Grossbank verdient mehr GeldUBS-Chef Ermotti: «Die Bank profitiert nicht von den Covid-Krediten»
Der scheidende UBS-Chef lobt die Krisenpolitik des Bundesrats und sieht die Schweiz gegenüber anderen Ländern im Vorteil. Er verteidigt das Kreditprogramm des Bundes.
Es ist ein riesiges Paket: 40 Milliarden Franken stellt der Bundesrat Schweizer Firmen, die unter der Corona-Krise leiden, in Form von Notkrediten zur Verfügung. Die Banken vermitteln die Kredite. Das Notprogramm für KMU kann daher auch als Schutzschild für die Schweizer Banken verstanden werden. Denn die Bundeshilfen würden Pleiten und damit Kreditausfälle verhindern.
Dass die Banken von den Hilfskrediten profitierten, verneint UBS-Chef Sergio Ermotti gegenüber dieser Zeitung: «Die Bank profitiert nicht von den Covid-Krediten.» Zum einen habe nur rund ein Drittel der Firmen, die einen Hilfskredit bezogen hat, bereits einen normalen Bankkredit bei der UBS. Beim Löwenanteil der Firmen, die einen Hilfskredit bekommen haben, hat die UBS also kein Ausfallrisiko.
Zum anderen würde bei den Firmen, die Hilfskredite in Anspruch nähmen, die Verschuldung steigen. Entsprechend würde die Bank ihre Risikoeinstufung für die betreffende Firma anpassen – was in der Regel mit erhöhter Ausfallvorsorge einhergeht.
1,6 Milliarden Quartalsgewinn
Insgesamt hat die UBS im Rahmen des Notprogramms bisher Kredite über 2,5 Milliarden Franken zugesagt. Laut Ermotti ist davon nur rund ein Drittel effektiv als Liquidität bezogen worden.
Die Krise spiegelt sich bisher nicht im Ergebnis der Bank wider – im Gegenteil. Die Grossbank konnte im ersten Quartal gute Zahlen verzeichnen. Sie hat davon profitiert, dass ihre Kunden in den ersten Monaten 2020 ihre Depots umschichteten und viele Transaktionen tätigten. Der Quartalsgewinn beläuft sich auf beinahe 1,6 Milliarden Dollar und liegt damit deutlich über dem Vorjahreswert von rund 1,1 Milliarden und auch über der Schätzung vieler Analysten.
Der Ertrag der Investmentbank stieg um 44 Prozent auf mehr als 600 Millionen Dollar. Die Einnahmen des Vermögensverwaltungsgeschäfts legten um 14 Prozent zu und damit, laut der UBS, so so stark wie seit der Finanzkrise nicht mehr.
«Ich fühle mich wohl mit der Strategie des Bundesrates.»
Die Bank rechnet mit negativen Folgen der Corona-Krise für die Wirtschaft in den kommenden Monaten. Das könnte sich auch im Ergebnis niederschlagen: denn die Kundenvermögen haben an Wert verloren, welche die Basis für die laufenden Gebühreneinnahmen sind. Auch der absehbare Rückgang bei den Transaktionen dürfte sich auf das Ergebnis auswirken. Die Bank gibt sich daher in ihrem Ausblick sehr vorsichtig.
Dem Management der Pandemie durch den Bundesrat erteilt Ermotti gute Noten. «Ich fühle mich wohl mit der Strategie des Bundesrates», sagt er. Seiner Meinung nach war es richtig, bei der Öffnung der Wirtschaft nichts zu überstürzen. Nun gehe das Land durch einen Prozess einer langsamen Normalisierung, wenn auch die Normalität noch weit weg sei. Mit Blick auf die Politik des Lockdown und der schrittweisen Lockerung meint der UBS-Chef: «Hier hat die Schweiz im internationalen Vergleich eine starke Performance geleistet.»
US-Banken leiden stärker
In der Vergangenheit waren US-Banken wie JP Morgen den Schweizer Häusern bei den Gewinnen enteilt. Nun trifft die Krise die US-Institute härter als ihre Schweizer Wettbewerber. JP Morgan erhöhte die Rückstellungen für faule Kredite um 6,8 Milliarden auf 8,3 Milliarden Dollar, Wells Fargo verstärkte die Sicherheiten um 3,2 Milliarden auf 4 Milliarden Dollar. Auch europäische Grossbanken wie HSBC und Santander haben die Rückstellungen massiv erhöht.
Die Schweizer Grossbanken stehen in der Krise besser da, weil sie sie im Unterschied zu den US-Banken nicht so ein riesiges Kreditbuch haben. Ihr Heimatmarkt ist kleiner. So hat die Credit Suisse letzte Woche bekannt gegeben, dass sie 568 Millionen Franken Rückstellungen für Kreditrisiken in allen fünf Geschäftsdivisionen bildet. Das UBS-Ergebnis im ersten Quartal wird durch Wertberichtigungen für Kreditrisiken von insgesamt 268 Millionen Dollar nur leicht getrübt.
«Unsere Strategie sorgt dafür, dass wir heute stabil sind», so Ermotti. Die Vorsicht trägt nun Früchte. «Wir haben in der Vergangenheit auf gewisse Erträge verzichtet, das zahlt sich nun aus.» Auch wenn die Wirtschaft stark taucht, erwartet die Bank in ihren Szenarien keine schwerwiegenden Folgen für ihr Geschäft.
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