Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Chancenlos gegen Portugal
Die Schweiz macht sich lächerlich

Debakel: Haris Seferovic und die bittere Enttäuschung nach dem 0:4 in Portugal.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Die Wortwahl von Gregor Kobel ist nicht elegant, aber ehrlich. Das sei ein «Scheissspiel» gewesen, sagt der Goalie. Granit Xhaka stellt fest: «Das reicht absolut nicht.» Und von Chef Murat Yakin kommt die Erkenntnis nach dem 0:4 in Portugal: «Wir haben defensiv unsere Arbeit nicht gemacht. Wir müssen uns an die eigene Nase fassen.»

Yakin redet auch von einem bitteren Abend, dem zweiten in der Nations League. Es ist gar mehr als das. Im Alvalade von Lissabon gibt es gar eine Phase, in der man mit den Schweizern nur noch eines haben kann: Mitleid. Diese Phase dauert über eine halbe Stunde, von der 6. bis zur 45. Minute genau. Und da zeigt sich, welche Differenz zwischen einer Top-Mannschaft und dieser Yakin-Mannschaft liegt. Es sind Welten. Klasse da, Hilflosigkeit dort, ein Ronaldo da, ein Schär dort.

3:0 steht es nach dieser Phase, die einer Demonstration des Europameisters von 2016 gleichkommt. Einer Demonstration, in der die Schweizer alles sind, nur keine Mannschaft, in der sie sich nur noch der Lächerlichkeit preisgeben. Der Fussball, den die Portugiesen zeigen, ist ein wunderbares Beispiel für Umschalt- und Tempospiel. Was die Schweizer bieten, ist das Gegenteil davon. Sie möchten selbst vertikalen Fussball spielen, wie das Yakin nennt, sie sind nicht einmal im Ansatz dazu fähig.

Ja, sie erzielen ein Tor, in der 5. Minute schon, als Haris Seferovic nach einem Corner erfolgreich ist. Sein Pech ist, dass Fabian Schär den Ball zuvor mit der Hand gespielt hat. Danach brechen die Schweizer ein. Schär foult Otavio, Cristiano Ronaldo tritt den Freistoss, den Kevin Mbabu ablenkt. Gregor Kobel lässt den Ball abprallen, und William Carvalho gelingt das 1:0.

Die Bilanz von Ronaldo

Das ist nach einer Viertelstunde. Portugal dominiert das Spiel, es vergibt zwei gute Möglichkeiten. Dann ist Fabian Frei zu langsam gegen Bruno Fernandes, Diogo Jota legt den Ball auf für Cristiano Ronaldo, und der erzielt das 2:0. Auf der Tribüne verdrückt seine Mutter ein paar Tränen, dabei könnte sie sich daran gewöhnt haben, wie gut ihr Sohn ist. Es ist sein 116. Tor im 188. Spiel für Portugal.

Jota vergibt das 3:0, Pepe trifft den Pfosten, Ronaldo ist es dann, der das dritte Tor nachlegt. Es ist ein Tor wie im Training, so schlecht verteidigen die Schweizer. Die Mutter greift vor Rührung nach einem Taschentuch. Ronaldo vergibt noch zwei Chancen. Er meint es gut mit der Schweiz.

Mit der zweiten Halbzeit kommen die Portugiesen zur Besinnung, sie nehmen gefühlt drei Gänge heraus. Sie sind grosszügige Gastgeber und lassen ihrem Gegner ein wenig mehr den Ball. Sie können sich das leisten, weil sie so viel mehr Klasse haben und jederzeit zulegen können. João Cancelo erzielt das 4:0 nach 68 Minuten. Die Schweizer stehen bei diesem Angriff wohl noch auf dem Platz, und doch sind sie nirgends. Am Ende will Kobel ausserhalb des Sechzehners klären und kommt zu spät. Er ist offen genug, seinen Fehler einzugestehen.

Dieser Match zeigt ganz viel. Kobel kann machen, was er will, er allein kann nicht viel ausrichten gegen diese Übermacht. Fabian Frei, der alte Mann aus Basel, ist auf diesem Niveau tempomässig überfordert. Fabian Schär sorgt für Verwunderung, dass ein so talentierter Verteidiger noch schlechter spielen kann als am Donnerstag in Prag. So geht es immer weiter: über die Aussenverteidiger Kevin Mbabu und Ricardo Rodriguez ins Mittelfeld zu Granit Xhaka und Djibril Sow, die nichts nach vorne bewirken können – und schon gar nicht nach hinten. 

Und die Offensive? Sie gibt es allenfalls auf dem Papier. Was sich Yakin mit der Nomination von Jordan Lotomba an Stelle des kurzfristig ausgefallenen Ruben Vargas auf dem linken Flügel gedacht hat, sorgt für Erstaunen. Xherdan Shaqiri? So wirkungsvoll, als wäre er in Chicago. Renato Steffen, Haris Seferovic? Schweigen wir lieber.

Das trostlose 2022

Mit den vier Gegentoren in diesem Trauerspiel ist die Schweiz gut bedient, sehr gut. Yakin hat in den Tagen vor diesem Einstieg in die Nations League die Stimmung in seiner Mannschaft gelobt. Er wird sich bei dieser Feststellung etwas gedacht haben. Jetzt muss er aufpassen, dass sie beim Anlauf zur WM in Katar nicht nachhaltig Schaden nimmt. Dafür verantwortlich ist auch er. Er hat diese Spiele als Ernstkämpfe bezeichnet.

Vier Spiele hat die Schweiz in diesem Jahr bestritten. Sie hat nur einmal wenigstens ein Remis erzwungen, gegen Kosovo, und insgesamt auch nur eine einzige gute Halbzeit gezeigt, in England. Die Bilanz ist trostlos. Die Leichtigkeit ist weg, die Ernsthaftigkeit in der Defensivarbeit, das Selbstvertrauen. 0:4 hat die Schweiz seit dem März 2008, damals gegen Deutschland, nicht mehr verloren.  Die Entwicklung unter Yakin kann keine Freude machen. Das liegt halt auch daran, dass es wie im vergangenen Herbst gegen Italien keinen Jorginho mehr gegeben hat, der entscheidende Elfmeter verschiesst.

Ihre Meinung zählt! Wir möchten von Ihnen wissen, wie Sie zu einem allfälligen Fussball-Newsletter stehen. Vielen Dank, dass Sie sich kurz Zeit nehmen. Zur Umfrage 

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.