FC Zürich - FC St. Gallen 0:3Der Leader verliert – und Dzemaili schiebt Frust
Im Duell der beiden besten Teams des Jahres 2022 gewinnt der FC St. Gallen beim FC Zürich 3:0. FCZ-Trainer Breitenreiter sagt: «Davon geht die Welt nicht unter.»

Restlos bedient, genervt, mit der Welt im Allgemeinen unzufrieden und mit dem Schiedsrichter im Besonderen. Es ist ein ausdrucksstarker Abgang, den Blerim Dzemaili wählt. Erst reisst er sich das Trikot vom Leib, dann winkt er so lange ab, bis er in den Katakomben verschwunden ist.
Das Spezielle an Dzemailis Gestik: Es sind erst 45 Minuten gespielt. Sein FC Zürich hätte also noch genügend Zeit, den 0:2-Rückstand aufzuholen, den er sich bis zur Pause gegen St. Gallen eingehandelt hat.
Die Zürcher kommen denn auch tatsächlich noch einmal für die zweite Hälfte auf den Rasen – mit Dzemaili. Sie versuchen sich gegen ihre erste Niederlage seit 17 Ligaspielen aufzulehnen. Trainer André Breitenreiter bringt Wunderjoker Wilfried Gnonto. Er bringt alle, die aufgrund ihrer Ausbildung wissen müssten, wo das gegnerische Tor steht. Am Ende sind fünf Zürcher Offensivleute auf dem Feld. (Den Ticker zum Nachlesen gibts hier.)
Die Entfesselungskünstler bleiben gefangen
Zehnmal hat der FCZ in dieser Saison bereits in Spielen gepunktet, in denen er in Rückstand geriet. Diesmal will die Entfesselung nicht gelingen. Dzemailis Hadern zur Pause ist das passende Bild zum Auftritt des Leaders aus Zürich: Erstmals seit dem 26. September 2021 und dem 1:3 in Basel muss er anerkennen, dass Details und enge Entscheidungen auch mal auf die Seite des Gegners fallen können.
Das Spiel ist noch keine fünf Minuten alt, als sich bereits die erste entscheidende Szene abspielt: Nikola Boranijasevic schickt Assan Ceesay mit einem Steilpass los. Und der Gambier trifft im zweiten Anlauf zum 1:0. Zum vermeintlichen 1:0, weil der Assistent ein Abseits anzeigt.
«Sehr, sehr umstritten» nennt Breitenreiter die Szene: «Die Bilder zeigen, dass es eher gleiche Höhe war.» Der FCZ-Trainer hat recht, weil Matej Maglica vermutlich das Abseits aufhebt. Breitenreiter zeigt aber auch Klasse, indem er die Niederlage nicht an diesem aberkannten Tor aufhängt: «St. Gallen hat sich diesen Sieg verdient.»
Die Auferstehung des FC St. Gallen
Die Auferstehung der Ostschweizer in diesem Jahr ist tatsächlich bemerkenswert. Ihr Trainer Peter Zeidler erinnert nach dem 3:0-Sieg: «Nach dem letzten Spiel hier gingen wir mit 16 Punkten in die Winterpause und waren sehr niedergeschlagen.» Fast exakt drei Monate später stehen die St. Galler bei 34 Punkten. Die Angst vor dem Abstieg ist weit weg.
Das hat mit den St. Galler Wintertransfers zu tun. Jordi Quintillà ist der ruhende Pol im Zentrum, der die überbordende Energie des Teams in die richtigen Bahnen lenkt. Maglica bringt mit seinen 1,98 Metern nicht nur eine Wucht mit, die der Innenverteidigung bislang gefehlt hat. Er trifft auch zwei Minuten nach Ceesays aberkanntem Tor nach einer Ecke zur St. Galler Führung. Und Flügel Julian von Moos beweist nicht nur mit seinem 2:0 in der 34. Minute sein Talent.
Als mit Christopher Lungoyi ein weiterer Winterzuzug in der 89. Minute das 3:0 schiesst, tanzt auf der Tribüne die St. Galler Führung um Präsident Matthias Hüppi.
Der geschlagene Leader dagegen gibt sich betont ruhig. «Für uns geht die Welt nicht unter», sagt Trainer Breitenreiter. Warum auch? Am kommenden Wochenende geht es zu den Young Boys nach Bern. Selbst im für den FCZ schlechtesten Fall läge er nach jenem Spiel noch immer mit neun Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze.
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