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Der Kronzeuge, der nicht aussagen wird

Hält sich trotz seiner zentralen Rolle gerne im Hintergrund: Andri Jermak (M.). Foto: Ukrainisches Präsidialamt
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Er ist ein Kronzeuge des Impeachment, auch wenn er nicht selber aussagen wird bei dem Verfahren gegen Donald Trump: Andri Jermak ist der Mann, mit dem die Freunde des US-Präsidenten über ein Strafverfahren gegen Hunter Biden, den Sohn von Trumps politischem Rivalen, verhandelt haben. Unter ihnen sind EU-Botschafter Gordon Sondland und der amerikanische Ukraine-Beauftragte Kurt Volker, beide haben diese Woche vor dem Kongress ausgesagt und den Präsidenten belastet.

Andri Jermak ist ein enger Freund und Spitzenberater des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski, den der US-Präsident im Juli in einem Telefongespräch aufgefordert hatte, Untersuchungen gegen Burisma, die Firma von Hunter Biden, aufzunehmen. Die amerikanische Militärhilfe an das Land, das einen Krieg gegen prorussische Rebellen führt, setzte er dabei als Druckmittel ein, was ihm die Eröffnung eines Amtsenthebungsverfahrens eingetragen hat.

Ukrainer wurden nicht überrascht

Im Zuge der Untersuchung wurden Textnachrichten mit Andri Jermak veröffentlicht. «Gutes Mittagessen – danke», schreibt da etwa der Ukraine-Beauftragte Volker kurz vor dem berühmt-berüchtigten Telefonat im Juli. «Habe vom Weissen Haus gehört – die nehmen an, dass Präsident Selenski Trump überzeugt, dass er Untersuchung startet.» Und dann werde man «ein Datum für den Besuch in Washington nageln. Viel Glück! Bis morgen – Kurt.»

Trumps Forderung kam damit für die Ukrainer nicht überraschend. Und Jermak hatte offensichtlich kein Problem mit diesem Deal, er wollte Trump gerne einen Dienst erweisen. Als Lohn sollte Präsident Selenski das persönliche Treffen mit Trump bekommen. «Das Telefongespräch ist gut gelaufen», meldete Jermak zwei Stunden später an Volker zurück. Selenski habe den 20., 21. oder 22. September für ein Treffen vorgeschlagen. «Danke noch mal für Ihre Hilfe!»

Volker vermittelte auch die Treffen mit Donald Trumps Anwalt Rudolph Giuliani, dem eigentlichen Architekten der Ukraine-Affäre, mit dem Jermak mehrmals zusammenkam. Nach einem solchen Treffen meldete Volker an Sondland und Giuliani, der Ukrainer habe ihm zugesagt, dass Selenski ein entsprechendes Statement abgebe. Die Amerikaner handelten dann per Telefon untereinander aus, was darin erwähnt werden müsse.

Zum versprochenen Treffen kam es nie

Einen Tag später schreibt Jermak, der Präsident könne «alle diese Dinge» sagen, die diskutiert worden seien. Sobald das Treffen mit Trump bestätigt sei, werde Selenski eine Pressekonferenz geben, einen Neustart der ukrainisch-amerikanischen Beziehungen verkünden und dabei auch Untersuchungen «in Sachen wie Burisma» ankündigen. Volkers Antwort: «Das tönt toll!» Schliesslich verlangten die Amerikaner zur Sicherheit einen Entwurf der geplanten Rede, zu der es dann aber nie kam: Weil das versprochene Treffen, das in Warschau stattfinden sollte, gekippt wurde und Anfang September der ganze Skandal um das Telefongespräch zwischen Trump und Selenski losbrach.

Doch der 48-jährige Jermak, der sich trotz seiner zentralen Rolle gerne im Hintergrund hält, verhandelt nicht nur mit den Amerikanern, sondern auch mit den Russen. Der Jurist und Filmproduzent war massgeblich am Gefangenenaustausch Anfang September beteiligt, bei dem auf beiden Seiten je 35 Menschen freikamen. Und auch bei der Vorbereitung des für Anfang Dezember geplanten Treffens mit Wladimir Putin in Paris, wo es um einen Frieden in der Ostukraine gehen soll, dürfte Selenskis Mann für alles massgeblich beteiligt sein.