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Meinung

Der Putschversuch gegen Donald Trump

Zur Abwehr des Umsturzversuchs habe er «nicht einmal ein Gewehr gebraucht»: Donald Trump an der Jahresversammlung der National Rifle Association in Indianapolis. (26. April 2019)
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Die Liste ist lang: Mohammed Mossadegh, Jacobo Arbenz, Patrice Lumumba, Fidel Castro, Salvador Allende, Sukarno, Rafael Trujillo, Ngo Dienh Diem, João Goulart – und Donald Trump. Sie alle, vom Iran bis in die Vereinigten Staaten, waren Opfer versuchter oder erfolgreicher Coup d'Etats. Und sämtlich sind diese Coups in Washington angezettelt worden – vom «Deep State» der US-Bürokratie und der Geheimdienste.

Trump mag kaum beschlagen sein in der Geschichte amerikanischer Interventionen und Verwicklungen in zwielichtige Staatsstreiche. Aber fast hätte es auch ihn erwischt. «Sie haben einen Coup versucht, es hat jedoch nicht funktioniert», beschrieb er am Freitag bei der Jahresversammlung der ihm treu ergebenen Schusswaffenlobby NRA die Russland-Untersuchung des Sonderermittlers Robert Mueller. Zur Abwehr des Umsturzversuchs habe er «nicht einmal ein Gewehr gebraucht», brüstete sich Trump.

Salvador Allende hatte im Präsidentenpalast in Santiago de Chile 1973 ein Gewehr in der Hand. Es half ihm nichts. Der «Deep State» in Washington unter Führung der CIA erledigte ihn und seine Präsidentschaft.

«Auf den allerhöchsten Ebenen» ausgeheckt

Wie Trump bei der US-Präsidentschaftswahl 2016 hatte auch Allende bei seiner Wahl zum chilenischen Präsidenten 1970 keine Stimmenmehrheit erhalten. Und wie der erfolgreiche Putsch gegen Allende war der gescheiterte Staatsstreich gegen Donald Trump «auf den allerhöchsten Ebenen in Washington DC» ausgeheckt worden. So beschrieb Trump am Freitag die Ursprünge des versuchten Staatsstreichs gegen ihn.

Damit aber endet der Vergleich. Denn Trump trotzte dem Coup und überlebte, im Gegensatz zu Allende oder dem Kongolesen Lumumba oder Ngo Dinh Diem, den die CIA 1963 in Saigon abräumen liess.

«Spionage, Überwachung, der Versuch, die Regierung zu stürzen – und wir haben sie dabei erwischt, wir haben sie erwischt!», triumphierte Trump am Freitag. «Wer hätte so etwas gedacht in unserem Land», wunderte er sich. Normalerweise geschähen derartige Eingriffe nämlich anderswo, in Bananenrepubliken wie Nicaragua oder Guatemala.

Aber laut Trump putschten gewissenlose Figuren wie der frühere FBI-Direktor James Comey und Robert Mueller gegen ihn. Damit befindet sich der Präsident in einer vergleichbaren Position wie Nicolas Maduro in Caracas. Gegen den wird ebenfalls geputscht und gewühlt, und gewiss gibt es schon einen Codenamen für eine CIA-Operation in Venezuela.

1953 im Iran gab es ebenfalls einen Codenamen. 1964 in Brasilien wahrscheinlich auch. 1967 in Griechenland gab es keinen, als Obristen eine demokratisch gewählte Regierung stürzten. Doch es gab klammheimlichen Beifall bei der CIA. Als «Vergewaltigung der Demokratie» verurteilte US-Botschafter Phillip Talbot den Coup. «Wie kann man eine Hure vergewaltigen?», antwortete ihm John Maury, der CIA-Repräsentant in Athen.

Trump durchkreuzte die Pläne des «Deep State»

Nun also reiht sich das US-Amerika des Donald Trump in die Liste der Bananenrepubliken ein. Natürlich entgeht Trump der kleine Unterschied zwischen dem klandestinen Eingreifen in ein fremdes Gemeinwesen, wie es von Washington in Serie praktiziert wurde, und der rechtlich einwandfreien Untersuchung eines Sonderermittlers.

Dieser wollte ja lediglich herausfinden, ob sich ein anderer «Deep State», nämlich derjenige des Wladimir Putin, in die amerikanischen Angelegenheiten eingemischt und Trumps Team dabei mitgemauschelt hatte.

Da Trump von dieser Einmischung profitierte und sie geradezu herbei wünschte, hatte er nichts dagegen einzuwenden. Gemäss ihm sitzen die Bösewichte nicht in Moskau, sondern nur wenige hundert Meter von seinem Büro im Weissen Haus entfernt. Ihre Pläne aber durchkreuzte Trump, darin erfolgreich wie Fidel Castro, der so manche Pläne des Washingtoner «Deep State» vereitelte. Allerdings wollte niemand Trump mit vergifteten Zigarren oder sonstwie ausschalten.

Trump will gegen die «Putschisten» vorgehen

Im allerschlimmsten Fall wäre der Präsident vom Repräsentantenhaus angeklagt worden. Das kann ihm immer noch blühen. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg. Unterdessen möchte Trump gegen die vermeintlichen Putschisten vorgehen.

Er ist besessen von ihrem Putschversuch und wird deshalb nicht rasten, bis Hintergründe aufgedeckt und Drahtzieher bestraft worden sind: Hillary Clinton und James Comey und die zahlreichen Volksfeinde in US-Medien.

Existierten nicht gewisse Schranken, würde Donald Trump auf den eingebildeten Putschversuch womöglich reagieren wie Recep Tayyip Erdogan auf einen tatsächlichen Putschversuch im Sommer 2016: Tausende gingen in die Gefängnisse, die Justiz würde zur Handlangerin des US-Präsidenten.