FC Zürich - YB 1:4Der Kurs des FCZ folgt der Gamestop-Aktie
Blerim Dzemaili zieht seinen ersten schwachen Auftritt ein – das können seine Nebenleute beim FCZ gegen die Young Boys nicht aufwiegen.
Wenn, dann hätte er es richten müssen: Aiyegun Tosin machte sich in der 14. Minute auf, das 1:0 für den FC Zürich zu erzielen. Aber irgendwo zwischen Ballannahme, Sprint und Dribbling um den Goalie verlor der 22-Jährige den Überblick über all seine Körperteile. Der Ball klatschte ihm an die Hand – sein Tor wurde zu Recht aberkannt.
So bleibt es vorerst dabei: Sobald der FCZ in diesem noch jungen Jahr die Aussicht hat, auf Rang zwei der Super League zu klettern, stolpert er. Wobei der Gegner an diesem Mittwoch von einer anderen Güteklasse war als vor einer Woche beim 0:1 gegen Vaduz.
Die Young Boys fallen als einzige Mannschaft dieser Liga nie unter ein gewisses Niveau. Werden sie dann noch so zum Tanz geladen wie vom FCZ, lassen sie gern eine kleine Gala steigen. «YB ist schon so stark genug», befand danach Massimo Rizzo, «wenn du sie aber auch noch einlädst, wird es brutal schwierig.» So schwierig war es für seine Zürcher, dass der FCZ-Trainer nach dem 1:4 noch von Glück sprach, dass «wir das Resultat einigermassen im Rahmen halten konnten».
Ein Rizzo-atypischer Auftritt
Im Hoch in Basel, im Tief gegen Vaduz. Stark in St. Gallen, schwach gegen YB. Die Leistungskurve des FCZ folgt derzeit dem fiebrigen Kurs der Gamestop-Aktie. Und sie bleibt auch nach dem vierten Spiel eng mit der Leistung von Blerim Dzemaili verbunden. Gegen Vaduz hatte er pausieren müssen. Gegen YB nun zog er sein erstes schwaches Spiel ein. Das wogen seine Nebenleute nicht auf.
Angeführt von Dzemaili zeigte der FCZ einen sehr Rizzo-atypischen Auftritt. In den vorangegangenen 14 Partien unter dem neuen Coach hatten die Zürcher pro Spiel im Schnitt nicht einmal 0,8 Gegentore kassiert. Aber ausgerechnet gegen den Dauermeister aus Bern vergassen die Zürcher alles, was sie über kompaktes Auftreten und enge Abwehrreihen gelernt haben.
Vor allem verloren sie ständig Bälle im Zentrum. Auch Dzemaili, der selbst nach seinem dritten oder vierten Ballverlust noch fröhlich versuchte, seinen Berner Gegenspieler auf Höhe der Mittellinie zu tunneln. Einer dieser Versuche endete praktisch mit dem Pausenpfiff mit dem 0:3 durch Jordan Siebatcheu. Spätestens da war der Deckel auf der Partie drauf.
Die Show des Jordan Siebatcheu
Das hatte auch damit zu tun, dass die Young Boys für einmal äusserst effizient mit ihren Chancen umgingen. Sandro Lauper gelang mit dem ersten Schuss aufs Zürcher Tor die Führung in der 26. Minute. Der Rest der Partie wurde zur Show des Jordan Siebatcheu, dem alle weiteren Berner Tore gelangen (43., 45, 63.). Kurz nach der Pause scheiterte noch Moumi Ngamaleu mit einem Elfmeter an Yanick Brecher.
Spätestens als Gianluca Gaudino in Hälfte zwei in einer Mischung aus Kunst und Arroganz mit einem Abschluss mit der Hacke an FCZ-Goalie Brecher scheiterte, stellte sich die Frage, ob die Zürcher da gerade in ihr altes Muster der hohen Niederlagen fielen.
Und doch wirkte das Team trotz der vier Gegentore irgendwie anders als in den Zeiten unter Ludovic Magnin. Damals waren vier Gegentore und mehr jeweils begleitet von einer deprimierenden Selbstaufgabe, die bis unters Tribünendach abstrahlte.
Dieser FCZ aber verströmt trotz missratenem Spiel noch keine Ratlosigkeit, sondern Zuversicht. Und das nicht nur, weil Toni Domgjoni mit einem Traumschuss wenigstens das 1:4 gelang. «Wir müssen uns wegen dieser Niederlage nicht den Kopf zerbrechen», befand Antonio Marchesano, «wir haben uns zuletzt stark verbessert.» Am Samstag in Vaduz sollte der FCZ diesen Worten Taten folgen lassen.
Hier gibt es das Spiel im Liveticker zum Nachlesen.
Die weiteren Partien
Sion siegte gegen den FC St. Gallen in letzter Sekunde 3:2: In der 96. Minute krönte Grgic sein fantastisches Spiel – der 24-Jährige hatte bereits die ersten beiden Tore für die Walliser erzielt – mit dem Siegtreffer. Mit einem Flachschuss von der Strafraumgrenze überraschte er alle und netzte zum entscheidenden Goal ein. Damit hat der FC Sion inzwischen ein Sechs-Punkte-Polster auf einen Barrageplatz und St. Gallen wartet seit drei Spielen in Folge auf Punkte.
Das drittplatzierte Lugano kam gegen den Tabellenletzten Vaduz, der sich erneut als unangenehmen Gegner präsentierte, nicht über ein 1:1 hinaus. Schmied brachte die Liechtensteiner nach nur zwei Minuten und einem langen Einwurf in Führung, Gerndt glich in der 23. Minute per Kopf aus. Mehr gelang den Tessinern, trotz 64 Prozent Ballbesitz, nicht. (lai)
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