Walliser RegierungswahlenDie CVP stemmt sich gegen ihren Machtverlust
Die SVP drängt zurück in die Walliser Regierung. Doch im ersten Wahlgang hat die CVP den Angriff von rechts überraschend gut pariert.
Im Wallis ändern die politischen Machtverhältnisse. Vor vier Jahren verlor die Walliser CVP ihre historische Mehrheit im Kantonsrat, verteidigte aber ihre drei Regierungssitze und damit die Mehrheit im Staatsrat. Bei den Ständeratswahlen im November 2019 konnte die CVP ihre Doppelvertretung im Stöckli nur ganz knapp verteidigen. Die Spannung vor dem ersten Wahlgang der Regierungswahlen war entsprechend gross: Verliert die Walliser CVP ihre Bastion im Staatsrat?
Im ersten Wahlgang hat sich die CVP nun aber überraschend gut geschlagen. Zwar erreichte im ersten Wahlgang kein Kandidat das absolute Mehr, aber die amtierenden CVP-Staatsräte Roberto Schmidt und Christophe Darbellay distanzierten die Konkurrenz deutlich. Auch ihr Parteikollege Serge Gaudin, der den zurücktretenden Jacques Melly ersetzen soll, erreichte als Fünftplatzierter ein respektables Resultat. «Serge Gaudin hat vor einem Jahr niemand gekannt, und es war wegen der Corona-Krise schwierig, Wahlkampf zu betreiben. Sein Resultat ist also ausserordentlich»: So stärkte Darbellay seinem Parteikollegen den Rücken. Gaudin vermochte insbesondere den SVP-Kandidaten Franz Ruppen um einige Hundert Stimmen zu distanzieren.
Die SVP drängt nach der Abwahl von Oskar Freysinger vor vier Jahren zurück in die Regierung. Ruppen ist mit Platz 6 aber noch nicht definitiv geschlagen. Die SVP weiss, wie sie vielleicht doch noch auf Kosten der CVP reüssieren kann. Für den zweiten Wahlgang am 28. März wird die SVP im Oberwallis zum ethnischen Stimmverhalten aufrufen. Die Idee dahinter ist, dass die deutschsprachigen Walliser, egal, ob Rechts- oder Linkswähler, für Ruppen stimmen, um weiterhin zwei Oberwalliser in der Regierung zu haben.
Gelingt der SVP das Unterfangen und unterstützen sich CVP und FDP gegenseitig nur unzureichend, könnte Ruppen am Ende sogar den amtierenden FDP-Staatsrat Frédéric Favre hinter sich lassen. Favre schob sich im ersten Wahlgang auf den vierten Platz.
«Noch ist nichts gewonnen. Es beginnt alles wieder von vorn.»
Dieses Szenario vor Augen, betont CVP-Mann Serge Gaudin bereits, sein Hauptgegner sei nicht nur Franz Ruppen, er beschäftige sich auch mit FDP-Staatsrat Frédéric Favre und SP-Kandidat Matthias Reynard. Sozialdemokrat Reynard, der sein Amt als Nationalrat aufgeben und Regierungsrat werden will, war am Sonntag der Überraschungsmann. Er schob sich im ersten Wahlgang direkt hinter die CVP-Staatsräte Schmidt und Darbellay.
Reynard dürfte von den letzten Ständeratswahlen profitieren, bei denen er die Wahl nur knapp verpasst hatte. «Noch ist nichts gewonnen. Es beginnt am 28. März alles von vorn», betonte Reynard.
Frauen werden übergangen
Der Ausgang der Walliser Regierungswahlen ist auch aus nationaler Sicht von Bedeutung: Das Wallis ist der letzte Kanton, in dem eine einzige Partei die absolute Mehrheit in der Regierung hält. Luzern war der zweitletzte Kanton, in dem die CVP ihre absolute Regierungsmehrheit verlor – immerhin schon 2005. Angesichts ihrer Stärke im Kantonsparlament ist die CVP mit drei Sitzen übervertreten. Sollte sie ihre Regierungsmehrheit nun im zweiten Wahlgang definitiv in die nächste Legislatur retten, wäre dies ein Erfolg, den ihr die meisten Politbeobachter nicht zugetraut hatten.
Bereits heute klar ist hingegen, dass die grossen Verliererinnen im Wallis die Frauen sind. Mit Esther Waeber-Kalbermatten (SP) tritt die aktuell einzige Staatsrätin ab. Die grünen Kandidatinnen Brigitte Wolf und Magali Di Marco wollen sie ersetzen, blieben im ersten Wahlgang aber chancenlos. Ob sie zur Ballotage überhaupt noch antreten, liessen sie am Sonntagabend offen.
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