Analyse zur Klage gegen DisneyEs geht um mehr als Scarlett Johanssons Millionen
Die «Black Widow»-Darstellerin kämpft um die Zukunft der Kinobranche.
Das ist ja fast selber ein Filmstoff: Da präsentiert Disney mit viel Trara endlich auch einen Blockbuster mit einer Superheldin in der Hauptrolle. Zu spät eigentlich, die Konkurrenz war mit «Wonder Woman» viel schneller. Aber jetzt ist «Black Widow» da, erst die zweite Frau, nach 22 männerlastigen Marvel-Abenteuern. Und was geschieht? Kurz nach dem Start des Films streiten sich das Produktionshaus und die Hauptdarstellerin um Millionen (lesen Sie die Fakten zur Auseinandersetzung).
Scarlett Johansson stört sich daran, dass Disney den Film gleichzeitig auf seiner Streamingplattform Disney+ lancierte. Ihr entgehen so Millionen, weil ihr Vertrag an das Ergebnis an der Kinokasse gekoppelt war. Es wäre besser gewesen, argumentieren ihre Anwälte, mit dem Start des Films noch ein paar Monate zu warten – wie das James Bond in der Hoffnung auf bessere Zeiten macht.
Das ist viel Geld, muss aber in Relation gesetzt werden zu den Gagen der Männer.
Disney aber schiesst in ungewohnt scharfem Ton zurück: Diese Klage sei «traurig und beunruhigend», es sei eine «kaltschnäuzige Missachtung der schrecklichen und lang anhaltenden weltweiten Auswirkung der Covid-19-Pandemie». Dazu liess der Konzern durchblicken, dass Scarlett Johansson bereits 20 Millionen Dollar erhalten habe und am Streaming durchaus weitere 20 Millionen verdienen könne.
Das ist viel Geld, muss aber in Relation gesetzt werden zu den Gagen der Männer in solchen Produktionen: Allein für seinen Auftritt in «Avengers Endgame» erhielt zum Beispiel Robert Downey Jr. 75 Millionen Dollar – und er war nur eine der zahlreichen Hauptpersonen.
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Selbstverständlich geht es beim Streit Johansson vs. Disney um Geld, aber die Millionen für die Darstellerinnen und Darsteller sind dabei fast ein Pappenstiel. Denn ausgehandelt wird letztlich die Zukunft der Branche: Werden sich die Kinos erholen und wieder Einnahmen in Milliardenhöhe mit einem einzelnen Film erzielen? Wird sich das Geschäft auf Streamingplattformen verlagern, und welcher der Konkurrenten kann sich durchsetzen? Gibt es andere Geschäftsmodelle?
Um das vorherzusehen, braucht es wirklich eine Superheldin. Wieso nicht die «Black Widow»?
In der ersten Fassung des Textes stand versehentlich, «Black Widow» sei der erste Marvel-Film mit einer Frau in der Hauptrolle. Es ist nach «Captain Marvel» (2019) der zweite.
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