AboPolen im WahlkampfDie Opposition kämpft sich frei
Donald Tusk hat zur Demonstration aufgerufen – und es kommen sehr, sehr viele. Ein Gesetz der Regierungspartei hat einen grossen Anteil daran.
Donald Tusk ist im polnischen Wahlkampf ein erster Erfolg gelungen. Ein Schritt nach vorn – der Oppositionsführer, der im Herbst noch einmal Ministerpräsident werden möchte, hatte zur Demonstration am 4. Juni aufgerufen. Und Hunderttausende sind ihm gefolgt. Darunter sicher nicht nur Anhänger seiner Partei Bürgerplattform (PO). Nicht Parteiparolen bestimmten das Bild in der Warschauer Innenstadt. Die Plakate drückten Sorge aus um den Zustand des Landes. Die Demokratie werde angegriffen und das bringe sie auf die Strasse, sagten Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Am Tag danach tun sich die rechtsnationale PIS-Regierung und die ihr ergebenen öffentlich-rechtlichen Medien sichtlich schwer, den Erfolg kleinzureden. Der Demonstrationszug, mehr als anderthalb Kilometer lang, verlief ruhig, friedlich, freundlich. An den überfüllten Haltestellen tauschten sich Menschen darüber aus, wie man am besten zum «Spaziergang» gelange. Und wer ist mitgegangen? Einfach alle. Menschen im Anzug und Menschen in Jogginghose, Menschen im Rollstuhl und Menschen mit Kinderwagen. Hinterher blieb noch Zeit für eine Glace oder ein Bier, bevor viele Gäste von ausserhalb müde, freudig, abgekämpft in ihre Busse stiegen. Es war eine Stimmung wie nach einem gewonnenen Heimspiel, nur ohne Gegröle.