Janelle Monáe mit neuem AlbumDer Sound des Sommers ist klebrig und sexy
Wie laut soll man eine Musik über «schnurrende Pussys» aufdrehen? Die Antwort: sehr laut. Janelle Monáes «The Age of Pleasure» ist Pop fürs Zeitalter des queeren Selbstbewusstseins.
Die Trompeten. Die Trompeten!
Die Band Egypt 80 von Seun Kuti, Sohn der Afrobeat-Koryphäe Fela Kuti, hat für den Song «Float» von Janelle Monáe die Bläser eingespielt. Es ist eine eigentliche Fanfare, sie sagt: Achtung, hier kommt die Queen. Und dann kommt Monáe und singt, dass sie nicht geht, dass sie nicht tanzt. Sondern dass sie schwebt. Float.
Die 37-jährige US-Sängerin hat mit ihrem neuen Album «The Age of Pleasure» gerade die Musik für den Sommer veröffentlicht. Im Gebüsch um die Poolparty zirpt das Hi-Hat, in einer Hängematte chillt die Surfgitarre. Die Bläser sind horny, und auf den Wellen gleitet Janelle Monáe. Als Allererstes ruft sie: «Ich bin nicht mehr dieselbe.»
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Das heisst: Monáe, eine schwarze, nonbinäre Popmusikerin und Schauspielerin, die aus einem Arbeitermilieu in Kansas City stammt und sich immer wieder gegen rassistische Polizeigewalt engagierte, hat sich durchgekämpft und ist am anderen Ende rausgekommen. Da beginnt jetzt die Ära des Vergnügens, wo sie mit dem Po wackelt und sich, wenn sie sich im Spiegel betrachtet, grad «selber vögeln würde». Das passt hier, Janelle Monáe ist geil auf alles Mögliche, also auch auf sich selbst.
Was natürlich auch bedeutet, dass all die Hetero-Cis-Menschen, die schon gestresst sind, wenn sie das N-Wort nicht mitnicken können, nun auch noch mit dieser pansexuellen Hemmungslosigkeit umgehen müssen. Wie laut soll man eine Popmusik bloss aufdrehen, in der es um «schnurrende Pussys» geht?
Die Antwort lautet selbstverständlich: sehr laut. Janelle Monáe ist schon im zweiten Track in ihrem «champagne shit», mit Fragen zum Job soll man ihr bitte wegbleiben. Und in den Trap-Beats und Reggaerhythmen von Produzent Nate Wonder zeigt sich queere Lust und feminine Sexualität.
Die Hüfte ist der wichtigste Körperteil auf «The Age of Pleasure», gefolgt von den Lippen, und Hüften und Lippen haben ja alle. «Just wanna feel your hips on mine» auf «Lipstick Lover» jedenfalls definiert noch keine Geschlechter. So wie Monáe es sich gut vorstellen kann, «face» oder «head» zu bekommen, und im Clip zum Song fallen Sextoys von der Decke (während die Hintern und Nippel für die familienfreundliche Version verpixelt wurden).
Der Sex auf diesem Album ist klebrig und befreit von Zuordnungen, was ihn umso aufregender macht. Alle sagten, sie sei bi, singt Janelle, aber vor allem sei sie «by a whole ’nother coast», von einem ganz anderen Ufer.
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Mit ihrem Sommeralbum feiert Janelle Monáe, was sie erreicht hat, und vielleicht erreicht sie damit jetzt auch den ganz grossen Erfolg. Bislang scheint die Welt noch nicht so genau zu wissen, was sie mit einer Sängerin anfangen soll, die Funk, R’n’B und Rap mischt, lang gern im Frack herumlief und in Interviews erzählt, sie date am liebsten Androiden. Als Schauspielerin war sie jüngst in «Glass Onion: A Knives Out Mystery» auf Netflix zu sehen, wo sie Zwillingsschwestern spielte.
Auf ihrem Album «Dirty Computer» von 2018 entwarf Monáe eine Dystopie, angelehnt an «Metropolis» von Fritz Lang. Aufstand gegen ein homophobes Regime mit Kunstfigur und Konzept. Das war Science-Fiction, aber «The Age of Pleasure» ist besser, weil das Album irdisch daherkommt. Was die Musikindustrie im Sommer auf den Markt wirft, ist ja oft nicht mehr als gut gelaunt, aber Janelle Monáe hat wirklich allen Grund zum Feiern. Hier ist Musik für das Zeitalter des queeren Selbstbewusstseins. Die Freaks sind draussen am Pool, und mitgebracht haben sie Cocktails und Fanfaren.
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