Nach grossem YB-SiegDie Engländer höhnen: «Sogar der Flitzer hatte mehr Einfluss»
Die Medien spotten nach dem 1:2 in Bern über Manchester United und anerkennen die YB-Leistung. Der frustrierte Cristiano Ronaldo zeigt in der Niederlage Grösse.
So reagieren die englischen Medien
Noch am Wochenende erreichte die Ronaldo-Mania den Höhepunkt. Nach den zwei Toren des Superstars zum Einstand beim 4:1 gegen Newcastle United war die einhellige Meinung, die Verpflichtung des Portugiesen werde Manchester United auf ein neues Level heben.
Insofern kommt das 1:2 in Bern einem Reality-Check, ja einem herben Rückschlag gleich. Der «Guardian» schreibt: «Die Feierlichkeiten in der verschlafenen Schweizer Stadt dauerten bis tief in die Nacht, doch für ein erschöpftes und abgelenktes United war dies eine Erinnerung daran, dass trotz aller neuer Talente einige altbekannte Schwächen bestehen bleiben.» Und nennt als Beispiel die Auswechslungen und taktischen Umstellungen von Trainer Ole Gunnar Solskjaer, die oft so gewirkt hätten, als würden sie seine eigenen Spieler verwirren.
Die «Sun», das Revolverblatt schlechthin, tönt eine mögliche Entlassung des norwegischen Coachs in dieser Saison an. Und streicht genüsslich heraus, dass Jesse Lingard, der nach 72 Minuten für Ronaldo eingewechselt worden sei, nur sechs Ballkontakte und ein erfolgreiches Zuspiel gehabt habe. Aber mit seinem Rückpass auf Jordan Siebatcheu die Niederlage verschuldet habe. Und hebt in einem weiteren Artikel heraus, wonach die Fans gehöhnt hätten, dass sogar der Stadionflitzer im Wankdorf mehr Einfluss auf die Partie gehabt habe als der holländische Mittelfeldspieler Donny van de Beek, den United vor einem Jahr für 40 Millionen Euro verpflichtet habe.
Das bringt der Erfolg YB ein
Natürlich erst einmal viel Anerkennung. Der «Guardian» schreibt von YB-Trainer David Wagners jungem, eindrücklichem Team. Und der «Independent» meint, dass Manchester United keine Chance gehabt habe, sich dem Berner Druck zu entziehen. Wagner, der Jordan Siebatcheus Siegtreffer in der 95. Minute wie fast alle Berner ekstatisch feierte, wird der Erfolg viel Genugtuung geben. In Deutschland hat sein Ruf nach der Entlassung bei Schalke vor einem Jahr arg gelitten. Nun titelt «Sport1»: «Wagner schockt Ronaldo».
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2017 besiegte Wagner mit dem kleinen Huddersfield die Red Devils ebenfalls 2:1. Nun reiht sich der Erfolg mit YB gegen denselben Gegner in die Liste seiner grössten Triumphe ein. Ja, es ist gar einer der grössten Siege eines Schweizer Teams in der Champions League.
Wagner macht dabei eine gute Falle, weil er – anders als Solskjaer – die richtigen Schlüsse zieht. Vor der Partie stellte er erstmals auf ein 4-2-3-1-System um und verleiht so seinem Team Stabilität. Bei numerischer Gleichzahl kommen die Engländer mit ihren Offensivstars Ronaldo, Bruno Fernandes und Jadon Sancho nur zu zwei Schüssen. Es blieben nach der Roten Karte gegen Aaron Wan-Bissaka (35. Minute) die einzigen Abschlüsse der Engländer – die schlechteste Ausbeute der Mancunians in 17 Jahren und 138 Champions-League-Partien.
Wagner wechselt nach dem Ausgleich mutig, als er Miralem Sulejmani für Silvan Hefti bringt und Christian Fassnacht auf die Position des Aussenverteidigers beordert. Fassnacht sagt: «Klar wurde es in Überzahl einfacher, aber zuerst muss man auch diesen Willen an den Tag legen – und das haben wir getan. In der 80. Minute hat mich der Trainer noch gefragt, ob wir auf Sieg spielen wollen. Und ich sagte, ja, wir werfen alles nach vorne.»
Und dann sind da noch die exorbitant hohen Einnahmen, die sich im Premiumwettbewerb der Uefa verdienen lassen. In der Königsklasse wird jeder Punktgewinn mit 930’000 Euro belohnt, macht für einen Sieg knapp 3 Millionen Euro. Zur Einordnung: Für Matchwinner Siebatcheu, den teuersten YB-Transfer unter Sportchef Christoph Spycher, überwiesen die Young Boys diesen Sommer 2,5 Millionen Euro an Stade Rennes.
Ronaldos fürchterliche YB-Bilanz
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Zwei Spiele, zwei Niederlagen – so lautet Ronaldos Bilanz gegen die Young Boys. Als Juventus Turin vor drei Jahren auf die Berner traf, fehlte Ronaldo beim 3:0-Heimsieg der Italiener gesperrt. Beim 1:2 im Dezember 2018 in Bern machte er lange einen unglücklichen, frustrierten Eindruck. Seine Vorlage zu Paulo Dybalas Anschlusstreffer kam zu spät.
Am Dienstagabend steht Ronaldo in der Königsklasse zum 177. Mal auf dem Platz und egalisiert damit den Rekord von Iker Casillas, seinem früheren Teamkollegen bei Real Madrid. Die Partie beginnt für ihn mit dem Tor zum 1:0 standesgemäss. Aber je länger das Spiel dauert, desto unzufriedener wirkt Ronaldo. Als ihm der Schiedsrichter nach einer Intervention Mohamed Camaras den Penaltypfiff verweigert, motzt und hadert er. Und auf seine Auswechslung nach 72 Minuten reagiert er erstaunt.
Aber der 36-Jährige zeigt auch Grösse. Beim Einwärmen vor der Partie traf er eine Sicherheitskraft mit einem Schuss an den Kopf. Als diese am Boden lag, eilte er herbei und erkundigte sich nach ihrem Wohlergehen. Als die Partie dann zu Ende ist und der Kunstrasen zum Tummelplatz der feiernden Berner wird, lässt Ronaldo sein sicherlich bei vielen YB-Spielern begehrtes Trikot der Frau übergeben.
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