Chemieareal in UetikonDer neue Investor setzt auf Emotionen, um das Stimmvolk zu überzeugen
In Uetikon präsentierte der Investor der Bevölkerung erstmals seine Pläne fürs Chemieareal. Dabei zeigte er einen bunten Strauss an Ideen für die Wohnbauten und den Düngerbau.
Einen Steinwurf vom See entfernt wohnen: Was für viele ein Traum ist, nimmt in Uetikon Gestalt an. Bei der Entwicklung des Chemieareals geht es jetzt um den Verkauf des westlichen, kommunalen Teils an einen Investor, die Projektentwicklungsfirma Mettler2Invest mit Sitz in St. Gallen. Auf dem Areal sollen Wohnungen für bis zu 800 Menschen entstehen.
Rasch wurde an einem Informationsanlass am Montag klar, dass das Unternehmen, das beispielsweise hinter dem Projekt The Valley in Kemptthal steht, gut auf der Klaviatur der Emotionen zu spielen vermag. «Wenn wir Projektentwicklungen machen, machen wir das voller Leidenschaft, Freude und Enthusiasmus – fürs Areal, aber auch für die Leute, die nachher auf dem Areal leben», begrüsste Geschäftsleitungsmitglied Tino Margadant die gut 60 Anwesenden im Riedstegsaal sowie fast 30 Personen, die virtuell zuschauten.
Eine Leidenschaft, die offensichtlich auch beim Gemeinderat Wirkung gezeigt hat. «Wir haben uns nicht für die höchste Offerte, sondern für diejenige, die uns am meisten überzeugt hat, entschieden», bekannte Christian Schucan (FDP), der stellvertretende Gemeindepräsident – Gemeindepräsident Urs Mettler (parteilos) war aus gesundheitlichen Gründen entschuldigt.
Mix aus Miete und Eigentum
Schon zuvor hatte Projektentwicklerin Elke Gall die vier «Mehrwerte» skizziert: Mettler2Invest will mit einer Niederlassung als Ansprechpartner vor Ort sein, es soll einen öffentlichen Begegnungsort geben und die Firma will eine risikofreie Entwicklung bieten. Nicht zuletzt soll es in den Gebäuden im kommunalen Teil des Areals einen «kuratierten Wohnungsmix» geben.
«Wir wollen Leute anziehen, die nicht nur dort wohnen, sondern auch einen Beitrag zur Gesellschaft leisten», führte Margadant aus. Konkret geht es auch um die Frage, wie hoch der Anteil an Eigentums- beziehungsweise Mietwohnungen sein wird. Der Gemeinderat hat sich entschieden, den Stimmberechtigten dazu am 27. März eine Variantenabstimmung vorzulegen. Variante A sähe einen 50/50-Mix an Stockwerkeigentum und Mietwohnungen vor. Der Kaufpreis läge hier bei 124 Millionen Franken. Bei Variante B würde festgelegt, dass es 60 Prozent Miet- und 40 Prozent Eigentumswohnungen bei einem Kaufpreis von 117 Millionen Franken gäbe. Schucan sprach sich deutlich für Variante A aus. Dem Gemeinderat sei es mit dieser deutlich wohler, spielte er auf den höheren Ertrag an.
Margadant gab auch schon einen Ausblick, was Wohnungsinteressenten erwartet: So sprach er davon, dass ein Drittel der Wohnungen im höheren, ein Drittel im mittleren und ein Drittel im tieferen Preissegment läge. Auf genaue Mietpreise wollten sich die Firmenvertreter auf Nachfrage einer Anwesenden nicht festlegen.
Baldige Nutzung im Düngerbau
Während die Fläche mit den Wohnungen verkauft werden soll, sieht es beim Düngerbau, dem historischen Fabrikgebäude im Herzen des Areals, anders aus: Hier geht es um eine Abgabe in Baurecht über 66 Jahre, die ebenfalls die Mettler2Invest übernehmen möchte. «Wir wollen aus dem Düngerbau eine öffentliche Allmend machen – aber eine gedeckte Allmend», führte Margadant die Idee aus. Der mittlere Teil im Erdgeschoss solle ein freier Raum werden. Als Optionen für mögliche Anlässe dort nannte er Flohmärkte, Tangonächte oder Lesungen.
Es sind aber auch Nutzungen geplant, die einen Ertrag generieren. «Wir suchen Firmen, die vor Ort handwerklich produzieren.» Hier gab Margadant ebenfalls Beispiele: «Jemand, der Messer herstellt, Kaffee röstet, Möbel macht oder ein Bierbrauer.» Weiterhin sind Angebote für Velofahrer und Wassersportler sowie nicht zuletzt ein Restaurant vorgesehen.
In den Obergeschossen wiederum könnten Arbeitsräumlichkeiten wie Büros oder Ateliers vermietet werden. Ob Zwischennutzer übernommen würden, wurde in der Fragerunde zum Thema. «Wir schauen, was machbar ist», betonte Margadant. Er deutete zudem an, dass man den Düngerbau möglichst bald für die Öffentlichkeit zugänglich machen wolle.
Lob von den Kritikern
Sollte der Vertrag zwischen der Gemeinde und der Mettler2Invest zustande kommen, gibt es finanziell noch einen weiteren Player. «Sobald die Baubewilligung da ist, steigt die Credit Suisse ein», versicherte Margadant. Aufs Geld kam auch der Uetiker Finanzvorsteher Thomas Breitenmoser (FDP) zu sprechen, schliesslich will die Gemeinde mit dem Kaufpreis ihre Ausgaben decken. Er summierte die heute bekannten Kosten für «Chance Uetikon» auf 112,5 Millionen Franken, verwies aber darauf, dass noch unbekannte Kosten dazukämen. Breitenmoser betonte indes, dass man mit beiden Varianten auf eine schwarze Null käme. Anders als ursprünglich geplant soll übrigens etwa ein Drittel statt die Hälfte des kommunalen Landes veräussert werden.
Im Verlauf der Entwicklung des Chemieareals gab es immer wieder hitzige Diskussionen. Vor allem die Lobby für Uetikon schaute dem Gemeinderat genau auf die Finger. Am Infoanlass fiel indes auf, dass gerade einige Mitglieder der Lobby sich positiv äusserten. So war gar von einem «Happy End» oder einem «wunderbaren Abschluss» die Rede. Ob es wirklich ein Happy End gibt, zeigt sich am 27. März, wenn der Kauf- und der Baurechtsvertrag zur Abstimmung stehen.
Wer den Anlass verpasst hat, kann ihn auf der Website der Gemeinde Uetikon nachschauen.
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