Finale Staffel «Succession», Folge 4Der wahre Sohn des Vaters
Es ist die vielleicht beste TV-Serie der letzten Jahre. Wir besprechen jeden Mittwoch die neuste Episode – mit allen Intrigen und fiesen Sprüchen.
Oh Kendall, Kenny Kenny Kenny. Die Ambitionen des ältesten Roy-Sohnes waren immer ein starker Treiber der Handlung: sein Ehrgeiz, seine Zweifel, seine Hoffnungen, seine Frustration. Und wir litten mit, spornten ihn an, hatten, ja, manchmal auch Zweifel. Nicht von ungefähr, wie sich diese Woche erneut zeigt. Kendall Roy, der sich von seinem Vater befreit zu haben schien, lässt sich offenbar doch von seinem toten Vater steuern – eine besonders bittere Pointe.
Aber von Anfang an. Der Schock sitzt den Roy-Geschwistern zu Beginn der vierten Episode in den Knochen – jeder versucht ganz für sich, mit den aufgewühlten Gefühlen klarzukommen. Shiv erhält den Anruf einer Ärztin, in dem ihre Schwangerschaft bestätigt wird, doch zur Vaterschaft gibt es keine Hinweise. Ist es Tom? Der versucht sich ihr in einer Szene von grösster Intimität und Zärtlichkeit wieder anzunähern. Aber ohne Erfolg.
Derweil versammelt sich die Waystar-Royco-Führungscrew in Logans Haus, wo bald auch alle andern eintreffen und sich der Rest der Episode abspielt.
«Sicher, yeah, unser Beileid. Nicht schön.»
Empfangen werden die Kinder von Logans Ex-Frau Marcia, die wie ein Phönix aus der Asche von ihrem «ewigen Shoppingtrip» in Mailand zurückgekehrt ist und das Zepter bereits wieder schwingt. Derweil sind die Machtkämpfe rund um die Führung des Unternehmens bereits in vollem Gange. Die Show muss natürlich weitergehen, und auf Gefühle nimmt man traditionell wenig Rücksicht im Hause Roy, aber auch sonst. Als die Geschwister einen Anruf von Lukas Mattsons Team bekommen und der nach einem Treffen verlangt, fragt ihn Shiv: «Sie wissen sicher, was hier gestern passiert ist, oder?» Antwort: «Sicher, yeah, unser Beileid. Nicht schön.»
Trotz allem sind es immer wieder Gefühle, welche die Geschicke der Roys steuern. Anders liesse sich nicht erklären, dass die Geschwister noch nach den heftigsten Streits wieder zusammenfinden, so auch dieses Mal, als sie sich in ihrer Trauer vereinen und sich gegenseitig versichern, den vor ihnen liegenden Weg als Trio antreten zu wollen. Viel Zeit bleibt allerdings nicht, da die Waystar-Chefs sich bereits ins Kämmerlein zurückgezogen haben, um darüber zu entscheiden, wer die interimistische Führung übernehmen wird.
Die Messer sind gezückt. Gerri bietet sich als Interimspräsidentin, da sie die Funktion schon mal innehatte. Davon will aber Karl nichts wissen, der sich in dieser Phase als besonders brutal erweist, auch wenn diese Brutalität in sanfte Worte verpackt ist. Auch Tom wirft seinen Hut in den Ring. («Respektvoll. Wenn es einen Ring gibt.»)
Doch dann taucht in Roy Logans Safe ein undatiertes Schreiben auf, in dem Kendall als Logans Wunschnachfolger genannt wird. Sein Name wurde nachträglich von Hand unterstrichen – oder durchgestrichen? Man kann das Dokument auch verschwinden lassen, schlägt Frank vor und versichert, «nur als Witz und vollkommen spekulativ gedacht», beeilt er sich zu ergänzen.
Während man im Büro um eine Lösung ringt, ist auch der dritte Sohn Connor mit seiner Frau Willa eingetroffen. Sie interessieren sich für Logans Residenz, die Marcia ihnen per Handschlag für 63 Millionen Dollar verkauft. Die vereinte Front der Geschwister bröckelt aber schon wieder. Shiv und Roman misstrauen dem auftrumpfenden Kendall, insbesondere Shiv scheint das Schlimmste zu befürchten. Zu Recht: Als kurz darauf Roman und Kendall die interimistische Führung übernehmen, interessiert sich niemand mehr für ihr Schicksal.
Kendall grinst
Zum Schluss fordert Hugo Kendall und Roman dazu auf, zu entscheiden, wie sie ihre Beziehung zum verstorbenen Vater für die Aktionäre zeichnen wollen: das Bild einer vereinten Familie beschwören? Oder andeuten, dass Roy bereits senil war? Roman wehrt sich vehement dagegen, «auf Vater zu scheissen». Kendall lässt sich überzeugen, nur um nach Romans Abgang zu Hugo zurückzukehren und ihn zu erpressen, doch die andere Variante zu verfolgen: «Vater hätte es so gewollt», sagt er und grinst. Er scheint entschlossen, in Vaters Fussstapfen zu treten. Um jeden Preis.
Höhepunkt: Shiv entfernt sich unter Tränen, als sie bei der interimistischen Nachfolge leer ausgeht. Sie herrscht die Leute an, bitte nicht zu lächeln, und stolpert schliesslich über eine Treppe.
Offene Frage: Was ist mit Shivs Schwangerschaft? Wer ist der Vater und wie steht sie dazu?
Beste Beleidigung: Als Tom sein Interesse am Job formuliert, gibt Karl zu bedenken, das Board könnte da seine Zweifel haben, das gebe er ihm als Freund zu bedenken. «Sie könnten sagen: ‹Du bist ein tollpatschiger Eindringling und niemand traut dir. Und nicht mal deine Frau mag dich.›»
Grösste Lächerlichkeit: Cousin Greg fürchtet um seine Stellung und will den Geschwistern sein Beileid aussprechen, doch die weisen ihn zurück. Roman: «Wir sind nicht deine Muttis. Such dir ein anderes Mutti.»
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