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Einreisestreit zu Australian Open
Novak Djokovic meldet sich vom Court der Rod Laver Arena – Minister könnte noch eingreifen

Fans von Novak Djokovic jubeln nach dem Urteil des Gerichts in Melbourne.
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Nach stundenlangen Anhörungen und technischen Problemen hat Richter Anthony Kelly entschieden, dass Novak Djokovic das Visum zu Unrecht entzogen wurde. Oder mit seinen Worten: Dies sei «unangemessen» gewesen. Kelly urteilte, es hätten Verfahrensfehler der Grenzkontrolle vorgelegen. Der Serbe habe alles unternommen, was in seiner Macht gestanden sei, und sich nach seiner Ankunft in Melbourne nicht ausreichend äussern können. Somit ist der 34-Jährige per sofort frei und darf seine Vorbereitungen fürs Australian Open aufnehmen, das nächste Woche beginnt.

Um 14 Uhr gab seine Familie eine Medienkonferenz. Sein Bruder, seine Mutter, sein Vater und sein Onkel haben sich bei allen Unterstützern bedankt. Es sei nicht einfach gewesen für die Familie, zeitweise habe auch kein Kontakt bestanden. «Wir sind alle froh, dass der Richter den Fall so genau und fair angeschaut hat», bedankte sich Bruder Djordje. Und Mutter Dijana strich hervor, dass Novak nichts Falsches gemacht habe und bedankte sich bei den Fans, «die vor dem Hotel gesungen und getanzt haben. Er hat das gesehen und gehört und es hat ihm Energie gegeben.» Sein Onkel Goran nannte es den «grössten Sieg seiner Karriere, grösser als ein Grand-Slam-Sieg.»

Nur wohlwollende Worte für den Richter übrig hatte auch sein Vater: «Er hat einen fantastischen Job gemacht», so Srdjan Djokovic. Weniger nett fällt die Einschätzung der Arbeit des Grenzschutzes aus: «Sie haben ihm alles weggenommen, auch das Handy und ihn weggesperrt.» Er sei da gewesen zum Tennisspielen, «er war da, um seinen Job zu machen.» Sie hätten ihn dazu gedrängt sein Visum aufzugeben, «aber das wird er nicht. Er wird auch beim nächsten Versuch Einspruch erheben.»

Novak Djokovic meldet sich vom Court

An der Medienkonferenz der Familie wollte sich auch Novak Djokovic zuschalten, hiess es zunächst, die Familie nannte dies eine «Fehlinformation im Vorfeld». Gemeldet hat sich der Tennisspieler selbst dann via Twitter:

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Sein Vater hat keine Zweifel, dass er sich von der Geschichte nicht beeinflussen lässt und den Titel holt: «Er ist mental so stark, das kann ihm nichts anhaben.»

Im Einwanderungsstreit ist das letzte Wort aber womöglich noch nicht gesprochen. Der Anwalt der Regierung sagte, er sei instruiert worden zu erwähnen, dass Einwanderungsminister Alex Hawke das Visum des Serben immer noch streichen könne. Gemäss ersten Medienberichten hätte Hawke vier Stunden Zeit, sein persönliches Recht auf Aufhebung des Visums wahrzunehmen. Die Tageszeitung «The Age» schrieb nun aber, er werde nicht mehr am Montag entscheiden, könne sein Recht aber auch noch morgen oder in den Tagen danach ausüben. Djokovic könnte auch gegen den Entscheid von Hawke gerichtlich vorgehen.

Der Weltranglistenerste, der nicht gegen das Coronavirus geimpft ist, war am Mittwochabend in Melbourne gelandet, nachdem er nach eigenen Angaben eine Ausnahmegenehmigung von den Veranstaltern des Australian Open für eine Einreise ohne Impfnachweis erhalten hatte, weil er Mitte Dezember eine erneute Covid-Infektion durchgemacht hatte. Die australischen Grenzbeamten erkannten dies jedoch nicht an und entzogen ihm das Visum.

Visumsentscheid fiel gemäss Richter zu früh

Die Anwälte des Serben argumentierten, sein Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung sei von zwei unabhängigen medizinischen Gremien genehmigt worden. Er habe alles unternommen, was möglich gewesen sei, und sei von der Grenzkontrolle nicht rechtens behandelt worden. Dieser Argumentationslinie folgte Richter Kelly beim Prozess. Er sagte schon im ersten Teil der Verhandlung, als die Anwälte von Djokovic argumentierten, er halte das Verhalten der Behörden für unverhältnismässig: «Was hätte dieser Mann noch mehr tun können?»

Zur Entscheidung, dem Einspruch des Tenniscracks stattzugeben, trug der Ablauf der Ereignisse nach dem Eintreffen am Flughafen bei, wie Kelly verdeutlichte. Um 5.20 Uhr am vergangenen Donnerstagmorgen sei Djokovic informiert worden, er habe bis 8.30 Uhr Zeit, sich zur Aufhebung des Visums zu äussern. Er sei aber ab 6.14 Uhr befragt worden, die Entscheidung sei um 7.42 Uhr gefallen – also zu früh.

Djokovic wurde danach in ein Hotel für Ausreisepflichtige gebracht und legte gegen die Entscheidung Einspruch ein. Laut den Gerichtsdokumenten gab die Seite von Djokovic an, dass dieser am 30. Dezember vom medizinischen Chef des australischen Tennisverbands eine Ausnahmegenehmigung erhalten habe.

Aus den Gerichtsdokumenten geht hervor, dass Djokovic am 16. Dezember 2021 zum zweiten Mal positiv auf das Coronavirus getestet worden sein soll. Es traten jedoch etliche Ungereimtheiten auf, da der Serbe am 16. und 17. Dezember diverse Termine wahrnahm und ohne Maske auftrat. Nicht die einzige Ungereimtheit, wie Ben Rothenberg am Montag twitterte: Gemäss dem amerikanischen Enthüllungsjournalisten führte der QR-Code vom Coronatest von Novak Djokovic auf eine Website der serbischen Regierung, auf der als Testergebnis das Ergebnis mit «Negativ» angegeben wird. Kurz darauf führte derselbe Link auf eine identische Website – nur dass diesmal das Testresultat als «Positive» angegeben wird, schreibt Ben Rothenberg.

Langer Ärger um ungeimpften Tennisprofi

Schon vor dem Ärger um die Australien-Einreise war sein Impfstatus monatelang Thema für Diskussionen gewesen. Der Tennisprofi hatte daraus ein Geheimnis gemacht und den Status als Privatsache bezeichnet, dieser ist nun aber geklärt. Aus den Gerichtsdokumenten geht hervor, dass Djokovic in der Befragung durch einen Beamten des australischen Grenzschutzes angegeben habe, «nicht gegen Covid-19 geimpft» zu sein (Link zum Interview bei der Einreise, English).

Djokovic will nach diesem juristischen Tauziehen und den ganzen Tumulten um seinen Fall tatsächlich am Australian Open in Melbourne aufschlagen. Das Turnier dürfte entsprechend turbulent verlaufen, treffen doch auf der einen Seite seine Fans, die zu den aggressivsten der Tennisszene gehören, auf die riesige Fraktion der Anti-Djokovic-Hardliner, wie Tennisexperte René Stauffer in seinem Kommentar schreibt. Der Serbe hat in Melbourne bereits neunmal gewonnen und würde mit einem weiteren Triumph seine grossen Rivalen Roger Federer und Rafael Nadal nach Grand-Slam-Titeln hinter sich lassen.

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DPA/AFP/chk/sg./anf/rst/nih