Medienbericht, Moskau ermitteltOperieren britische Elitesoldaten in der Ukraine?
Kommandos der SAS sollen im Kriegsgebiet im Einsatz sein. Dieser Behauptung gehen russische Ermittler und britische Medien nach.
Grossbritanniens Medien vermuten, dass Sondereinheiten der britischen Streitkräfte in der Ukraine operieren und damit ein Nato-Staat, entgegen allen offiziellen Versicherungen, militärisch aktiv ist auf ukrainischem Territorium. Die Vermutungen gehen auf russische Agenturberichte zurück, laut denen die SAS, die für geheime Einsätze abgestellte Elitetruppe der britischen Streitkräfte, «ukrainischen Sonderkommandos dabei hilft, Sabotageaktionen auf dem Territorium der Ukraine zu organisieren». Genau diesem Verdacht will jetzt Russlands oberster Ermittlungsausschuss, die wichtigste Untersuchungsbehörde Moskaus, nachgehen.
«Putin macht in der Ukraine Jagd auf die SAS», titelte Londons «Daily Mail» einen entsprechenden Bericht. Die russische Agentur RIA Nowosti hatte gemeldet, dass sich zwei SAS-Kommandos mit rund 20 Soldaten in der Westukraine, zwischen Lwiw und der polnischen Grenze, aufhielten, wo sie sich als Ärzte oder Pfleger ausgäben. Die Informationen sollen von gefangen genommenen ukrainischen Soldaten stammen. Die britische Regierung verweigerte jede Stellungnahme zu diesen Berichten. Zu möglichen Einsätzen der SAS äussere man sich grundsätzlich nie, hiess es im Verteidigungsministerium.
Offiziell wurden Soldaten abgezogen
Bereits in der Vorwoche hatte die Londoner «Times» berichtet, SAS-Offiziere schulten offenbar ukrainische Kommandanten in einer Region nördlich von Kiew. Dies hätten dankbare Ukrainer mitgeteilt, die an der Schulung teilgenommen hätten. «Die Briten sind echt gute Kerle», habe einer der ukrainischen Befehlshaber gesagt.
Klar ist, dass britische Militärexperten seit Russlands Krim-Invasion von 2014 in der Ukraine stationiert waren. Sie wurden aber im Februar offiziell abgezogen, um nicht in Kontakt mit der russischen Armee zu kommen. Die Nato wollte keine direkte militärische Konfrontation mit Russland riskieren. Das Pentagon hatte in diesem Zusammenhang ausdrücklich versichert, dass US-Waffentraining für ukrainische Truppen nicht auf ukrainischem Territorium stattfinden werde. Moskau seinerseits hatte für den Fall eines Nato-Einsatzes in der Ukraine mit unbestimmten Konsequenzen gedroht.
Bei seinem Trip nach Kiew war der britische Premierminister von den Ukrainern als «unser guter Freund Boris» gefeiert worden.
Keinen Zweifel hatte die ukrainische Führung in letzter Zeit gelassen an ihrer Dankbarkeit gegenüber Grossbritannien für rasche Waffenlieferungen und für Boris Johnsons scharfe Rhetorik. Bei seinem Trip nach Kiew war der britische Premierminister von den Ukrainern als «unser guter Freund Boris» gefeiert worden. Johnson selbst hatte sich gerühmt, eine «führende Rolle» zu spielen im Kampf gegen «Putins Krieg».
Offenbar hat die Ukraine Grossbritannien aber sieben Jahre lang inständig um Waffen gebeten, doch drei britische Regierungschefs hintereinander – David Cameron, Theresa May und Boris Johnson – hatten Waffenverkäufe damals untersagt aus Angst, Putin «zu provozieren». Dem Vorsitzenden des Ukraine-Ausschusses im Unterhaus hatte der Kommandant der ukrainischen Streitkräfte in Mariupol noch nach 2017 erklärt, man brauche dringend Waffen, weil man weitere russische Vorstösse über die Krim hinaus befürchte. Boris Johnson habe aber schon als Aussenminister solche Lieferungen abgelehnt, weil ihm die «Normalisierung» der Beziehungen zum Kreml wichtiger gewesen sei, erklärte die Londoner «Sunday Times».
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