AboWM-Qualifikation Italien - SchweizDie Europameister fürchten den zweiten Weltuntergang
Drama, Schicksal und ein falscher Neuner: Plötzlich umweht die leichten Azzurri eine seltsame Schwere. In Rom spielt man auch gegen schwedische Geister an.

Mit Schlagwörtern ist es so eine Sache, gerade mit biblischen, sie nützen sich schnell ab. Apokalypse ist so ein Wort, eigentlich ist es ja überhaupt nur einmal möglich, doch es kehrt immer wieder zurück. Gerade schleicht es als Unheilszenario durch Italien. «Machen wir uns nichts vor», schreibt die «Gazzetta dello Sport» in einer halsbrecherischen Überhöhung, «wenn wir uns nicht für Katar qualifizieren, wäre das der Weltuntergang – klar, nur ein fussballerischer, aber eben doch eine Apokalypse.» Der Begriff, und so viel Etymologie muss schon sein vor dem ersten Schicksalsspiel in diesem Zusammenhang am Freitagabend im römischen Olympiastadion gegen die Schweiz, hat eine Vorgeschichte.
Vier Jahre ist es her, November 2017, da mussten die Azzurri in ein Playoff, letzte Hoffnung für die Teilnahme an der WM in Russland. Damals ging es gegen Schweden, Hinspiel im Norden und Rückspiel in Mailand. Man scheiterte krachend, seelenlos und fast ohne Spiel. Und erstmals wieder nach sechzig Jahren. «Apocalisse», schrieben die Zeitungen, es war, als verschwinde der Calcio in einem Loch, aus dem er erst nach Generationen wieder aufsteigen würde. Auferstehen, natürlich. Nun, es ging bekanntlich viel schneller. Der vergangene Sommer, ein Sommer voller Zaubernächte, voller «notti magiche» eben, brachte eine spektakuläre, irgendwie sympathische Selbstrehabilitierung und den Europameistertitel dazu. Aber das war gestern, schon ein bisschen vergilbt.