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«Der VAR ist einfach noch nicht durchdacht»

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In der ganzen Aufregung rund um die Schlussphase im Pariser Parc des Princes ging am Mittwochabend unter, dass Marcus Rashford eine kleine persönliche Premiere feierte: Zum ersten Mal überhaupt verwandelte der Stürmer einen Penalty für jenen Verein, dem er seit seinem zehnten Lebensjahr angehört. Es war sein 43. Tor als Profi, nur 20 Spieler haben öfters getroffen in der Geschichte von Manchester United. Rashford ist gerade mal 21 Jahre alt. Und er steht dank dieses Tores erstmals in seiner Karriere in einem Champions-League-Viertelfinal.

Aber eben, bei der Partie zwischen Paris Saint-Germain und ManUnited interessierte das alles nur peripher. Denn zu reden gab die Szene, die zum Elfmeter geführt hatte. Der eingewechselte Verteidiger Diogo Dalot hatte aus rund 20 Metern geschossen, drei Pariser stellten sich oder grätschten in die Schussbahn, und der Ball flog an den rechten Arm des Abwehrspielers Presnel Kimpembe. Der Schiedsrichter Damir Skomina nahm den Videobeweis (VAR) in Anspruch und entschied auf Penalty.

Sowohl in den sozialen Medien als auch unter den Experten wurde die Szene kontrovers diskutiert. Rio Ferdinand, ehemaliger Verteidiger von Manchester United, wird in «The Sun» so zitiert: «Ich glaube nicht, dass es ein Elfmeter ist. Aber wenn du als Verteidiger dem Ball den Rücken zukehrst, dann wirst du dafür bestraft.» Und im gleichen Medium sagt Ferdinands einstiger Teamkollege Michael Owen: «Das ist nie im Leben ein Penalty.»

Keine objektiven Bewertungskriterien bei Handspielen

Der slowenische Schiedsrichter sah die Szene nach rund 20-sekündiger Konsultation der Videobilder anders. Für Luigi Ponte, den Schiedsrichter-Obmann des Aargauer Fussballverbandes, ist der Entscheid bedenkenswert. «Wenn wir technische Hilfsmittel einsetzen, dann müssen sie uns 100-prozentige Entscheidungssicherheit geben. 99 Prozent reichen nicht. Und meiner Meinung nach war diese Szene nicht zu 100 Prozent klar.»

Eine Sicherheit bei Handspenalty gibt es mit oder ohne VAR in den wenigsten Fällen, weil das Reglement keine objektiven Bewertungskriterien kennt. In den offiziellen Spielregeln für die Saison 2018/19 steht: «Ein Handspiel liegt vor, wenn ein Spieler den Ball absichtlich mit der Hand oder dem Arm berührt.» Ob das der Fall ist oder nicht, weiss nur der Spieler selbst, der Schiedsrichter kann es nur interpretieren. Dafür dienen ihm unter anderem die Hilfskriterien, ob eine «Bewegung der Hand zum Ball» vorliegt, die «Position der Hand» oder die «Entfernung zwischen Gegner und Ball». Der VAR kann diese Hilfskriterien auflösen. Aber ob eine Absicht vorliegt oder nicht, bleibt Ermessenssache des Schiedsrichters.

Sogar Skeptiker sehen Notwendigkeit des VAR

Für Ponte ist der VAR «einfach noch nicht durchdacht», und sein Einsatz deswegen problematisch, weil «der Entscheid noch immer bei einem Menschen liegt. Der Schiedsrichter gibt einfach die Verantwortung ab».

Ab der Saison 2019/20 soll der VAR auch in der Schweizer Super League eingesetzt werden. Und sogar Skeptiker Ponte erkennt darin eine Notwendigkeit: «Wenn wir unsere Schiedsrichter auch in internationalen Wettbewerben sehen wollen, dann kommen wir um die Einführung des VAR nicht herum. Wir müssen es einfach besser machen.»

Noch ist die Einführung in der Schweiz allerdings eher eine Absichtserklärung denn ein gesicherter Entscheid. Philippe Guggisberg, Kommunikationschef der Swiss Football League, sagt: «Unser Ziel bleibt die Einführung des VAR in der Saison 2019/20. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, und es laufen viele Ausbildungen und Tests. Die internationalen Vorgaben sind aber sehr umfangreich und fordern uns in den Bereichen Organisation und Technik sehr stark.»