Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Finale Staffel «Succession», Folge 2
«Ich bin John, ihr seid Ringo und Yoko»

Schlechte Stimmung: Die Roys an der Hochzeit ihres Halbbruders Connor.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

ACHTUNG, DIESER TEXT ENTHÄLT SPOILER!

Was ist passiert?

Bin ich ein Finanztrottel? Oder haben auch andere Mühe, dem neusten Take-over von Waystar zu folgen? So wie ich es verstehe, hat Patriarch Logan sein Medienimperium an den schwedischen Jungspund Lukas respektive dessen Firma Gojo verkauft, aber der Deal ist noch nicht ganz abgeschlossen. Und nun wollen Logans Kinder Einfluss auf den Verwaltungsrat nehmen, um den Verkaufspreis neu zu verhandeln – was den Schweden im schlimmsten Fall dazu bringen könnte, dass er aussteigt. 

Das kommt uns bekannt vor? Klar, so oder ähnlich liefen die Intrigen um Waystar stets ab. Das ist eines der erzählerischen Paradoxe von «Succession»: Es passiert eigentlich nichts. Egal, wie gut es für einen der Player aussieht, am Ende steht er wieder auf Feld 1 – und Logan sitzt auf dem Thron.

Die Serie ist so ziemlich das Gegenteil von «Game of Thrones»: In «Succession» geht es nicht wirklich um Machtspiele beziehungsweise darum, wer diese gewinnt. Sondern darum, wie dabei die Menschlichkeit aus jeder einzelnen Figur herausgesogen wird.

«Es ist wie beim ‹Weissen Hai›, wenn alle für den Weissen Hai arbeiten.»

Greg über Logan

Es sind also die One-Liner, psychologischen Duelle und Fiesheiten, die die Serie ausmachen. Und davon gab es in der zweiten Episode wiederum viele. Etwa zu Beginn, als Logan der Redaktion von ATN einen Besuch abstattet. Der an Fox News angelehnte Sender scheint die einzige Abteilung seines Imperiums zu sein, an dem ihm etwas liegt (im Unterschied zu seinen Kindern, die sich nicht für Journalismus interessieren, nur für die Milliarden des Vaters).

In einer flammenden Rede – die er auf einigen Kartons mit Druckerpapier stehend hält – verkündet Logan seine Vision für ATN. Er wolle keine «fancy» Grafiken, sondern, dass die Redaktion den Zuschauern «etwas gibt, was jeder weiss, aber niemand sagt». Wie er sich da in Rage redet, merkt man einmal mehr, was für ein fantastischer Schauspieler Brian Cox ist. King Lear auf einem Papierstapel. Dem unbedarften Greg fiel für die Szene eine andere Analogie ein: «Es ist wie beim ‹Weissen Hai›, wenn alle für den Weissen Hai arbeiten.»

Logan Roy im Newsroom von ATN, jenem Sender, den «Succession» als Fox-Pendant inszeniert.

Doch der Weisse Hai hat gerade Beisshemmung, weil Logan tatsächlich fürchten muss, dass der Gojo-Deal platzt. Also begibt er sich zu seinen Kindern, die gerade in einer Karaoke-Bar sitzen, wo ihr Halbbruder Connor sie zu ihrem Entsetzen hin genötigt hat. Dann passiert etwas mit Seltenheitswert: Logan entschuldigt sich bei seinem Nachwuchs. Als sie wissen wollen, wofür, erwähnt er den Helikopterflug, den er ihnen gestrichen hat, damit sie zu spät an Connors Hochzeit erscheinen.

Kendall entgeistert: «Und was ist damit, dass du Connor ein Leben lang ignoriert, Roman als Kind geschlagen und unsere Mutter in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen hast?» Kurz: Die Charmeoffensive klappte nicht wie gewünscht. Und so verabschiedete sich Logan mit den Worten «Ich liebe euch. Aber ihr seid keine ernst zu nehmenden Menschen.»

Die zweite Hälfte dieses Satzes ist definitiv wahr. Aber die erste? Die Frage ist insofern wichtig, als Logan am Ende der Folge einmal mehr seinem liebsten Sport frönt: einem seiner Kinder vorgaukeln, dass es sein Günstling sei – und es so gegen seine Geschwister auszuspielen.

Dieses Mal trifft es Roman. Logan offeriert ihm den Chefsessel bei ATN. «Kluge Leute wissen, was sie sind», sagt er zu seinem Sohn. Eine grossartige Pointe auf einen Dialog in der Karaoke-Bar, als Roman seinen beiden Geschwistern an den Kopf warf: «Hört auf, euch gegen mich zu verbünden, als wärt ihr Lennon und McCartney und ich George – ich bin John, motherfuckers, ihr seid Ringo und Yoko.» Offenbar war der Verrat an ihnen da bereits im Gange. Hach, «Succession», du bist so unglaublich fies.

  • Höhepunkt: Just als die Misere der Roy-Kinder in der Karaoke-Bar den Tiefpunkt erreicht hat, stimmt Connor «Famous Blue Raincoat» von Leonard Cohen an, das wahrscheinlich bedrückendste Lied der Popgeschichte. 

  • Offene Frage: Nimmt Roman das Angebot Logans an – oder bleibt er loyal gegenüber seinen Geschwistern? 

  • Beste Beleidigung: «Hey Buddha, nette Tom Fords.» (Roman zu Kendall, als Letzterer wieder einmal eine fernöstliche Weisheit von sich gibt.)

  • Grösste Lächerlichkeit: Kerrys Testlauf als ATN-Moderatorin. Selbst wenn Logans Geliebte über eine Kindesentführung berichtet, lächelt sie treudoof. Auch köstlich: Tom, der von Logan beauftragt wird, die Sache zu managen, sagt zu Greg, dass die Situation «wie Israel-Palästina» sei: «nur schwieriger und viel wichtiger». 

  • Luxuriösestes Statussymbol: Der Firmen-Heli.

Papas Anordnung: Der Firmen-Helikopter wird den Roy-Kindern kurzerhand gestrichen.

«Succession», Sky Show, jeden Dienstag eine neue Folge. Auch auf RTS.