Kündigung von Martin WaserDer oberste Chef des Zürcher Unispitals tritt zurück
Nach diversen Skandalen verlassen der Präsident des Spitalrats und zwei weitere Personen das Führungsgremium per Ende Juni 2021.
Martin Waser, der Präsident des Spitalrats des Unispitals, tritt per Ende Juni 2021 zurück. Das meldet das Universitätsspital Zürich (USZ) am Montagmorgen. Der 66-Jährige wurde 2014 vom Zürcher Regierungsrat als Spitalratspräsident gewählt. Zuvor war der SP-Mann 12 Jahre lang Zürcher Stadtrat.
Nebst Waser werden auch Vizepräsident Urs Lauffer und Annette Lenzlinger ihre Mandate im strategischen Führungsgremium des USZ niederlegen.
«Diese Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen», lässt sich Martin Waser zitieren, der nach gut 6 Jahren an der Spitze des Gremiums zurücktritt. «Mit unseren Rücktritten schaffen wir die Voraussetzung, dass sich das USZ ganz auf die enormen Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft konzentrieren kann.»
Wiederholt stand das Unispital in jüngster Zeit in den Schlagzeilen, unter anderem, weil gegen die Herzklinik und deren ehemaligen Leiter Francesco Maisano schwere Vorwürfe erhoben worden waren (lesen Sie hier mehr). Diese Namen nennt das USZ in der Medienmitteilung nicht direkt. Es heisst darin jedoch: «Im laufenden Jahr musste sich der Spitalrat aber auch intensiv mit verschiedenen personellen Problemen in einzelnen Kliniken des USZ auseinandersetzen, die der Reputation des Universitätsspitals Zürich geschadet haben.»
Suche nach Nachfolge eingeleitet
Mehrere Kliniken hätten in den vergangenen Monaten für negative Schlagzeilen gesorgt und so zu einem Reputationsschaden für das USZ geführt, schreibt die Zürcher Gesundheitsdirektion in einer Mitteilung. Die GD habe in diesem Zusammenhang ein externes Gutachten in Auftrag gegeben, das Verbesserungsmöglichkeiten im Bereich der Aufsicht aufzeigen soll. Das Gutachten wird gemäss Mitteilung diesen Freitag veröffentlicht.
Die Suche nach Nachfolgerinnen und Nachfolgern für die frei gewordenen Ämter habe man initiiert, schreibt die GD weiter. Die Wahl der neuen Spitalratsmitglieder erfolgt durch den Regierungsrat, die Genehmigung der Wahl erfolgt durch den Kantonsrat.
Die personellen Wechsel und die Aufarbeitung verschiedener struktureller Probleme sollen das operative Geschäft des USZ nicht beeinträchtigen, schreibt die GD weiter. Die anstehende Neubesetzung biete die Gelegenheit, das Gesamtanforderungsprofil des Spitalrats zu ergänzen. Die neue Spitalratspräsidentin oder der neue Spitalratspräsident soll Erfahrung in der operativen Führung eines grösseren Unternehmens mitbringen, möglichst in einem Spital. Weiter sollen bei der Neubesetzung die Schwerpunkte Medizin, Finanzen und Kommunikation im Vordergrund stehen.
In Wasers Amtszeit seien wichtige strategische Entscheidungen gefallen, schreiben das USZ und der Regierungsrat. Beide nennen die Wegbereitung für den geplanten USZ-Neubau in Zürich, die Inbetriebnahme des modernen Materiallagers in Schlieren und die Eröffnung des ambulanten Gesundheitszentrums Circle am Flughafen.
«Kein Posten für abgetretenen Vollzeitpolitiker»
Der bevorstehende Abgang Wasers kam zumindest bei der Zürcher GLP gut an. Das Spitalratspräsidium sei kein Posten für einen abgetretenen Vollzeitpolitiker, sagte Kantonsrätin Claudia Hollenstein (Uerikon) in der Ratsdebatte.
Das Verteilen von Pfründen sei zwar noch gang und gäbe, aber man sehe nun ja, dass es nicht zielführend sei. Das Spitalratspräsidium müsse dringend von politischen Ämtern entflochten werden.
Auch die Zürcher CVP begrüsst den Rücktritt. «Der Spitalrat schien den Hiobsbotschaften am Universitätsspital in den letzten zwölf Monaten immer einen Schritt nachzuhinken», heisst es in der Medienmitteilung der Partei. Die Neubesetzung erlaube es nun, die dringend notwendigen Kompetenzen in Kommunikation und Finanzen in den Spitalrat einzubringen.
hwe/
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