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Schweizer Niederlage gegen Schweden
Die Partie verloren, aber viel Respekt dazugewonnen

Frust bei Gaëlle Thalmann: Gegen das favorisierte Schweden schnuppert die Schweiz lange an der Sensation.
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Plötzlich liegt sie ganz kurz in der Luft, die Überraschung. Ach was, die Sensation. Nichts weniger wäre ein Schweizer Sieg gegen Schweden, die Nummer zwei der Weltrangliste, die Olympia-Silbermedaillengewinnerinnen. Eine Viertelstunde ist noch zu spielen, 1:1 steht es in diesem zweiten EM-Gruppenspiel der Schweiz, schon das ist nach dieser turbulenten Vorbereitung mit den an einem Magen-Darm-Virus erkrankten Spielerinnen ein Achtungserfolg.

Dann dieser Eckball, Sandrine Mauron flankt, Fabienne Humm verlängert, und am zweiten Pfosten kommt Coumba Sow frei zum Kopfball. Doch eine schwedische Abwehrspielerin blockt, Ramona Bachmann setzt sich wieder hin. Die Torschützin und Ausnahmeerscheinung dieses Teams steht am Spielfeldrand, seit sie aufgrund eines Krampfes ausgewechselt werden musste, peitscht ihre Mitspielerinnen an. Noch energischer tut sie das in der Nachspielzeit, da humpelt sie an die Seitenlinie, schreit aufs Feld, gestikuliert wild.

Zuvor mussten sie und ihre Teamkolleginnen mitansehen, wie Hanna Bennison mit einem sehenswerten Distanzschuss zum 2:1 für Schweden traf. Ausgerechnet die eingewechselte Bennison, die 19-Jährige, deren grosses Vorbild Ramona Bachmann heisst. Vor Jahren war sie stolz auf ein gemeinsames Foto mit der Schweizerin, heute erzielt sie im Duell mit ihrem Idol das spielentscheidende Tor.

Natürlich ist der schwedische Sieg weder überraschend noch gestohlen, und dennoch hat sich das Schweizer Team wieder Respekt verschafft, insbesondere nach dem schwachen Auftritt zum Start gegen Portugal. «Schweizerinnen können auch gut Fussball spielen, nicht nur Schwedinnen», sagt Nils Nielsen anschliessend. Der Schweizer Nationaltrainer hatte von schwedischen Journalisten das Gefühl vermittelt bekommen, das Virus sei für die Schwedinnen gefährlicher als das Schweizer Team: «Das hat mich wirklich geärgert.»  

Schweizer Matchplan geht lange auf

Deshalb ist er umso zufriedener, dass sein Matchplan lange aufgeht: Solidarisch, diszipliniert in einem kompakten 4-1-4-1 verteidigen, den Schwedinnen keinen Raum lassen. Greifen Sandy Maendly oder Coumba Sow eine gegnerische Innenverteidigerin an, rückt Sturmspitze Ramona Bachmann sofort in die Kette, die Räume bleiben dicht. Die Schwedinnen so lange abnützen, bis sie einen Fehler begehen.

Und tatsächlich kommen Fehler, der erste bereits früh im Spiel – nur nicht von einer Gegnerin, sondern von Schiedsrichterin Marta Huerta de Aza. Einen Zweikampf zwischen Magdalena Eriksson und Noëlle Maritz interpretiert die Spanierin als ein Foul, pfeift Penalty für die Schweiz. Doch Ana-Maria Crnogorcevic kommt gar nicht erst zum Versuch, ihr 68. Länderspieltor zu erzielen, weil der VAR korrigierend eingreift. 

Der nächste Fehler kommt dann tatsächlich von einer Schwedin, Eriksson lanciert mit ihrem Zuspiel nicht Teamkollegin Nathalie Björn, sondern Ramona Bachmann, die allein aufs schwedische Tor losziehen kann, sich dann aber gleich selber abdrängt und um eine bessere Abschlussposition bringt. Sie war es am Tag zuvor, die prophezeite, die Schweiz werde auch gegen die übermächtigen Schwedinnen zu ihren Chancen kommen. Nun verpasst sie es selber, eine dieser seltenen Gelegenheiten zu nutzen. 

Lange Zeit ist es ein Spiel nach Schweizer Gusto, gerade deshalb sind die ersten 50 Minuten sicher nicht die aufregendsten in der fast 170-jährigen Geschichte der Bramall Lane, diesem geschichtsträchtigen Bau mitten in der Industriestadt Sheffield, dem ältesten Stadion der Welt, in dem noch Profifussball gespielt wird.

52 Minuten dauert es, bis Schweden erstmals richtig gefährlich wird; doch die an diesem Abend überragende Viola Calligaris und Goalie Gaëlle Thalmann schaffen es zunächst, das 0:1 zu verhindern, zwei Minuten später ist es dann aber so weit. Für einmal steht Fridolina Rolfö, die Teamkollegin von Crnogorcevic beim FC Barcelona, völlig frei und trifft zum 1:0. Es wäre logisch gewesen, wenn spätestens jetzt die Schweizer Kräfte nachlassen. Doch es ist der Moment, in dem neue freigesetzt werden. Zuerst flankt Crnogorcevic, Schwedens Goalie Hedvig Lindahl klärt zu kurz, Bachmann kommt an den Ball und trifft mit einem präzisen Schuss zum Ausgleich. Ihr Jubel, den ausgestreckten Zeigefinger an die Lippen gepresst, ist eine Antwort auf die ihrer Meinung nach provokativen Fragen der schwedischen Medien vom Vortag. «Ihnen ging es vor allem darum, wie hoch Schweden gewinnen wird», erklärt sie danach.

Statt einem schwedischen Torfestival liegt nun plötzlich die Sensation in der Luft. Obwohl, nicht erst seit diesem Moment, wie Captain Lia Wälti findet: «Wir haben das ganze Spiel gespürt, dass etwas drinliegt.» Nach Sows Grosschance nimmt jedoch Schwedens Druck zu, «ab dann wurde es schwierig», sagt Wälti. 

Schwierig bleibt auch die Schweizer Ausgangslage, am Sonntag (18 Uhr) braucht es gegen die Niederlande in jedem Fall einen Sieg für den Viertelfinal-Einzug. Obwohl er nach der Partie ungewohnt niedergeschlagen wirkt, hält Nielsen fest: «Wir sind noch nicht ausgeschieden. Holland wird sehr gut spielen müssen, um uns zu schlagen.»

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