«Cruel Summer» auf Amazon PrimeDie fesselndste Serie dieses Sommers
In einer idyllischen US-Vorstadt verschwindet eine Vorzeigeschülerin – und die unbeliebte Jeanette nutzt ihre Chance. Dieser Psychothriller überzeugt auf vielen Ebenen.
Ein Einkaufszentrum in der texanischen Kleinstadt Skylin im Jahr 1993. Die unscheinbare, zahnspangentragende 15-jährige Jeanette steht vor einem Verkaufsstand für Schmuckaccessoires. Ihr Blick wandert zu dem hübschen Mädchen Kate, eine beliebte Highschool-Diva im roten Sommerkleid. Sie schleicht hinüber, vorbei an zwei abschätzig schauenden Freundinnen aus Kates Clique.
Es folgt ein dezent verstörender, unbeholfener Gesprächsversuch in nervös-zittriger Stimme, der sich auch leicht zwischen zwei Schliessfächern im Gang einer Highschool hätte abspielen können.
Der Auftakt zur ersten Staffel der Serie «Cruel Summer» lässt noch nicht erahnen, ob man es mit einer weiteren klischeegeladenen Highschool-Teenie-Serie zu tun hat – oder doch mit einer Psychothriller-Serie, die versucht, unkonventionell zu sein. Mitproduziert hat die Serie die Schauspielerin Jessica Biel, die bereits an der Erfolgsserie «The Sinner» gemeinsam mit ihrer Kollegin Michelle Purple kreativ-schöpferisch beteiligt ist und in der ersten Staffel von «Cruel Summer» selbst vor die Kamera tritt.
Im Zentrum der Handlung stehen Jeanette Turner, gespielt von der bisher wenig bekannten Chiara Aurelia, und Kate Wallis, verkörpert von Olivia Holt, die bereits in «Cloak and Dagger» brillierte. Der Handlungsstrang erinnert ein wenig an den verrückten Körpertausch in der kultigen Komödie «Freaky Friday», spielt jedoch mehr mit gesellschaftlichen Erwartungen und Vorurteilen: Als die begehrte Vorzeigeschülerin Kate eines Tages spurlos verschwindet, nutzt Jeanette ihre Chance.
Sie übernimmt kurzerhand das bisherige Leben von Kate, inklusive ihrer Clique und ihres Freundes Jamie, und steigt so plötzlich zu der beliebtesten Person ihrer Schule auf – nur um ein Jahr später die meistgehasste Person des Landes zu werden, die eine schwere Anschuldigung und zahlreiche Intrigen ihres Umfelds aushalten muss.
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Um diese gewaltige Veränderung nachvollziehbar zu gestalten, bedient sich die Serie eines raffinierten Tricks: Erzählt werden die jeweils gleichen Sommertage in den Jahren 1993 bis 1995, zwischen denen die Perspektive immer wieder bruchstückhaft hin- und herwechselt. Diese synchrone Struktur über drei Zeitebenen mag im ersten Moment gewöhnungsbedürftig und verwirrend sein, bietet aber genügend Raum für die Entwicklung beider Hauptfiguren sowie die Einführung wichtiger Nebenfiguren.
Der fliessende Übergang der Zeitsprünge hilft, sämtliche Irrungen und Wirrungen eines durchaus komplexen Plots gekonnt ineinander zu verflechten. Eine gut durchdachte Informationspreisgabe löst das Rätsel allmählich auf, wobei die Kombinationsfähigkeit des Zuschauers gefragt ist. Dabei wird die besondere Spannung der Serie nicht durch thrillertypische Surprise- und Suspense-Momente erzeugt, sondern zuallererst durch den dynamischen Wechsel, der szenisch auch durch eine auffallend warme und kalte Farbgebung unterstützt wird.
Die effektvolle Inszenierung und die geschickte Dramaturgie verbunden mit einer erstaunlich starken Schauspielleistung sind es, was «Cruel Summer» als eine aussergewöhnliche Thriller-Serie inmitten des Überangebots herausstechen lässt.
«Cruel Summer», 10 Folgen, bei Amazon Prime.
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