Nationaltrainer Patrick Fischer«Wir wollen gegen die Finnen gewinnen»
Am Dienstag bestreitet das Schweizer Eishockeyteam gegen Finnland sein letztes WM-Gruppenspiel in Prag. Danach reist es nach Ostrava zum Viertelfinal.
Dieser Luxus ist für die Schweiz mittlerweile zur Gewohnheit geworden: Die Qualifikation für die Viertelfinals steht bereits vor dem letzten Gruppenspiel fest. Die letzte WM, an der sie noch zittern respektive gewinnen musste, war 2018, als erst ein 5:1 gegen Frankreich die Teilnahme an der K.-o.-Phase sicherte. In der Schweiz ist jenes Turnier am Ende aber vor allem als Silbermärchen von Kopenhagen in Erinnerung geblieben.
2024 hingegen schielt die Schweiz zum fünften Mal in Serie schon vor dem Abschluss der Gruppenphase bereits Richtung Viertelfinal. Dies, während es für Finnland, den Gegner am Dienstagabend, womöglich um alles oder nichts gehen wird. Denn wenn Österreich im Mittagsmatch gegen Grossbritannien drei Zähler holt, werden die Finnen gegen die Schweiz punkten müssen, um nicht vorzeitig auszuscheiden. Wer hätte vor dem Turnier an so eine Konstellation gedacht?
Als Patrick Fischer vor einem Jahr dieselbe Ausgangslage gegen Lettland für das Schonen einiger Leistungsträger nutzte, wurde ihm dies nach dem Viertelfinal-Out gegen Deutschland zum Vorwurf gemacht. Doch weil es eben auch gute Gründe für dieses Handeln gibt, ist eine Wiederholung der Ereignisse gegen Finnland nicht auszuschliessen.
Die Sehnsucht nach mehr Kanada
«Entscheidend für die Aufstellung wird sein, welche Spieler angeschlagen sind», sagt Fischer. Er erwägt, wie ganz zu Turnierbeginn mit acht statt sieben Verteidigern zu agieren, um ihre Eiszeiten besser verteilen zu können. Dies hängt wohl auch davon ab, ob Andrea Glauser zu den möglicherweise Angeschlagenen gehört. Lausannes Abwehrspieler und Stammpartner Roman Josis an der WM wurde am Montag gegen Kanada im Schlussdrittel mit Abstand am wenigsten eingesetzt.
Das mit 2:3 verlorene Spiel gegen die Nordamerikaner hinterliess bei allen Beteiligten Eindruck, auch beim Nationaltrainer. «Es war ein guter Match mit hoher Intensität und hoher Qualität», resümierte Fischer die aufregenden 60 Minuten. «Die Kanadier waren um dieses eine Tor besser – hoffentlich sehen wir sie nochmals …» Da der Viertelfinalgegner aus der anderen Gruppe kommen wird, kann sich Fischers Wunsch frühestens im Halbfinal erfüllen.
Nach zuletzt vier Outs im Viertelfinal trotz guten bis wunderbaren Gruppenphasen schwingt mittlerweile in Debatten über die Schweizer Leistungen vor der K.-o.-Phase immer etwas Vorsicht mit. Und doch lassen sich mehrere Vorzüge der Nationalmannschaft bislang nicht wegdiskutieren.
Erst vier Gegentore hat sie in sechs Spielen bei 5-gegen-5-Hockey kassiert: eines beim Auftakt gegen Norwegen, dann gleich drei im wilden Österreich-Match und seither keines in vier Spielen gegen Tschechien, Grossbritannien, Dänemark und Kanada. «Ich denke, dass es jeder sieht: Wir sind kompakt, auch die Stürmer helfen hinten aus», sagt Fischer. Und: «Unter Druck stehen wir in der Defensivzone gut, da kommen die Gegner zu fast keinen Chancen.» Wenn, dann werde es immer nur nach diesem Schema gefährlich für sein Team: «Wenn unser Puck-Management schlecht wird und wir in der Vorwärtsbewegung nicht entschlossen genug sind, kommt es zu Kontern.»
An all diesen Dingen wird Fischer im Finnland-Match feilen können, auch das ist der Luxus eines «bedeutungslosen» letzten Gruppenspiels. Für einzelne Spieler geht es zudem darum, sich den Kaderplatz im Viertelfinal zu sichern. Michael Fora erhielt gegen Kanada nach zwei Spielen Pause wieder eine Chance als 7. Verteidiger. Ken Jäger hingegen verlor mitten im Spiel gegen die Nordamerikaner seine Rolle als Center der zweiten Linie – plötzlich spielte dort der als 13. Stürmer in die Partie gestartete Turniersenior Andres Ambühl.
Doch bei allem möglichen Testen und Werweissen gibt Fischer nur diese eine Parole aus: «Wir wollen gewinnen und unser Bestes geben.»
Übrigens: Über den Viertelfinalgegner am Donnerstag in Ostrava musste sich die Schweiz am spielfreien Montag den Kopf noch nicht zerbrechen. An jenem Tag kamen mit Deutschland, der Slowakei sowie den USA noch drei Teams infrage.
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