Jahresrückblick 2021Die Besten Serien und Filme, Tech-Gadgets, Musikalben und Bücher
Redaktorinnen und Redaktoren des Ressorts Leben schauen auf das Jahr zurück – und liefern Empfehlungen, die sich als Weihnachtsgeschenke eignen.
Die besten Streaming-Filme und -Serien
WandaVision
Welch erzählerisches Potenzial die Superhelden-Mythologie noch immer hat, zeigt diese Miniserie ohne bombastische Actionszenen. Die mit Hexenkräften ausgestattete Wanda (Elizabeth Olsen) und der Android Vision (Paul Bettany) beziehen ein neues Heim in einer Fünfzigerjahre-Vorstadt, haben aber keine Ahnung, woher sie kommen. Was folgt, ist ein origineller Schnelldurchlauf durch die US-Fernsehgeschichte. Disney+
First Cow
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Ein Western, in dem das Backen von Guetsli ein wesentlicher Handlungsträger ist? Das funktioniert wunderbar, wie die US-Regisseurin Kelly Reichardt in ihrer Geschichte zeigt, in der es einen wortkargen Koch und einen chinesischen Einwanderer ins Oregon-County verschlägt. Wo sie auf die erste Kuh weit und breit treffen. Mubi
Dopesick
Eben hat das Metropolitan Museum of Art in New York den Namen «Sackler» aus mehreren Ausstellungsräumen entfernt. In der Serie «Dopesick» trifft sich die diskrete Familie in einem ebensolchen Museumsflügel, um das Milliardengeschäft mit Opioiden zu besprechen. Hier die Ruchlosigkeit und der Mief des alten Geldes, dort die Sucht, der Tod und die Scham. Grossartig ist Michael Keaton als Hausarzt, der abhängig wird. Disney+
Drunk
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Mit 0,5 Promille im Blut lässt sich besser leben, lautet die These eines Psychiaters, und vier dänische Lehrer in der Midlife-Krise wollen das im Drama von Thomas Vinterberg überprüfen. Ein Film über die Schönheit und die Gefahr des Saufens, ohne zu moralisieren. Eine Wucht ist Mads Mikkelsen, der am Ende tanzt wie einst Gene Kelly. Blue TV, Apple TV, Cinefile
Squid Game
Über keine Serie wurde dieses Jahr mehr geredet und gestritten, sogar auf Schweizer Pausenplätzen war sie Thema. Das Battle-Royale-Prinzip ist sicher nichts Neues. Aber «Squid Game» bringt es fertig, die Originalität des koreanischen Erzählstils, der viel mit Tonartwechseln zu tun hat, in eine effektive Serie zu überführen – mit Anleihen bei der surrealen Kunst und der Horrorfilmgeschichte. Netflix
Tschugger
Die Polizei-Komödie «Tschugger» zeugt angesichts zahlreicher Laiendarsteller nicht nur von einer sicheren Schauspielführung, sondern auch von erzählerischer Raffinesse: Da wird die Walliser Realität gnadenlos überhöht, aber der Charakter der Beteiligten sticht klar hervor in dieser trashigen und ausgesprochen komischen Schweizer Mischung aus «Magnum» und «Beverly Hills Cop». Sky Show, Play Suisse
The White Lotus
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Vielleicht lag es an der Monstrosität der Figuren im Spa-Resort auf Hawaii, vielleicht an der paradiesischen Bubble, in der sich die Feriengäste befinden und aufs Unangenehmste aneinandergeraten. Jedenfalls nahm die US-Sozialsatire von Mike White so ziemlich jede Lebenslüge der oberen Mittelschicht auseinander, mit teuflischem Genuss. Sky Show
Die besten Technikneuheiten und Gadgets
Sonos Roam
Bei der Lautsprecherwahl musste man sich immer zwischen verschiedenen Kategorien entscheiden. Jetzt nicht mehr. Der Sonos Roam (200 Franken) kann überall mitspielen: Er kann Bluetooth und WLAN, er harmoniert mit Apples Airplay und Spotify Connect, ist robust, dank einem Akku kann man ihn überall hin mitnehmen, und dann kann man ihn auch noch drahtlos laden. (zei)
Nikon Z fc
Die Nikon Z fc (circa 1300 Franken) verbindet aktuelle Digitalfotografie-Technik mit einem unauffälligen, eleganten Retrodesign, und sie hilft uns, die Tugenden der Analogfotografie zu pflegen, namentlich die sorgfältige, manuelle Bildbelichtung. Die spiegellose Kamera hat einen APS-C-Sensor und ein dreh- und schwenkbares Display. (schü)
Der Mac
Letztes Jahr hat Apple mit den ersten eigenen Prozessoren den Grundstein gelegt. Dieses Jahr folgten mit dem so schlanken wie leistungsfähigen neuen iMac und dem vor Kraft und Ausdauer strotzenden MacBook Pro die Vollendung. Spielte die Mac-Sparte bei Apple jahrelang die zweite Geige, gibt sie nun eindrücklich den Takt an und setzt die Konkurrenz unter Zugzwang. (zei)
Tolino Vision 6
Der Tolino Vision 6 ist ein Lesegerät für elektronische Bücher, das durch das handliche, leichte Design (215 Gramm) besticht, wasserdicht ist und ein grosses, scharfes Display hat (17,5 Zentimeter Durchmesser), dessen Helligkeit stufenweise regelbar ist. Umblättern kann man per Touch-Geste oder über Hardwareknöpfe, und Bücher lassen sich per WLAN direkt am Gerät kaufen und laden. (schü)
Samsungs Falthandys
Mit dem Galaxy Fold 3 und dem Flip 3 hat Samsung vorgeführt, dass Falthandys durchaus einen Platz in unserem Alltag haben können. Waren Smartphones mit faltbaren Bildschirmen in den letzten Jahren mehr Experiment als Alltagsprodukt, haben sie dieses Jahr einen entscheidenden Schritt genommen: Sie sind robuster, schöner, leistungsfähiger und billiger geworden. (zei)
Zescope
Das Taschenmikroskop Zescope (circa 52 Franken) wird mit dem Smartphone gekoppelt und erlaubt es dem Nutzer, in mikroskopische Welten einzutauchen. Es vergrössert vierzig- bis tausendfach und macht Fotos und Videos. Die Qualität der Aufnahmen ist zwar mittelmässig – trotzdem ist dieses Gadget hervorragend geeignet, bei Kindern wissenschaftliche Neugierde zu wecken. (schü)
Smarte Schlüsselanhänger
Sowohl Samsung wie Apple haben dieses Jahr smarte Schlüsselanhänger lanciert. Sowohl die Smarttags (Samsung) wie die Airtags (Apple) gefielen im Test und vor allem auch im Alltag sehr. Sie haben schon einige brenzlige Situationen entschärft und grössere Missgeschicke verhindert. Mit rund 40 Franken kosten die Anhänger nicht die Welt, und im entscheidenden Moment sind sie unbezahlbar. (zei)
Sieben herausragende Sachbücher des Jahres 2021
Sheera Frenkel und Cecilia Kang: «Inside Facebook – Die hässliche Wahrheit»
Von Facebook kann einen nichts mehr überraschen: Wer so denkt, der muss «Inside Facebook – Die hässliche Wahrheit» lesen. Das von zwei Autorinnen der «New York Times» akribisch recherchierte und spannend geschriebene Buch führt ins Innerste des Mega-Konzerns und zeigt auf, wie Mark Zuckerberg unter Täuschung von Politik und Öffentlichkeit eine autoritäre Machtmaschine aufbaute – indem er unsere Privatsphäre ausbeutete. Das Beste, was bisher über den Social-Media-Koloss geschrieben wurde. S. Fischer, 384 Seiten. (MMA)
Jens Balzer: «High Energy. Die Achtziger – das pulsierende Jahrzehnt»
Reagan und Thatcher marschieren durch, die Grünen machen mobil, Tschernobyl explodiert, die Mauer fällt, Aids bricht aus, die Yuppies gehen an die Börse. Der deutsche Philosoph Jens Balzer beschreibt die Achtzigerjahre anschaulich und stilistisch hochklassig als Jahrzehnt nicht nur des Übergangs, sondern der vielen Neuanfänge. Rowohlt, 400 Seiten. (jmb)
Stefan Aust: «Zeitreise»
In seinen Memoiren erzählt der wohl bekannteste deutsche Journalist Stefan Aust detailreich von seinen Anfängen im Sog der 68er-Studentenbewegung, seinen Erfahrungen als Fernsehmacher, als «Spiegel»-Chefredaktor und «Welt»-Herausgeber. Das spannende Buch ist ein Muss für alle, die sich für Journalismus und deutsche Zeitgeschichte interessieren. Piper, 656 Seiten. (mcb)
Werner Seitz: «Auf die Wartebank geschoben – Der Kampf um die politische Gleichstellung der Frauen in der Schweiz seit 1900»
Seit exakt 50 Jahren darf die Mehrheit der Menschen in der Schweiz an der Demokratie teilhaben. Seit exakt 50 Jahren dürfen auch die Frauen abstimmen und wählen. Bis die Männer tatsächlich Ja sagten zum Frauenstimmrecht, brauchte es Jahrzehnte des politischen Kampfs. Dokumentiert wird diese lange Zeit von Werner Seitz. Das eindrückliche Buch zeigt auf, wie mühsam Beharrlichkeit sein kann – und wie lohnend. Chronos, 296 Seiten. (los)
Philipp Sarasin: «1977»
Ein Buch über ein einziges Jahr? Philipp Sarasin, Geschichtsprofessor an der Uni Zürich, liefert natürlich viel mehr, nämlich einen eigenwilligen Bogen von Foucault, Esoterik-Bewegung und RAF bis zur digitalen Gegenwart. Immer entlang der Frage, wie es so weit kommen konnte, dass wir uns heute weniger an Gemeinsamkeiten orientieren, sondern tief reingesprungen sind in die Kaninchenlöcher der Identität. Suhrkamp, 502 Seiten. (blu)
Natascha Strobl: «Radikalisierter Konservatismus – Eine Analyse»
Haben die Konservativen – oder wenigstens ein Teil von ihnen – ihre Seele an den Rechtspopulismus verkauft? Für diese These liefert die österreichische Politologin Natascha Strobl Indizien, Fakten und historische Argumente. Zugleich schildert ihr viel diskutierter Essay Karriere und Amtszeit von zwei ehemaligen Regierungschefs, die in Strobls Augen den Konservatismus in ihren Ländern radikalisiert haben: Donald Trump und Sebastian Kurz. Suhrkamp, 192 Seiten. (ben)
Jia Tolentino: «Trick Mirror»
Dieses Buch ist etwas vom Klügsten über unseren Drang und Zwang zur Selbstinszenierung. Die 33-jährige Jia Tolentino schreibt darin über ihren Auftritt in einer Reality-TV-Show, watscht im Vorbeigehen Mark Zuckerberg ab, schreibt aber auch über Models, die den Sexismus zu Geld machen – und sich so ein Stück weit emanzipieren konnten (aber wirklich nur ein Stück weit). S. Fischer, 363 Seiten. (atob)
Die schönsten Alben des Jahres
Lady Blackbird: «Black Acid Soul»
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Etwas Zeitloses erschaffen, in einer Epoche, in der für die Kulturschaffenden die Zeit stehen geblieben ist: Das war die Prämisse des ersten Albums von Lady Blackbird. Eine Sängerin, deren Seelenballaden ausschliesslich auf der Schattenseite des Lebens spielen. Zappendustere Musik im Spannungsfeld zwischen Jazz und Soul ist hier entstanden. Musik, die einem mit ihrer abgetakelten Eleganz und schmerztriefenden Noblesse das Herz zerreisst. (ane)
Little Simz: «Sometimes I Might Be Introvert»
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In Zeiten der stimmungsabhängigen Playlists sind sie selten geworden, die Alben, die mit jedem Lied ihren Aggregatszustand, ihre Farbe und ihre Wetterlage ändern. Da kommt Little Simz aus Nordengland gerade recht. Auf dem erquicklichsten Sprechgesangs-Werk des Jahres öffnet sie ein Spektrum, das von polyrhythmischem Afro-Hip-Hop, knarzigem Elektro-Rap über Calypso-Hop bis zum schwülstigen Urban-Soul reicht. (ane)
Harnoncourts «Farewell from Zurich»
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Zehn Jahre ist es her, seit sich Nikolaus Harnoncourt in einem Opernhaus-Konzert vom Zürcher Publikum verabschiedet hat: mit Mozarts «Gran Partita» und einer atemberaubend wilden 5. Beethoven-Sinfonie. Nun hat das Label Prospero die Aufnahme in einer rundum schönen Ausgabe herausgebracht, inklusive Probenmitschnitt mit einem Harnoncourt in Hochform: «So, jetzt gehen wir keinen Millimeter von der Fantasie weg», sagt er da – und singt dann vor, was er meint. (suk)
Robert Plant & Alison Krauss: «Raise The Roof»
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Der ehemalige Led-Zeppelin-Sänger Robert Plant und die amerikanische Bluegrass-Sängerin Alison Krauss haben multiple Anläufe auf ihr zweites Gemeinschaftswerk genommen. Das grandios geratene «Raise The Roof» zeigt, warum sich die Aufnahmen über Jahre hinweggezogen haben. Ein derart meisterlicher und auch müheloser Balanceakt zwischen Country, Weltmusik und Blues kann man nicht erzwingen. (nij)
Joan As Police Woman: «The Solution Is Restless»
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Es war eine der letzten Studio-Sessions des 2020 verstorbenen Afrobeat-Erfinders Tony Allen. Und was für eine: Eingeladen hatte die Indie-Sirene Joan As Police Woman. Frucht der Kooperation ist das entspannt groovende und inständig überwältigende Album «The Solution Is Restless». Als Soul noir im permanenten Schwebezustand könnte man das Werk umschreiben. Eine groovende Suchtsubstanz. (ane)
La Rêveuse: Louis de Caix d’Hervelois
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Draussen ist es kalt, drinnen ist es Zeit für Louis de Caix d’Hervelois (ca. 1677–1759). Das ist zugegebenermassen keiner der ganz grossen Komponisten. Aber einer, in dessen Musik man sich sofort zu Hause fühlt. Mit dem Ensemble La Rêveuse kann man sich einnisten in den Bass-Schlaufen und aufwärmen in den Klängen von Gambe, Theorbe und Co. Selbst die Flöte neigt hier zu schönster Melancholie. (suk)
Laddermen: «Special Kind Of Violence»
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Laddermen heisst die Band des von Texas nach Luzern übergesiedelten Leopold Oakes. Der singende Schmerzensmann vereint in seiner Stimme den schwermütigen Glam so ziemlich sämtlicher grossen New-Wave-und-Post-Punk-Crooner der Achtzigerjahre. Befürworter von Bands wie Joy Division, Interpol oder der frühen Editors wird dieser dandyeske Tanz an den Abgründen in helle Freude versetzen. (ane)
«Longing Fever» von Evelinn Trouble
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2021 überraschte die Zürcher Rock-Avantgardistin Evelinn Trouble mit dem vordergründig poppigen Album «Longing Fever». Ihre unterkühlte Rückblende auf den House, Acid Jazz und Trip-Hop der 1990er-Jahre ist in Wirklichkeit aber ein Deckmantel für eine experimentell angehauchte und emotional aufgeladene Wurzelsuche. Der Pop-Appeal ist auf «Longing Fever» nur Mittel zum Zweck. (nij)
Sieben herausragende Romane von 2021
Sasha Filipenko: «Der ehemalige Sohn»
Ein kämpferischer und prophetischer Roman über Belarus. Franzisk sollte eigentlich Cello üben, aber er will lieber auf ein Rockkonzert. Dabei gerät er in eine Massenpanik, wird zu Gemüse zerquetscht und fällt ins Koma. Nach zehn Jahren erwacht er in einem Belarus, das immer noch von Lukaschenko beherrscht wird. Sasha Filipenko schreibt von Verlogenheit, Polizeigewalt und gibt uns Einblicke in ein Land, das seine Söhne und Töchter verliert, weil sie emigrieren. Der Autor selbst kann, solange Lukaschenko regiert, weder nach Russland noch nach Belarus, er würde sofort verhaftet.Sasha Filipenko: Der ehemalige Sohn. Diogenes-Verlag, Zürich 2021.
Adelheid Duvanel: «Fern von hier»
Ihr Leben war höchst tragisch, ihre Poesie unvergleichlich. Die gesammelten Erzählungen der vielleicht wichtigsten Schweizer Schriftstellerin des 20. Jahrhunderts sind eine Entdeckung. Diese Frau schrieb um ihr Leben und nahm es sich dann selbst. Sie erzählt von der Trostlosigkeit und dem Ringen, einen Platz in der Welt zu finden. Duvanels Literatur sucht ihresgleichen, ist kompromisslos und von sprachlicher Schönheit, die geradezu tröstend ist.
Adelheid Duvanel: Fern von hier. Limmat-Verlag, Zürich 2021.
Ayelet Gundar-Goshen: «Wo der Wolf lauert»
Der Pageturner des Jahres! Lilach Schuster lebt mit ihrem Mann Michael und Sohn Adam im Silicon Valley. In Amerika glaubt sie, der ständigen Gefahr in ihrer Heimat Israel entkommen zu sein. Aber dann, nach einem Anschlag auf eine Synagoge, wird die Stimmung ungemütlich. Und ihr Sohn ist in den plötzlichen Tod eines Mitschülers verwickelt. Lilach wird zur Ermittlerin, angetrieben vom Unbehagen: Zu was ist das eigene Kind fähig? Ayelet Gundar-Goshen dringt feinsinnig ans Innerste der Figuren und überzeugt mit szenisch-atemloser Dramaturgie.
Ayelet Gundar-Goshen: Wo der Wolf lauert. Kein & Aber, Zürich 2021.
Colson Whitehead: «Harlem Shuffle»
Schutzgeld, Plünderungen, brennende Autos, Glücksspiele und Bordelle. Wir sind mitten im brodelnden New Yorker Stadtteil Harlem in den 60er-Jahren. Ein grossartiger Gauner- und Schelmenroman des amerikanischen Pulitzerpreisträgers Whitehead. Es ist die schwarze Aufstiegsgeschichte während der Kennedy-Ära, soziologisch-historisch überzeugend dargestellt und in einer Sprache erzählt, die swingt.
Colson Whitehead: Harlem Shuffle. Hanser, München 2021.
Judith Hermann: «Daheim»
Mit einer rauchenden Frau auf einem Balkon beginnen die guten Geschichten. So auch der neue Roman von Hermann. Die namenlose Erzählerin will das Leben in der Unentschiedenheit halten, getragen von der Erinnerung. Judith Hermann kann wie keine andere über die Zerrissenheit schreiben, ihre Figuren muten sich etwas zu, verletzen sich dabei, stehen wieder auf und feiern das Irrationale unseres Menschseins. Nach «Daheim» will man selbst vieles hinter sich lassen und eine neue Welt entwerfen.
Judith Hermann: Daheim. S. Fischer, Frankfurt 2021.
Sally Rooney: «Schöne Welt, wo bist du»
Zwischen Klimakrise und Pandemie geht zwar grad die Welt unter, aber wenn Alice, Eileen, Felix und Simon nicht E-Mails schreiben oder aneinander vorbeireden, haben sie Sex. Rooney ist die Stimme der Millennials, in ihrem neuen Roman sind die Figuren nun erwachsener geworden, haben zwar gescheite Gedanken, aber immer noch ungesunde Beziehungen. Man zieht sich den Roman rein wie eine gute Netflix-Serie. Die Presse nennt Sally Rooney ein Phänomen, auf Ebay wurden illegal Vorabexemplare für viel Geld verkauft. Und Barack Obama ist ihr Fan.
Sally Rooney: Schöne Welt, wo bist du. Claassen-Verlag, Berlin 2021.
Leïla Slimani: «Das Land der Anderen»
Politisch und packend erzählt Leïla Slimani von einer Elsässerin, die am Ende des Zweiten Weltkriegs einen aus Marokko stammenden Offizier der französischen Armee heiratet und mit ihm in dessen Heimat zieht. Das Land, unter französischer Kolonisation, liegt in revolutionärer Gärung und wird zerrissen vom Wunsch nach Freiheit und von eingefahrener Tradition. Es ist der erste Teil einer Trilogie, den die aus Marokko stammende, französisch schreibende und Goncourt-preisgekrönte Autorin vorlegt. Ihre eigene Familiengeschichte, höchst sinnlich geschrieben.
Leïla Slimani: Das Land der Anderen. Luchterhand, München 2021.
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