Eishockey: Playoff-Final EV Zug - ZSC LionsDer ZSC überzeugt – und hat doch eine Sorge
Die Zürcher führen vor dem dritten Spiel in Zug bereits 2:0. Geht es in diesem Stil weiter – oder kehrt der Favorit zurück? Was bislang auffiel.
Das ZSC-Powerplay
Statistik-Nerds mögen monieren, dass zwei Spiele eine viel zu kleine Stichprobengrösse sind, doch der ZSC hat im Final bislang aus sieben Powerplays drei Tore erzielt. Und es geht ja nicht bloss um die Tore. Die Lions zelebrieren ihr Überzahlspiel bisweilen, zumindest dann, wenn die erste Formation auf dem Eis steht.
Dann wird entlang der blauen Linie gezaubert, Maxim Noreau, Sven Andrighetto und Denis Malgin sind die Steuermänner, die exzellent schiessen und passen können und damit für den Gegner äusserst unberechenbar sind. Ein Denis Hollenstein hat hier «bloss» den Part des zentralen Stürmers, der den Puck ablenken und hin und wieder zum magischen Trio zurückspielen soll. Marco Pedretti schliesslich übernimmt die «Drecksarbeit», er soll Zug-Goalie Leonardo Genoni die Sicht nehmen.
Und ja, das mag dann und wann zu verspielt wirken, Kunst um der Kunst willen. So wie die folgenden 30 Sekunden ungeschnittenen Katz-und-Maus-Spiels. Aber versetzen Sie sich kurz in die Haut der Zuger. Zum Beispiel in jene von Topskorer Jan Kovar oder Verteidiger Dominik Schlumpf: Nein, das kann keinen Spass machen.
Und dann gibt es ja noch die 2. Formation, die ZSC-Coach Rikard Grönborg fast gleich oft aufs Eis schickt. Im Vergleich zu Malgin und Co mag ihr Spiel wie Hausmannskost wirken, torgefährlich sind sie dennoch, aber auf ganz andere Weise. Justin Azevedo und Marcus Krüger ziehen die Fäden hinter dem Tor, gesucht wird der Direktpass auf Simon Bodenmann und Dominic Diem im Slot oder Patrick Geering an der blauen Linie. Das Zuger Boxplay muss also mit mehreren Varianten zweier unterschiedlicher Formationen zurechtkommen. Mehr Variabilität geht nicht.
Wie gut ist bislang eigentlich Zugs Powerplay im Final? Das wissen wir nicht so genau, da der EVZ erst zweimal überhaupt in Überzahl spielen konnte. Das ZSC-Boxplay war davor im Playoff vor allem gegen Gottéron stark, noch besser ist natürlich, wenn man fast keine Strafen kassiert …
Die neue Unberechenbarkeit bei 5-gegen-5
Wir haben es hier während der Regular Season immer wieder moniert: Der ZSC hätte die Spieler und damit die Möglichkeit, die Gegner auch mit schnellen Gegenstössen zu ärgern. Mit langen Pässen und schnellen Abschlüssen. Schnelle Gegenstösse? Das waren bei den Lions bislang meist Rushes ihres flinksten Stürmers Malgin. Aber Rikard Grönborg bevorzugt nun einmal die Scheibenkontrolle. Und ein Coach, der im Final mit 2:0 vorne liegt, hat immer recht.
Doch was wir plötzlich bereits in den Serien gegen Biel und Fribourg sahen, findet im Final seine Fortsetzung. Nicht, dass die Zürcher plötzlich auf diese langen Pässe im Spielaufbau setzen würden, doch der EVZ muss sich dennoch vorsehen, denn immer wieder wird auch diese Variante nun eingestreut:
Das Siegestor Malgins in Spiel 2 hatte genau so einen Spielzug als Ursprung. Christian Marti lancierte Hollenstein mit einem langen Pass, dieser schoss zwar nicht schnell, setzte aber mit seinem Rückpass auf Torschütze Malgin den ganzen EVZ-Block schachmatt.
Ihn bekommt der ZSC nicht in den Griff
Wenn eine Serie derart eng ist wie dieser Final, können wir natürlich nicht nur den ZSC loben. Der EVZ verlor 2:3 (nach 2:0-Führung) und 1:2 (nach 1:0), könnte also genauso gut 2:0 in Führung liegen. Ja, er ist bei normalem 5-gegen-5-Hockey sogar gefährlicher als der ZSC, kreiert mehr Torchancen, die er aber bislang noch und noch ungenutzt lässt.
Ein Grund für die vielen Zuger Torchancen: Kein anderes NL-Team integriert bei Gegenstössen seine Verteidiger so effizient in den Angriff. Alle beteiligen sich, selbst Haudegen wie Claudio Cadonau. Doch vor allem ein Zuger Abwehrspieler bereitet den Zürchern diesbezüglich Kopfschmerzen: Christian Djoos. Der Schwede findet immer wieder Wege vors ZSC-Tor. Mit etwas Abschlussglück und ohne die überragende Leistung von ZSC-Goalie Jakub Kovar hätte sich Djoos problemlos zum Topskorer der ersten beiden Spiele machen können.
Djoos spielt schlau und variantenreich. Er ist gefährlich, wenn er zu seinen Sprints ansetzt:
Er kann auch Roman Josi imitieren, wenn er die Rolle des Scheibenträgers übernimmt:
Und er hat auch das feine Gespür, wann er nach Druckphasen in der ZSC-Zone vors Tor stechen muss:
All das hier war nur eine Auswahl von Djoos’ Offensivaktionen. Lange kann das so nicht gut gehen für den ZSC, er muss für Djoos eine Lösung finden, am besten schon in Spiel 3.
Was tun die Trainer?
Es wurde da und dort auch ein «Eis-Schach» zwischen den Skandinaviern Rikard Grönborg (ZSC) und Dan Tangnes (Zug) befürchtet. Bislang vorwiegend zu Unrecht. Zwei kleine Müsterchen gab es dennoch: Tangnes griff in Spiel 1, als er als Heim-Coach das Recht des letzten Wechsels hatte, in einem Fall tatsächlich zum «Line-Matching», also dem taktischen Stilmittel, die immer gleiche Formation auf eine bestimmte gegnerische Linie zu setzen. Und so verbrachte Zugs Defensiv-Center Anton Lander 14 seiner 18 Shifts bei 5-gegen-5 gegen die Zürcher Toplinie Andrighetto/Malgin/Hollenstein. Wiederholt sich das am Samstag in Spiel 3?
Grönborg seinerseits hielt am Mittwoch in Zürich in Game 2 nichts von solchen Spielchen. Eines liess er sich aber nicht nehmen: Azevedo und Krüger, die beiden wohl besten Bullyspieler der Liga, hat er nicht nur in einer Linie vereint. Er brachte sie in Spiel 2 kaum mit fliegenden Wechseln aufs Eis, sondern fast nur nach Spielunterbrüchen, dafür exzessiv. Damit sie Bullys spielen (und gewinnen) können: Vor allem Krüger dominiert mit bislang 74 Prozent gewonnener Anspiele – als gut gelten bereits 55 …
Sehen wir Änderungen in Spiel 3? Angesichts der Torflaute würde sich bei Zug der erstmalige Einsatz von Flügelstürmer Carl Klingberg anbieten. Doch welchen anderen Import würde Tangnes dann rausnehmen? Da sein Topskorer und Captain Jan Kovar wohl genauso gesetzt ist wie die beiden Verteidiger Djoos und Niklas Hansson, würde es wohl Lander treffen. Ohne ihn würde Tangnes dann aber jener defensive Stürmer fehlen, den er in Spiel 1 auf die Malgin-Linie ansetzte. Was also wird der EVZ-Coach tun? Die Antwort gibt es am Samstag um 20 Uhr.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.