekoch, der der Spitzengastronomie den Rücken gekehrt hat und seither als Moderator, als Autor und als Unterhalter auftritt, sitzt mit seiner Familie in Salzburg fest und macht munter Kaiserschmarrn, Kümmel-Mayonnaise oder Safran-Risotto. Seine Rezepte sind leicht nachzukochen. Während des Drehs redet er, das kann er gut, oder feilt sich auch schon mal die Fingernägel. Lässt sich aus über den Stabmixer. Oder darüber, dass immer irgendwo etwas piepst, Backöfen, Wecker und so weiter, das regt ihn sehr auf, generell, nicht nur in der selbst gewählten Isolation. Als er die Hände voller Kürbispaste hat für die Gnocken – sein Wort für Gnocchi –, ruft Kollege Tim Mälzer an. Trettl wimmelt ihn ab, alles vor laufender Kamera. Kurz: Roland Trettl ist so was wie der Jovanotti der Küchen. Der italienische Rapper muntert die Bevölkerung seit Wochen via Instagram mit Konzerten und erfrischendem Optimismus auf. Und Trettl? Wollte sowieso nie Koch werden, lieber DJ. Diesem Jugendtraum kommt er jetzt ziemlich nah.

Es gibt noch andere, die derzeit rocken in der Küche. Wörtlich, James Blunt etwa, wenn vielleicht auch eher versehentlich. Der britische Sänger tritt in der – vor der Krise gedrehten – Promi-Version von «The Great British Bake Off» auf (jeweils dienstags auf dem englischen Sender Channel 4), seine Werke, eine Torte zum Beispiel, stellt er auf Instagram aus. Oder der Gitarrist der Bieler Band Death by Chocolate, Thomas Schläppi, der sich ein Morchel-Menü nach dem andern kocht, weil er Mitleid mit den Pilzen hat, die seit Zunahme von Hamsterkäufen in seiner Quartier-Migros liegen bleiben.

Shootingstar Dave Wälti macht Fotzelschnitten. Und vieles, vieles mehr.

Ebenfalls eine Art Rockstar, wenn auch ein kulinarischer, preisgekrönt, wild und cool und ziemlich versiert in Sachen Social Media: Dave Wälti, normalerweise Küchenchef in der Bistrobar im Casino Bern, kocht fast jeden Mittag und jeden Abend live. Für zum Beispiel eine «Tartine Tour de Frigo» fotografiert der Koch Zutaten, filmt, wie er Jus über sein Roastbeef in der Pfanne schöpft und wie er seinen Lauch so schön anbrennen lässt – den Röstaromen zuliebe. Manchmal gibt es bei ihm aber auch einfache Essen wie Fotzelschnitten oder Buurerösti. Nachzuschauen ist alles auf «Quarantine Food» auf seinem Instagram-Profil (@dave_waelti).


«Okay, ragazzi, ciao, buongiorno!» Auch Massimo Bottura, einer der weltbesten Köche, lässt sich in die Töpfe blicken, wenn auch sehr verhalten. In lässigem Englisch-Italienisch zeigt er in kurzen Filmchen unter dem Hashtag
#kitchenquarantine, wie er Hummus zubereitet oder einen Resteneintopf. Sein zurzeit logischerweise geschlossenes Restaurant steht in Modena in der Emilia-Romagna – in einer der am stärksten Corona-betroffenen Regionen Italiens. Was seinem ziemlich faden Instagram-Auftritt etwas Beklemmendes verleiht – und gleichzeitig Hoffnung auf bessere Zeiten macht. (@massimobottura)

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Hummus vom Dreisternkoch?, fragen Sie sich jetzt vielleicht. Rösti vom Shootingstar? Oder Burger von der Glamourköchin – die Britin Gizzi Erskine liefert wirre, aber wahnsinnig coole Koch- und Lebenstipps, etwa den, einen fertigen Burger so in der Hand zu halten, dass es aussieht, als ob man von einem Schlangenkopf angegriffen würde.

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Ja, genau, Hummus, Rösti, Burger. Die Vermutung, dass die Haute Cuisine in der eigenen Küche ins Banale abdriftet, drängt sich irgendwie schon auf. Ist aber falsch. Denn selbst beim einfachsten Rezept kann man von den Profis lernen. Vom Österreicher Paul Ivic, der normalerweise im Wiener Tian, dem vegetarischen Sternerestaurant, kocht, etwa, dass man Knoblauch vorher besser etwas anschwitzen lässt für das Basilikumpesto. Und was der Unterschied ist zwischen mediterranen und asiatischen Pinienkernen. Wissen Sie alles schon? Auch, dass man Knoblauch die Vanille des armen Mannes nennt? In Österreich zumindest.

Der Promifaktor ist dabei nicht zu unterschätzen. Natürlich sind auch «namenlose» Kochstudios interessant. Das vegetarische Gastrounternehmen Hiltl etwa öffnet neu seine Kochkurse jeden Donnerstag auf seinem Youtube-Kanal. Und natürlich ist es toll, dass der Verlag Betty Bossi zurzeit kostenlosen digitalen Zugang zu allen seit 1973 erschienenen 120 Kochbüchern gewährt (wie schön, endlich das längst verschollene Originalrezept zum getränkten Zitronenkuchen wieder zu haben!).

Mithalten mit den Cracks können diese Normalos trotzdem nicht. Ihnen fehlt eine wichtige Zutat in Zeiten, in denen recht viele gelangweilt zu Hause herumsitzen und sich an den kleinen Dingen erfreuen. An Küchen-Voyeurismus zum Beispiel.

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Was für eine Freude, wenn man entdeckt, dass Ivic, der Tian-Koch, den gleichen Brotkasten besitzt wie wir selber und seine Küchenregale nicht aussehen, als ob dort oft Ordnung geschaffen würde. Ein Küchenstar – ein Mensch wie wir. Zu dieser Erkenntnis trägt auch bei, dass Paul Ivic vor einem besonders schwierigen Dessert – Croquembouche – sich Mut antrinken muss. Das kommt uns irgendwie bekannt vor.

Apropos Nachspeise: Bäckereien sind ja noch geöffnet, leiden aber unter geschrumpfter Kundschaft. Viele liefern das täglich Brot aus. Dabei wäre der Lockdown ideal, um sich einige Kniffs anzueignen: Backen braucht Zeit und Geduld. Einfache und ästhetisch ansprechende Kurse bietet die Londoner Bäckerei Bread Ahead Bakery an, die normalerweise etwa auf dem Borough Market Brot verkauft (ja, das ist jener, auf dem Jamie Oliver sich einst seine Zutaten zusammensuchte, und ja, auch er kocht auf Instagram: @jamieoliver). Jeden Tag um 13 Uhr Schweizer Zeit wird gebacken – sehr langsam und selbst für Nicht-Englisch-Sprechende leicht verständlich. Ein Backplan und Zutatenlisten sind unter www.breadahead.com einsehbar, der Kurs findet auf Instagram statt (@breadaheadbakery).

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