AboAnalyse zum Wahlfiasko in ÖsterreichDer neue SPÖ-Chef geht ein grosses Risiko ein
Erst zwei Tage nach dem Parteitag stellt sich heraus, dass doch der Aussenseiter Andreas Babler gewonnen hat. Viel Zeit zu feiern wird der erklärte Linke kaum haben.
Der Untergang der österreichischen Sozialdemokratie ist erst einmal abgewendet. Die Partei hat einen neuen Vorsitzenden. Er heisst Andreas Babler, was diesen selbst am allermeisten überraschen dürfte. Nicht nur, weil es der Bürgermeister einer niederösterreichischen Kleinstadt im innerparteilichen Wahlkampf von einer Aussenseiterposition, unter Überwindung machtbewusster Funktionäre und verkrusteter Strukturen, in wenigen Monaten an die Parteispitze geschafft hat. Sondern auch, weil er den Parteitag am vergangenen Samstag als Verlierer verlassen hatte.
Die Sache hatte nicht nur in Österreich selbst, sondern international Schlagzeilen gemacht, und man kann sie unter der Frage subsumieren: Wie blöd kann man sein? Zahlen waren vertauscht, ein Ergebnis war nicht überprüft, der Falsche war zum neuen Parteichef ausgerufen worden. Nicht Babler, sondern sein Kontrahent Hans Peter Doskozil hatte sich zwei Tage lang als Chef der altehrwürdigen Sozialdemokratie wähnen dürfen, bis der peinliche Anruf kam: Äh, sorry, alles anders.