Unsere LiteraturtippsDie besten Bücher des Monats
Emilia Roig überzeugt mit ihrem Handbuch zur Debattenlage. Daneben faszinieren unter anderem Sharon Dodua Otoos Debütroman und Christian Krachts Fortsetzung von «Faserland», die eigentlich gar keine Fortsetzung ist.
Welche Bücher können wir unseren Leserinnen und Lesern empfehlen? Aus der schier unendlichen Menge an Neuerscheinungen stechen sechs Titel hervor, die im Monat März für Furore sorgten. Greifen Sie zu, solange sie zuhause sitzen und Zeit zum Lesen haben.
Christian Kracht: Eurotrash
Die Fortsetzung von Christian Krachts epochemachendem Roman «Faserland» nach 25 Jahren. Zwar nicht wirklich nach 25 Jahren und auch nicht wirklich die Fortsetzung, aber «Eurotrash» ist trotzdem ein bemerkenswertes Buch. Kracht blickt zurück auf seine Familiengeschichte, die mit Nazi-Biografien und obszön viel Geld durchsetzt ist, und unternimmt eine letzte Reise mit seiner hinfälligen Mutter.
Helga Schubert: Vom Aufstehen
Helga Schubert war in der DDR eine bekannte Schriftstellerin und sehr engagiert in der kirchlich organisierten Opposition. Nach dem Mauerfall zog sie sich sukzessive aus der Öffentlichkeit zurück, bis sie im Jahr 2020 eine Erzählung beim Ingeborg-Bachmann-Preis einreichte - und gewann. Das neue Buch «Vom Aufstehen» erzählt klug und lebenssatt ein deutsches Leben in 29 Geschichten.
Sharon Dodua Otoo: Adas Raum
Noch eine Bachmannpreisträgerin: Sharon Dodua Otoo erzählt in ihrem Debütroman «Adas Raum» von vier Frauen, die allesamt Ada heissen und in verschiedenen Epochen auf verschiedenen Kontinenten jeweils versuchen, ein Leben nach ihren eigenen Vorstellungen zu führen. Das gelingt mal besser, mal schlechter, mal überhaupt nicht. Aber Otoo erzählt ihre Geschichten neu.
Jean Peters: Wenn die Hoffnung stirbt, geht's trotzdem weiter
Jean Peters ist Gründungsmitglied des Kollektivs «Peng!», das mit subversiven Medienstunts Aufmerksamkeit auf gesellschaftliche Missstände lenkt. Sein Buch ist Zwischenbilanz und Programmerklärung zugleich: «Eine Grundregel bei künstlerischen Arbeiten ist für mich immer, den Ort der reinen Symbolik zu verlassen und in die Realität einzugreifen», heisst es an einer Stelle. Ein blitzgescheites, ermutigendes, hoffnungsvolles Buch.
Emilia Roig: Why we matter
Emilia Roig gelingt in «Why we matter» das Kunststück, ein bestürzend dichtes Panorama der gesellschaftlichen Hierarchien, Entwertungen und verweigerten Chancen zu zeichnen, ohne dass es wie eine Abrechnung klingt. Gleichzeitig fordert die Gründerin und Direktorin des Center for Intersectional Justice in Berlin das Ende der Polizei, der Gefängnisse, der Ehe, der Arbeit und des Kapitalismus. Das Handbuch zur Debattenlage
Benno Gammerl: Anders fühlen
Für seine homosexuelle Emotionsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland interviewte der Zeithistoriker Benno Gammerl 32 Schwule und Lesben der Geburtsjahrgänge von 1943 bis 1970. Daneben durchforstete er acht Zeitschriften der Szene. Die Primärquellen ergeben nicht nur ein Panoptikum der Lebensentwürfe, Gammerl erzählt auch von ihnen mit der Wärme des gelebten Lebens.
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