Darts-WM im «Ally Pally»Der Irrsinn kehrt zurück
Kunstfiguren auf der Bühne, Kostümierte auf den Rängen: Das war typisch für die Darts-WM, bis sie von der Pandemie ausgebremst wurde. Nun soll alles wieder so sein wie früher.
Wer am Mittwochabend durch die Sportkanäle zappt, wird sich ob dieser Parallelwelten verwundert die Augen reiben. Beim Super-League-Nachholspiel zwischen YB und dem FC Basel wird auch wegen der epidemiologischen Lage der Gästesektor im Berner Wankdorf leer bleiben. Die Zuschauer im Stadion werden mit Masken an der frischen Luft sitzen.
Im Norden Londons wird es zeitgleich in einer engen Halle so aussehen: 3000 Fans, oftmals alkoholisiert und noch häufiger bunt und schrill verkleidet, werden ohne Abstand und Masken am Platz den Start der Darts-Weltmeisterschaft zelebrieren. «One hundred and eighty» und weiteres Gegröle soll die Rückkehr der Normalität im Alexandra Palace signalisieren.
«Die Fans sind alles, was dieses Spiel braucht. Es ist nicht das Gleiche ohne die Fans, deshalb ist es grossartig, dass sie zurückkehren», sagte Rekord-Weltmeister Phil Taylor. Auch im Alexandra Palace werden die üblichen Corona-Grundprinzipien wie die 3-G-Regel (Zutritt nur für Geimpfte, Genesene und Getestete) oder die Maskenpflicht gelten, wenn sich Fans von ihren Plätzen entfernen.
Aber an den Tischen, wo kräftig getrunken und lautstark gesungen wird, soll alles so sein wie früher. «Die Engländer gehen schon anders als wir damit um. Mein Gefühl ist, dass sie das einfach durchziehen», sagte der Experte und Sport1-Kommentator Elmar Paulke.
Es ist kein Darts-Phänomen, das sich in den kommenden Wochen bis zum 3. Januar zeigen wird. Auf der Insel war schon im Sommer bei der Fussball-EM das Wembley-Stadion voll, das setzte sich im Anschluss in der Premier League fort und gilt nun auch für die vorweihnachtliche Party der Pfeilewerfer. Dabei breitet sich auch in Grossbritannien die Corona-Variante Omikron stark aus. Offiziell sind bisher gut 3100 Fälle gemeldet, aber nach Schätzungen der Regierung gibt es bereits zehnmal so viele Omikron-Infektionen. Seit Montag sollen alle, die können, wieder zu Hause arbeiten.
In die West Hall des Alexandra Palace passen zwar nur 3000 Zuschauer, die für ausgelassene Feierstimmung bekannte Location auf einer Anhöhe hat aber längst Kultstatus erlangt. Es geht dabei nicht nur um den Darts-Sport, sondern auch um Show und Inszenierung. Fans kommen als Riesenbanane, Teletubby oder Queen Elizabeth verkleidet, das internationale TV-Bild fängt die bunte Vielfalt im Publikum gerne ein.
Auf dieser bunten Bühne wird nun über knapp drei Wochen Darts gespielt. 96 Teilnehmer aus 31 Nationen, viele Pfeile und noch mehr Bier. Der Deutsche Martin Schindler, der schon zweimal qualifiziert war, beschreibt das Treiben so: «Du hast die Mega-Atmosphäre. Die Fans feiern, als wären sie im Club. Der Caller (Schiedsrichter) ist wie der DJ in einer Disco. Wenn die 180er fallen, ist es einfach eine Riesenparty.» Umso erstaunlicher war es, dass das wichtigste Turnier im Vorjahr auch eine grosse mediale Präsenz erhielt, als pandemiebedingt keine Fans zugelassen waren.
Der exklusive Termin rund um den Jahreswechsel ist dabei auch zum Vorteil für die Darts-Organisatoren geworden. Der grosse Fussball pausiert oft, auch sonst tut sich abseits des Wintersports nicht viel. «Es ist diese besondere Zeit im Jahr. Es hat sich eingebürgert, dass das die Darts-Zeit ist – auch für Leute, die sonst nicht so eng mitfiebern», sagte Schindler.
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DPA
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