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Beschluss des Stadtrats
Nur noch das EWZ soll Zürich in Zukunft heizen

Bis 2040 will die Stadt Zürich rund 60 Prozent des Siedlungsgebiets mit Fernwärme erschliessen. 
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Wenn Unternehmen das Wort Synergien brauchen, gibt es meistens zwei Sachen: Kündigungen und Verlierer. 

Entlassen werde niemand, stellten die drei Stadträtinnen Simone Brander (SP), Michael Baumer (FDP) und Andreas Hauri (GLP) deshalb gleich zu Beginn der Medienkonferenz am Dienstag klar. Und Verlierer? Die gibt es, auch wenn sie ein Zückerli erhalten und Worte wie «nachvollziehbar» und «vernünftig» verwendeten. Energie 360°, eine AG, die zu 96 Prozent der Stadt Zürich gehört, gibt einen Teil ihres lukrativen Wärmenetzes in der Stadt Zürich ab, die städtische Dienstabteilung Entsorgung + Recycling (ERZ) ebenfalls – und gleich 73 Mitarbeitende dazu. In Zukunft soll die Wärmeversorgung gebündelt von der Abteilung des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich (EWZ) geführt werden. Aus drei Anbietern wird einer.

Der Entscheid schmerzt Energie 360° 

Die neue Organisation soll den Ausbau des Zürcher Fernwärmenetzes und die Koordination der vielen Baustellen vereinfachen. Bis 2040 will die Stadt rund 60 Prozent des Siedlungsgebiets mit Fernwärme erschliessen und damit Öl- und Gasheizungen ersetzen, weil diese viel CO₂ ausstossen. 

«Es macht keinen Sinn, dass drei Staatsbetriebe das Gleiche machen», sagt Stadtrat Michael Baumer. Vor einem Jahr klang das noch ganz anders. Damals überwies der Gemeinderat eine Motion der SP, der Grünen und der AL, die forderte, dass die Wärmeversorgung in Zukunft aus einer Hand angeboten wird. Baumer sagte damals: «Der Vorstoss legt einem der drei Unternehmen nun Steine in den Weg.»

«Technisch macht es Sinn, doch das Emotionale bleibt.»

Jörg Wild, CEO von Energie 360°

Seine Meinung geändert hat der FDP-Stadtrat, weil die Mitarbeitenden und die Gasversorgung beim nun vorgestellten Plan bei Energie 360° bleiben und diese zudem ein Zückerli erhält. In Zukunft soll nicht mehr klar vorgeschrieben sein, dass die Stadt Zürich Haupteigentümerin der Aktiengesellschaft sein muss. «Energie 360° wird ausserhalb der Stadt Zürich wachsen und bleibt ein wichtiger Player», sagt Baumer.

Jörg Wild, der CEO von Energie 360°, sagt, dass der Entscheid schmerze und man die Wärmeversorgung in Zürich auch gern in Zukunft angeboten hätte. «Technisch macht es Sinn, doch das Emotionale bleibt», sagt Wild. Besonders für die Mitarbeitenden, die für die Stadtzürcher Fernwärmeprojekte arbeiteten, sei es nicht einfach.

Weniger verändert sich für die 73 Mitarbeitenden von ERZ. Sie wechseln lediglich die Dienstabteilung. Ihre jetzige Chefin, Stadträtin Simone Brander (SP), sagt: «Die Zusammenlegung bringt deutliche Vorteile für die Kundinnen und Kunden.» In Zukunft soll es nur noch einen Ansprechpartner und einen Preis geben. Die Frage, wie sich die Veränderung auf die Kosten auswirke, konnten die Mitglieder des Stadtrats nicht beantworten.

Bürgerliche waren dagegen

In den vergangenen Jahren haben die drei Zürcher Anbieter von Fernwärmenetzen ihre Zusammenarbeit bereits intensiviert. Vor rund zwei Jahren gründete der Stadtrat die Geschäftsstelle «Wärme Zürich». Diese koordiniert den Ausbau der Netze.

Nun prüft die Stadt, ob es Sinn ergibt, die bestehenden Wärmenetze nicht nur organisatorisch, sondern auch physisch zu verbinden. «Wenn es im Seefeld genügend Wärme hat und im Werdhölzli zu wenig, könnte man sich in Zukunft aushelfen», sagt Michael Baumer. 

«Das EWZ wird zwar zum grossen Player, ist jedoch kein Monopolist.»

Michael Baumer, Stadtrat (FDP)

Im Gemeinderat setzten sich die Bürgerlichen vergangenes Jahr gegen eine Zentralisierung ein. Dass gleich drei Unternehmen mit unterschiedlichem Hintergrund tätig sind, stufte etwa Sebastian Vogel (FDP) als positiv ein: «Sie haben unterschiedliche Konzepte und Ideen, das führt zu Innovationen.» Stadtrat Michael Baumer sagt: «Das EWZ wird zwar zum grossen Player, ist jedoch kein Monopolist.» Weiterhin soll es möglich sein, dass private Verbünde ihr eigenes Wärmenetz in der Stadt Zürich anbieten.

Die GLP steht den Plänen des Stadtrats skeptisch gegenüber. «Ständige Reorganisationen bringen uns dem Netto-null-Ziel nicht näher», schreibt die Partei in einer Medienmitteilung. Die Grünen sind hingegen überzeugt, dass die Klimaziele der Stadt Zürich nun «rascher und besser abgestimmt» umgesetzt werden können. Lediglich dass die Stadt die Einflussmöglichkeiten bei Energie 360° verlieren könnte, kritisieren sie. 

Bis Ende Jahr will der Stadtrat einen genauen Umsetzungsplan vorlegen. Ausserdem werden die Personalverbände angehört.