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Alexei Nawalny aus Spital entlassen
«Der Tag ist gekommen – hurra»

32 Tage Spitalbehandlung, davon 24 Tage auf der Intensivstation: Alexei Nawalny in einem Berliner Park.
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Alexei Nawalny sitzt allein auf einer grünen Parkbank und schaut etwas müde in die Kamera. Neben ihm liegt eine blaue Baseballkappe mit dem Emblem der Berliner Charité. Mit diesem Bild, veröffentlicht auf Facebook, hat sich der russische Oppositionspolitiker am Mittwoch gewissermassen offiziell zurückgemeldet bei seinen Anhängern.

In mehreren Nachrichten hatte er sich schon zuvor aus seinem Spitalzimmer an seine Unterstützer gewandt, wo er nach der Vergiftung mit einem chemischen Kampfstoff der Nowitschok-Gruppe zurück ins Leben geholt worden war. Nun aber kündigt er an, sich wieder regelmässig zu Wort zu melden, jedenfalls über die sozialen Netzwerke. Dort werde er «mehr Zeit» verbringen, schreibt der 44-Jährige.

Wenige Stunden zuvor hatte das Berliner Universitätsspital mitgeteilt, Nawalny sei am Dienstag aus der stationären Behandlung entlassen worden. Sein Gesundheitszustand habe sich «so weit gebessert, dass die akutmedizinische Behandlung beendet werden konnte».

Vollständige Genesung ist möglich

Insgesamt 32 Tage war er in der Charité behandelt worden, davon 24 Tage auf der Intensivstation. Die behandelnden Ärzte hielten «aufgrund des bisherigen Verlaufs und des aktuellen Zustandes des Patienten eine vollständige Genesung für möglich», teilte die Charité mit. Mögliche Langzeitfolgen der schweren Vergiftung könnten aber erst im weiteren Verlauf beurteilt werden.

«Der Tag ist gekommen – hurra», schrieb Nawalny in den sozialen Medien. Er dankte dem Ärzteteam und kündigte an, sich nun erst einmal vor allem der Krankengymnastik zu widmen. Er müsse nun einfache Dinge wieder lernen, wie etwa auf einem Bein zu stehen. Ob und wie lange er nun in Berlin bleiben will, lässt der Kreml-Kritiker offen. Er werde sich nun erst einmal einer Reha unterziehen, sagte er. Schon zuvor hatte Nawalny jedoch erklärt, dass er nicht im Exil zu bleiben gedenkt, sondern nach Russland zurückkehren will.

Über die Ursache des Zusammenbruchs des Oppositionspolitikers sind von russischer Seite mittlerweile zahlreiche sich zum Teil widersprechende Versionen in Umlauf gebracht worden. So hiess es zunächst, bei der Behandlung des ins Koma gefallenen Nawalny in Omsk habe keine Vergiftung festgestellt werden können. Die Ärzte dort sprachen von einer Stoffwechselerkrankung. Verbreitet wurde auch die Vermutung, Nawalny sei auf dem Weg nach oder in Deutschland vergiftet worden.

Auf dem Weg der Genesung: Alexei Nawalny im Treppenhaus der Berliner Charité.

Dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron soll Kreml-Chef Wladimir Putin laut «Le Monde» eine andere Version präsentiert haben. Am Telefon habe Putin gesagt, dass Nawalny das Gift selbst eingenommen haben könnte. Nawalny kommentierte das sarkastisch: «Gute Theorie. Ich denke, sie verdient die sorgfältigste Untersuchung. Habe Nowitschok in der Küche gekocht. Nahm im Flugzeug einen Schluck aus der Flasche. Fiel ins Koma.» (Lesen Sie, warum Nawalny für die Mächtigen so gefährlich ist.)

Offen ist noch immer, wie Deutschland und die EU auf die Vergiftung Nawalnys reagieren und welche Sanktionen womöglich verhängt werden. Nicht mehr erwogen wird offenbar ein Baustopp für die deutsch-russische Gas-Pipeline Nord Stream 2. Laut Vizekanzler Olaf Scholz handelt es sich um ein «privatwirtschaftliches Energieprojekt, an dem sehr viele Unternehmen beteiligt sind – und nicht um ein staatliches deutsches Projekt».