Kardinal Kurt KochDer Ökumeneminister sperrt sich gegen gemeinsames Abendmahl
Der Schweizer Kardinal Kurt Koch warnt die deutschen Katholiken und Protestanten, die am Kirchentag zusammen Abendmahl feiern wollen.
Jetzt schreiten die deutschen Bischöfe zur Tat: Am Ökumenischen Kirchentag vom Mai in Frankfurt sollen Katholiken und Protestanten wechselseitig an der Feier des Abendmahls und der Eucharistie teilnehmen dürfen. Als sei das Abendmahlsverbot gottgewollt, warnt die römische Glaubenskongregation die Bischöfe umgehend per Brief: Das evangelische Abendmahl und die katholische Eucharistie seien nicht etwa zwei Formen desselben Geschehens, sondern nach wie vor kirchentrennende Faktoren.
Der päpstliche Ökumeneminister Kurt Koch (70) legt in einem Interview mit der «Herder-Korrespondenz» nach. Die Lehrunterschiede seien noch immer so gewichtig, dass sie eine wechselseitige Teilnahme an der Eucharistie oder am Abendmahl ausschlössen. Er warnt: «Nach dieser Wortmeldung aus Rom können die deutschen Bischöfe nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.» Deren Alleingänge bereiteten Papst Franziskus grosse Sorgen. Koch bestätigt, in die Entscheidung der Glaubenskongregation eingebunden gewesen zu sein. Er habe auch dem Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, seine Bedenken erläutert, ihn aber nicht überzeugen können. Gerade erklärte Bätzing, er sehe keinen Grund, seine Meinung zu revidieren.
Koch hat vergessen, dass er selbst einst ein Kirchenrebell war – nicht als Bischof von Basel, aber als Professor in Luzern in den 80er-Jahren. So forderte er damals von Rom die Rehabilitation von Hans Küng. Er geisselte die von Kardinal Ratzinger verfügten Bussschweigen für Befreiungstheologen. In der römischen Kirche sah er «eine besondere Brut- und Kultstätte des Sexismus»: Nirgendwo sonst sei die Diskriminierung der Frau so manifest wie in ihrem Ausschluss vom kirchlichen Amt.
Während er sich heute für solche Aussagen schämt, greift ironischerweise der aktuelle Weihbischof seiner Heimatdiözese Basel, Denis Theurillat, Kochs frühere Anliegen auf. Letzte Woche hätte der Weihbischof eine historische Aussprache zwischen Schweizer Bischöfen und katholischen Frauen moderieren sollen. Am Vorabend fiel er bei einem Podium von der Bühne. Aus dem Spital entlassen, forderte er um so beherzter den Papst auf, ein eigenes Konzil zur Frauenfrage einzuberufen.
Vom Reformgeist der Bischöfe Theurillat und Bätzing ist Koch heute meilenweit entfernt. Noch in den 80er-Jahren bezeichnete er «das Papstamt als das grösste Hindernis auf dem Weg zur Ökumene», heute ist es für ihn das Mass derselben. Seit zehn Jahren im päpstlichen Dienst, verfasst er feierliche Erklärungen mit Orthodoxen und Protestanten. In der zentralen Abendmahlsfrage aber agiert er als massgeblicher Bremser. Dennoch ist er als Ökumeneminister populärer denn als Basler Bischof. Schliesslich ist er der einzige Schweizer Kardinal mit Kurienamt und Papstwahlrecht. Und sein Credo des Stillstands ist in Watte verpackt. Er sagt nicht grundsätzlich Nein zum gemeinsamen Abendmahl. Die Zeit sei einfach nicht reif dafür, die Frage müsse vertieft werden, so sein Refrain seit Jahren.
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