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Zoom
Der Krankheit abgetrotzte Bilder

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Die meisten Menschen fotografieren, um Momente, die ihnen etwas bedeuten, der Vergänglichkeit zu entreissen. Seit über einem Jahrhundert sind Fotografien zum wichtigsten persönlichen Speichermedium geworden; hie und da überlagern die Bilder das eigentliche Erinnern sogar.

Einer, für den die Fotografie in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung hat, ist Daniel Comte. Der 1963 geborene Berner hat eine erfolgreiche Karriere in der Werbung gemacht, ist Grafiker, Art Director und Geschäftsleitungsmitglied bei renommierten Schweizer Agenturen gewesen.

2014 bekommt er, 51-jährig, die Diagnose Alzheimer. Dass Comte in den Jahren danach zur Kamera greift und festhält, was ihn umgibt, ist womöglich eine Reaktion auf das Vergessen. Auf den Bildern allerdings ist Comtes Krankheit unsichtbar: Es gibt in diesem fotografischen Werk keine Momente, wo die Demenz offen zutage treten würde.

Comte fotografiert im Stil der Street Photography. Das heisst, er nimmt in den Fokus, was er antrifft, und doch haben seine Bilder nichts Zufälliges. Die klare Formensprache, der gezielte Blick, der mitunter leise Humor: Daniel Comtes Schwarzweissfotografien zeigen alltägliche Szenen, seien es orthodoxe Juden am Sabbat, seien es Schwäne, die sich zum dekorativen Muster versammeln, skurrile Perspektiven auf Gebäude oder Beobachtungen in der Einkaufsstrasse – fast schon ironisch, wie der einstige Werber die Verlockungen des Konsums darstellt.

Heike Rindfleisch, eine langjährige Freundin, und Comtes Sohn Anatole haben dieses überzeugende und berührende Werk nun der Öffentlichkeit zugänglich gemacht: als Buch und als Ausstellung unter dem Titel «Stolen Moments». Gestohlene Momente also, der Krankheit abgetrotzt und dem Vergessen entrissen.

Ausstellung «Stolen Moments», Photobastei Zürich, noch bis am 27. September 2020. Das Buch kann unter www.stolen-moments.ch bestellt werden (80 Fr.).