Sieg im EM-EröffnungsspielDeutschland degradiert die Schotten zu leidenden Statisten
Besser hätte der Gastgeber nicht in die EM starten können. Er führt gegen die Schotten früh 2:0, gewinnt 5:1. Und zeigt, weshalb er zu den Turnierfavoriten gezählt werden muss.
Nicht einmal im Boden versinken kann der arme Ryan Porteous. Soeben hat der schottische Verteidiger im EM-Eröffnungsspiel für ein brutales Foul im eigenen Strafraum die Rote Karte gesehen. Er würde jetzt gerne verschwinden, aber in der Allianz-Arena von München geht das nicht einfach so. Porteous muss warten, bis sich die Falltüre zum Kabinentrakt öffnet. Und das dauert. Er erlebt so mit, wie Kai Havertz für Deutschland in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit vom Penaltypunkt zum 3:0 trifft. Die Demütigung ist perfekt. Und die Stimmung bei den Zigtausenden eben noch feuchtfröhlichen schottischen Fans im Keller.
Die Szene ist sinnbildlich: Alles, was sich die Briten vornehmen, geht schief. Und alles, was der Gastgeber anpackt, verwandelt sich in Gold. Der eingewechselte Niclas Füllkrug erhöht im Verlauf der zweiten Halbzeit auf 4:0. Der einzige Treffer der Schotten fällt kurz vor Schluss durch ein Eigentor des Verteidigers Antonio Rüdiger. Aber das trübt die Stimmung nicht. Dem ebenfalls eingewechselten Emre Can gelingt noch das 5:1. Besser hätten die Deutschen nicht ins Turnier starten können.
Die Parallelen zur WM 2006
Im Vorfeld der EM wurde oft ans Sommermärchen 2006 erinnert. Nach dürftigen Jahren hatte die Heim-WM den Umschwung gebracht. Philipp Lahm traf im Eröffnungsspiel in der damals neu erbauten Allianz Arena nach sechs Minuten, Deutschland gewann 4:2. Und startete eine wochenlange Party, die auf Rang 3 endete.
Der Auftakt in ein Turnier ist wichtig. Das wissen die Deutschen. Bei den letzten drei Endrunden verloren sie das Startspiel – und enttäuschten danach. Dass eine Partie die Stimmung bestimme, das gelte für «kein Spiel so sehr wie für das erste», sagte Captain İlkay Gündogan vor der Partie gegen die Schotten.
Den Grundstein für den Sieg im Eröffnungsspiel legte der deutsche Trainer Julian Nagelsmann im März. Da hatte er auf die ungenügenden Leistungen reagiert und für die Testspiele gegen Frankreich und die Niederlande Grössen wie Mats Hummels aussortiert und Toni Kroos reaktiviert. Und Joshua Kimmich, der sich so gerne im Zentrum des Spiels sieht, auf die Position des Rechtsverteidigers degradiert. Deutschland gewann dann gegen Frankreich und die Niederlande. Das genügte, damit beim Gastgeber die Alarm- der Aufbruchstimmung wich.
Von langer Hand geplant
Gegen Schottland vertraut Nagelsmann genau auf die gleichen elf Spieler wie in den Testspielen im März. Die Mannschaft hat eine klare Rollenverteilung. Robert Andrich etwa ist im defensiven Mittelfeld in erster Linie da, um Kroos den Rücken freizuhalten. Es ist erstaunlich, wie Nagelsmanns vor Monaten ausgedachter Plan an diesem langersehnten Freitagabend in München aufgeht.
Zehn Minuten sind absolviert, als Kroos mit einer Verlagerung Rechtsverteidiger Kimmich lanciert. Und dieser legt für Wirtz quer, der den hübschen Spielzug direkt zur Führung abschliesst. Bald darauf schickt Gündogan Havertz in die Tiefe, am Ende lässt Jamal Musiala dem schottischen Goalie Angus Gunn keine Chance. Musiala, 21, und Wirtz, 21, diese famosen Tempodribbler, haben das Potenzial, zu den Gesichtern des Turniers zu werden.
19 Minuten sind da erst gespielt. Und die Partie ist schon entschieden. «Jetzt geht es um Schadensbegrenzung und die Tordifferenz», tippt ein schottischer Journalist in seinen Computer. Doch auch das wird dem Aussenseiter nicht gelingen.
Die Schotten sind beim deutschen Schaulaufen zehn leidende Statisten. Sie verzeichnen keinen einzigen Torschuss, haben kaum Ballbesitz. Am Mittwoch treffen sie im zweiten Gruppenspiel auf die Schweiz. Sie werden das angeschlagen tun.
Spielende
Und dann ist die Partie vorbei, Deutschland gewinnt 5:1! Danke fürs Mitfiebern, gleich folgt hier eine Zusammenfassung.
90+3’ TOR DEUTSCHLAND
Deutschland schaltet und verwaltet. Und sucht die Lücke zum nächsten Tor. Der Abschluss von Emre Can… trifft perfekt, Goalie Gunn kann sich noch so strecken! 5:1 für Deutschland!
90’
Tja wer hätte das gedacht, was für ein torreiches Eröffnungsspiel! Noch ist es aber nicht vorbei. Drei Minuten gibt Schiedsrichter Turpin obendrauf.
87’ TOR SCHOTTLAND
Gibt es denn das? Nach einem Freistoss versucht sich McTominay mit dem Kopf – und trifft dann den Kopf von Rüdiger. Eigentor! Ehrentor! 1:4 – Anschluss für Schottland!
83’
Der eingewechselte Sané mit einem Abschluss, knapp ausserhalb der Strafraums versucht er sich mit einem Schlenzer. Aber der landet in den Händen von Goalie Gunn.
81’
Wieder ein Wechsel bei Deutschland, wieder tobt das Stadion. Toni Kroos verlässt den Platz, für ihn kommt Emre Can. Und auch die Schotten bringen einen neuen, Lawrence Shankland kommt für Ryan Christie.
79’
Wer gedacht hat, dass Deutschland jetzt langsam auf die Bremse drückt, der hat sich deutlich geschnitten. Gefühlt keine Pause kriegt die Schottische Verteidigung. Mittelstädt versucht sich zum zweiten Mal stark aus der Distanz, zum zweiten Mal geht der Ball drüber.
76’
12 Minuten ist er auf dem Platz – dann trifft er gleich zum zweiten Mal. Nach Flanke vom eben eingewechselten Müller bugsiert Füllkrug denn Ball irgendwie über die Linie. UNglaublich, aber mit einem Makel: Knapp Abseits war das Ganze. Noch immer steht es 4:0
73’
Wieder wird es unglaublich laut im Stadion, das gerade 75’000 Zuschauer hält. Dieses Mal aber nicht wegen einem Tor. Thomas Müller wird eingewechselt, er kommt für den überragenden Jamal Musiala.
68’ TOR DEUTSCHLAND
Kaum eingewechselt, packt Niclas Füllkrug schon den Hammer aus! Nach Vorarbeit von Musiala verpasst Gündogan, dann braucht Füllkrug nur eine Berührung und zieht per Dropkick ab – unhaltbar in die rechte, obere Ecke. Unglaublich und unhaltbar, 4:0 für Deutschland!
65’
Sané hat beinahe das 4:0 auf dem Fuss, trifft mit der ersten Aktion nach seiner Einwechslung aber die falsche Entscheidung und versucht lieber alleine, anstatt querzulegen. Dadurch hat Gunn im schottischen Tor keine Probleme.
63’
Doppelwechsel bei Deutschland: Die beiden Torschützen Havertz und Wirtz haben bereits Feierabend. Für sie kommen Füllkrug und Sané.
62’
Und wieder eine Verwarnung, dieses Mal für Deutschland. Jonathan Tah kommt zu spät gegen Ryan Christie.
59’
Musiala rennt, Musiala tänzelt. Der 21-Jährige lässt wieder die halbe Verteidigung hinter sich. Auf der Grundlinie flankt er zur Mitte, wo Gunn mit einem Bein zur Stelle ist. Den Abpraller kann Gündogan nicht verwerten, er wird ebenfalls geblockt.
55’
Trotz 6 zu 0 Versuchen auf das Schottische Tor hier das Novum: der erste Eckball für Deutschland. Und gleich darauf der nächste – aber beide bleiben verhältnismässig ungefährlich.
53’
Spielerisch hat sich nichts gross verändert. Weiterhin ist es Deutschland, das den Ball in den eigenen Reihen hält. Schottland reagiert eher, als es agiert. Verständlich bei diesem Spielstand in Unterzahl. Die Partie scheint entschieden.
49’
Und gleich gibt es die nächste Karte. Der Schotte Ralston verdient sie sich mit einem taktischen Foul an Wirtz.
47’
Und die zweite Halbzeit beginnt gleich einmal mit einem Freistoss für Schottland auf der linken Seite. Aber McTominay versucht sich, der Ball wird vor dem Tor aber geklärt.
Weiter geht’s
Und weiter geht die Partie in der Allianz-Arena. Hat Coach Steve Clarke die richtigen Worte gefunden? Wir werden es nun sehen. Einige Wechsel gab es: Neu steht Hanley für Adams für Schottland auf dem Platz. Bei Deutschland kommt Gross für Andrich.
Aufstellung für das Schweizer Spiel
Morgen ist es soweit: Die Schweiz bestreitet ihr erstes Gruppenspiel gegen Ungarn. Wer soll für die Schweiz starten? 3-er Abwehr? 2-er Sturm? Geben Sie hier Ihre Stimme ab.
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