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EVZ vor Duellen gegen SCB und ZSC
Die Frage, welche die Hockeyschweiz umtreibt

Ein zentrales Element beim Aufbau der Zuger Dynastie: Goalie Leonardo Genoni.
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Allzu viel scheint sich beim EV Zug über den Sommer nicht verändert zu haben. Zumindest lässt der Blick auf die Resultattafel diesen Schluss zu. 5:2 gewannen die Zentralschweizer am Dienstag ihr erstes Heimspiel der neuen Saison gegen Davos, genau vier Monate nach dem 5:1 gegen Servette. Es war der Abend, an dem in Zug der erste Meistertitel seit 23 Jahren gefeiert wurde.

Es folgte eine mehr als nur sanfte Renovation. Mit Hofmann und Albrecht verliessen 60 Prozent der Torschützen im letzten Finalspiel den Verein – dazu die drei besten Verteidiger: Diaz, Alatalo und Geisser. Dafür kamen unter anderen mit Djoos, Hansson und Lander drei Schweden, mit Niklas Gällstedt zudem ein schwedischer Assistenztrainer. Neues Blut, neue Ideen, aber auch Fragezeichen. Und damit die Forderung nach anfänglicher Geduld. Leonardo Genoni sagte kurz vor dem Saisonstart: «Es braucht gewisse Anpassungen. Wir müssen uns ein wenig kennen lernen und zusammenfinden.»

Das Ausgangsniveau war allerdings sehr hoch: Zug hatte die Qualifikation mit der unfassbaren Marke von 119 Punkten abgeschlossen und war ab dem fünften Playoff-Viertelfinal – da stand es 2:2 in der Serie gegen Bern – eine Klasse für sich. Diese Regelmässigkeit im Corona-Jahr, sie verdient ein dreifaches Ausrufezeichen. Auch mit einigem Abstand sagt Trainer Dan Tangnes: «Auf diese Konstanz bin ich am meisten stolz. Wir haben über lange Zeit auf hohem Niveau gespielt und hatten nie Rückschläge.» Nicht immer bot der EVZ dabei Champagner-Eishockey, aber in 46 von 52 Partien der Qualifikation punktete er.

Dieser Wille, eine gewisse Mindestleistung nie zu unterschreiten, er zeichnet den neuen EVZ aus. Einen EVZ, dem noch vor kurzem der Makel des Schönwetterteams anhaftete. Genoni bestätigt den Wandel: «Die Mentalität hat sich bei uns ziemlich verändert in den letzten Jahren.» Dass diese nun wegen der vielen Mutationen leiden könnte, glaubt Tangnes nicht: «Neben Genoni, Kovar oder Martschini und weiteren Routiniers ist das die Chance für Zehnder, Leuenberger oder Stadler, zu Führungsspielern zu werden.»

Obwohl die ZSC Lions mit der Last-Minute-Verpflichtung von Denis Malgin aufhorchen liessen und die Liste der Herausforderer lang ist, startete der EVZ mit breiter Brust in die Meisterschaft. Dass eine erfolgreiche Titelverteidigung aber kein Selbstläufer wird, beweist der Blick auf die Statistik: In diesem Jahrtausend gelang einzig den Lions und Bern das Double. Genoni, damals ebenso wie beim Titel 2019 die Lebensversicherung der Hauptstädter, glaubt nicht, dass Genügsamkeit jeweils ein Erklärungsansatz für diese Veränderungen ist: «Elf oder jetzt zwölf Teams wollen dasselbe Ziel auch erreichen. Man darf sich keine schlechte Woche erlauben, schon gar nicht während des Playoff.»

Der Trainer mit NHL-Potenzial

Die Frage, welche die Hockeyschweiz umtreibt: Kann nun ausgerechnet der EV Zug die Liga über längere Zeit dominieren? So wie es seit Einführung des Playoff erst Lugano (vier Titel zwischen 1986 und 1990), Kloten (vier Titel in Serie zwischen 1993 und 1996) und Bern (drei von vier Titeln zwischen 2016 und 2019) gelungen ist. Die Rahmenbedingungen für eine Dynastie sind jedenfalls gut: Mit dem Sport- und Forschungszentrum OYM ist der Club nach kurzer Anlaufzeit in eine neue Dimension vorgestossen und für selbstmotivierte Spieler zum höchst attraktiven Arbeitgeber geworden. Dazu spricht das Führungsteam mit CEO Lengwiler, Sportchef Kläy und Präsident Strebel seit Jahren die gleiche Sprache und hat in Tangnes einen der fachlich und empathiemässig anerkanntesten Trainer ausserhalb der NHL gefunden, der im Ruf steht, jeden Spieler besser machen zu können.

Ein Wundermittel gebe es auf dem Weg zu noch mehr Erfolgen nicht, sagt der 42-jährige Norweger: «Ich glaube daran, dass man täglich daran arbeiten soll, gute Gewohnheiten zu kreieren.» Es bringe absolut nichts, jetzt schon an die Playoff-Zeit zu denken. «Es tönt nach einem Klischee», erklärt Tangnes, «aber die Fähigkeit, im Moment zu leben, ein Spiel nach dem anderen zu nehmen, ist zentral. Wenn uns das gelingt, sind wir sicher erneut ein Titelkandidat.»

Es ist eine Denkweise, die gerade Führungsspieler implementiert haben. Jan Kovar, genialer Spielmacher mit Ferrari- und Dieselqualitäten, der gerade von der Liga zum MVP der letzten Saison erkoren wurde, geht immer mit gutem Einsatz voran. Und Leonardo Genoni ist trotz seiner 34 Jahre und der vielen Erfolge hungriger denn je. «Ich darf immer noch das machen, was mir am meisten Spass macht. Der Wettkampf hat mich schon als kleiner Bub fasziniert und tut es immer noch», erklärt der Kilchberger. Und natürlich hat er, wie jeder Goalie, persönliche Ziele. Diese habe er letzte Saison aber nicht erreicht, hält er fest: «Ich wollte weniger als zwei Tore pro Spiel kassieren.» Es ist eine Ansage an die Konkurrenz.