Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Aus Abfall wird Kunst
Der Wiederverwerter aus Nigeria

An der Universität von Benin-Stadt hat er 6000 Plastik-Flaschendeckel zu einem Porträt des früheren Vizepräsidenten der Uni gefertigt: Josh Egesi.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Sie kennen einander nicht, leben in verschiedenen Ländern und sogar auf verschiedenen Kontinenten. Und doch hatten Josh Egesi aus Nigeria und die Schweizerin Sarah Harbarth eine ähnliche Idee: Sie stellen aus Abfällen etwas Nützliches oder Schönes her, wenn auch gewissermassen übers Kreuz.

So macht die 26-jährige Baslerin aus Lebensmittelabfällen Kunststoffe. Alleine in der Schweiz, sagt sie zu «20 Minuten», landeten rund 40 Tonnen Bananen im Abfall – und das jeden Tag. Harbarth begann auch mit Nuss- und Kakaoschalen zu experimentieren, später kamen Olivenkerne hinzu. Daraus stellt sie Alternativkunststoffe her, etwa für die Herstellung von Schuhsohlen.

«Mein Werk ist ein Weckruf»

Josh Egesi geht, wenn man so will, den umgekehrten Weg: Der 30-jährige Designer aus Lagos nimmt Plastik, das in seiner Heimat überall herumliegt, und verarbeitet es zu Kunstwerken, die sein Farb- und Formbewusstsein und auch seinen Humor belegen. So hat Egesi an der nigerianischen Universität von Benin-Stadt 6000 Plastik-Flaschendeckel zu einem Porträt von Faraday Orumwense montiert. Dieser war der frühere Vizepräsident an Egesis Universität.

Der Künstler hat mit seiner Abfallkunst auch Hotels und Firmen verziert, etwa mit dem Konterfei des CEO von Coca-Cola Nigeria. Deshalb verdiene er gut mit seiner Kunst, schreibt er. Egesi arbeitet in einem industriellen Design-Studio, das erneuerbare Materialien verwendet. 

Nun stellt sich die Frage, ob er seine Arbeit und vor allem den Umgang mit dem Material auch im ökologischen Sinn versteht. Man erreicht ihn über Facebook und bekommt das zur Antwort: «Ich verstehe mein Werk als Weckruf. Es lädt alle Menschen ein, das Land vom Plastik zu säubern, indem daraus Kunst entsteht.» Seine Sorge ist berechtigt. Der Plastikmüll ist eines der grössten Probleme in vielen afrikanischen Ländern. Da es kaum eine Abfallentsorgung gibt, werfen die Leute ihre Plastikflaschen auf den Boden, wo andere es anzünden und giftiger Rauch aufsteigt, selbst dort, wo Kinder spielen. Plastik liegt auf den Strassen, treibt in Flüssen, beschmutzt Dünen und verschandelt die Landschaft.

In Senegal türmen sich Abfallberge, verschmutzen Dünen, Flüsse und Strände – und vergraulen Touristen.

Selbst in vergleichsweise wohlhabenden Ländern wie Senegal türmen sich die Abfallberge, verschmutzen Dünen, Flüsse und Strände und vergraulen genau jene Touristinnen und Touristen, die man doch ins Land holen will. Die Mülldeponie in der Hauptstadt Dakar, mitten in einem Wohngebiet gelegen, ist zwei Kilometer lang. Früher benutzten die Leute Palmblätter zum Einpacken und Transportieren, die biologisch abbaubar sind; Plastik bleibt liegen.

Über 34 afrikanische Länder haben deshalb einen «Plastic Ban» ausgesprochen, ein Plastikverbot oder wenigstens ein Plastik-Wegwerfverbot. Am konsequentesten geht laut Greenpeace Ruanda vor, das vom Genozid an 800’000 Tutsi gezeichnete ehemalige Bürgerkriegsland. Ähnlich wie in Tansania ist der Import von nicht abbaubarem Plastik verboten, es wird einem schon am Flughafen abgenommen.

In Nigeria, der Heimat des Recycling-Künstlers Josh Egesi, gilt der Plastik-Ban seit 2014 und verbietet sowohl die Abgabe von Säcken wie auch Taschen aus Plastik. Wer sich nicht daran hält, muss mit einer Strafe von bis zu drei Jahren Gefängnis rechnen.

Offiziell.