Urchige EinlaufmusikDer kickboxende Entertainer mit dem Schwyzerörgeli
Rico «Ramba» Giger ist Weltmeister im K1. Sein Markenzeichen: Er musiziert, bevor er in den Ring steigt.
Rico «Ramba» Giger ist ein Entertainer, einer, der auf diversen Hochzeiten tanzt. Nein, Tänzer ist er mitnichten. Der Thurgauer betreibt K1 – Kickboxen, bei dem man die Knie einsetzen darf. Und er tut das erfolgreich, er ist Weltmeister bis 77 kg. Aber beginnen wir vor 16 Jahren.
Mit 14 machte er ein halbes Jahr Kung-Fu. Danach wollte Giger Thaiboxen, auch Muay Thai genannt, ausprobieren. Aber seine Mutter liess ihn nicht. Sie befürchtete, er würde dadurch auf der Strasse landen. Laut Giger ist aber genau das Gegenteil der Fall. «Wenn man mit Kampfsport beginnt, legst du Disziplin an den Tag. Dann willst du dich im Kampfsport entwickeln. Du bekommst Respekt, hast Disziplin und weisst, was du kannst», sagt der 30-Jährige, der 2019 bei «Bachelorette» mitgemacht hat.
«Ich beweise es euch allen»
Ja, die Disziplin, diese war zu Beginn Gigers grösster Gegner. Der gelernte Maurer verlor im Thaiboxen – damit begann er letztlich erst mit 20, mit 19 hatte er mit Boxen angefangen – seine ersten fünf Kämpfe. «Mangel an Disziplin», gibt Giger zu. Alle um ihn herum baten ihn, damit aufzuhören, das bringe doch nichts. Aber Giger blieb stur, «ich beweise es euch allen», sagte er sich. Er trainierte hart, in Thailand, wo er auch lebte, in Holland und Brasilien, so wurde er immer besser und gewann seine nächsten zehn Kämpfe durch K.o.
Nachdem er im Thaiboxen den Europameistertitel gewonnen hatte und dabei seinem Gegner eine schlimme Platzwunde zugefügt hatte, entschied er sich, zum K1 zu wechseln. Denn: «Ich wollte meine Gegner nicht mehr so zurichten und auch selber nicht so zugerichtet werden. Das tat mir im Herzen weh.» Giger, der aktuell in zwei Gyms, im Fightsport Wil und im Irjad Gym in Winterthur, trainiert, ist natürlich bewusst, dass auch im K1 Verletzungen dazugehören (siehe Bild unten).
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Giger – er trug den Spitznamen «Rambo», als er nach Thailand reiste, dort wurde er bald zu «Ramba» umbenannt, weil er stets zu Spässen aufgelegt war – ist auch im K1 erfolgreich, wurde Weltmeister. Giger – Kampfbilanz: 33 Kämpfe, 21 Siege, 21 durch K.o., 1 Unentschieden – sagt: «Weltmeister ist nicht gleich Weltmeister. Wenn ich in einem Verband Weltmeister bin, heisst das nicht, dass ich der Beste der Welt bin. Ich muss mich in anderen Verbänden beweisen.»
Was den als Personaltrainer arbeitenden K1-Kämpfer unter diversen Weltmeistern aber einzigartig macht: Statt zu einheizender Musik einzulaufen, spielt er selber Schwyzerörgeli. Seit dreieinhalb Jahren tut er das – es begann nach seinem EM-Titel im K1.
Ein Mehraufwand, den er betreibt
Wenn immer möglich wird er beim Musizieren von seinem Vater begleitet. Dieser komme aber nicht an alle Kämpfe mit, vor allem nicht ins Ausland, er habe Flugangst, sagt Giger und schmunzelt.
Das Schwyzerörgeli ist zwar gut für Sponsoren – «die finden das interessant» –, aber es entspannt den Kämpfer keineswegs, im Gegenteil. «Es ist mehr Aufwand, mehr Stress. Man ist sowieso nervös vor dem Kampf. Dann soll ich noch fehlerfrei spielen, das macht mich noch nervöser. Im Ring denke ich dann: ‹So, geschafft … o nein, ich muss ja noch kämpfen.› Es ist doppelter Nervenkitzel.» Giger hat vor allem Spass im Nachhinein, wenn er sich die Aufnahmen ansieht.
Und was machen Gigers Gegner, wenn sie ihn so sehen? Das sei auch für sie eine Attraktion, etwas, das sie noch nie gesehen haben. «Einige Gegner tanzen und lachen mich an.» Das sei zwar nett und schön, aber im Ring muss Giger wieder umschalten, aggressiv sein. Damit hatte er zu Beginn Mühe, verlor deswegen auch einige Kämpfe. Er musste lernen, damit umzugehen.
Ein Leben mit ADHS
Dasselbe gilt für ADHS. Doch Giger nutzte die Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung für sich und machte daraus etwas Positives. Er verwandelte die Energie im Ring zu Gold, wie er selber sagt. «Ich kann nicht sagen, dass ich gerne im Mittelpunkt stehe, aber auch nicht, dass ich nicht gerne im Mittelpunkt stehe.» Shows ziehen ihn an, nicht nur diejenigen im Ring, nein, auch ausserhalb. So machte der Thurgauer 2019 bei der Reality-Show «Bachelorette» mit. Giger hatte aber nur drei Wochen Zeit für den Dreh, dann musste er sich wieder auf seine Kämpfe konzentrieren.
«Ich machte nicht mit, um die grosse Liebe zu finden. Das geht da gar nicht, wenn man die Frau vorher nicht kennt. Ich ging da hin, um etwas Spass zu haben und etwas zu provozieren.» Die wirkliche Liebe hat er nun gefunden, er und seine Partnerin erwarten im September erstmals Nachwuchs, ein Mädchen, es wird Leyla heissen. Spätestens dann wird Giger wieder auf diversen Hochzeiten tanzen.
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