Unsichere ZukunftDer Hype um die Formel E verblasst
Die Elektroserie wäre gern zur neuen Königsklasse aufgestiegen, doch nach dem Aufschwung der Anfangsjahre steigt ein Hersteller nach dem anderen aus.
Ein Sieg zum Abschluss wäre natürlich ideal gewesen. Aber so liess sich Nyck de Vries am vergangenen Sonntag eben zuerst abseits des Podiums feiern, ehe er zur Siegerehrung dazustiess, seine Trophäe in die Höhe streckte und Champagner aus einer dieser übergrossen Flaschen verspritzte, als frisch gekürter Weltmeister der Formel E – der erste seiner Art.
Dem 26-jährigen Niederländer reichte beim Saisonabschluss in Berlin ein achter Platz, um neben dem Gewinn des Fahrertitels auch einen zweiten Triumph zu feiern: den Gewinn der Team-Wertung mit Mercedes. Weltmeister also, endlich auch vollelektrisch!
Erst zu ihrer siebten Saison hatte der Motorsport-Weltverband FIA der Formel E das Privileg zugestanden, ihre Besten auch als «Weltmeister» auszurufen, womit die Serie aufgerückt ist zur Formel 1, der Rallye-WM, der Rallye-Cross-Sparte sowie der Langstreckenserie WEC. «Mir fehlen die Worte», sagte de Vries, die Freude bei Mercedes über diese Premiere in der Formel E war gross. Weltmeister klingt dann doch bedeutender als schlicht: Meister. Aber trotz dieser Aufwertung stellt sich nun wieder deutlich die Frage, die diverse Rennserien seit geraumer Zeit begleitet: Wie stehen die Chancen, dass die Ahnentafel schon recht bald endet?
Eigentlich wirkten die Zutaten der 2014 gestarteten Formel E recht geschmackvoll, wenn einem nicht am Röhren eines Motors und ruhmreicher Geschichte gelegen ist: Eine Technologie, die als Zukunft des Automobils gilt; ein ordentliches Feld mit zwölf Teams, gespickt mit prominenten und potenten Herstellern wie Jaguar, BMW, Porsche, Mercedes oder Audi. Und sogar Spannung: Gleich mehrere der insgesamt 24 Fahrer hätten in Berlin noch aus eigener Kraft den Titel gewinnen können. Genau das also, was Veranstalter lieben: einen bis zum Schluss offenen Wettkampf.
Doch längst nicht mehr alle Teilnehmer sind vom Konzept Formel E noch voll überzeugt. Nach dem Hype zu Beginn, als kein Hersteller den Anschluss in der mutmasslichen Zukunftssparte verpassen wollte, mehren sich die Abschiede. Audi steigt als Hersteller aus, weil ein Start bei der Rallye Dakar mit einem Hybrid-Prototyp attraktiver erscheint und das Budget nicht mehr so üppig in den Motorsport fliesst.
BMW verabschiedet sich mit Worten, die den Machern der Formel E kaum schmecken dürften: «Die Möglichkeiten des Technologietransfers bei der Entwicklung von E-Antrieben im Wettbewerbsumfeld der Formel E» seien «im Wesentlichen ausgeschöpft». Und auch Mercedes macht nach der kommenden Saison Schluss, wie der Autohersteller jetzt mitteilte.
Die Formel E wäre gern zur neuen Königsklasse aufgestiegen oder zumindest ebenbürtig gewesen. Doch das Interesse des Publikums schoss bislang nicht wie erhofft in die Höhe, obwohl die Macher ihre Rennen in die Metropolen trugen, um nahbarer und familienfreundlicher zu sein.
Noch dazu bemüht sich auch die Formel 1 um nachhaltige Technologien. Ab 2025 sollen die Autos mit Verbrennungsmotoren starten, die bestenfalls rein synthetischen Sprit tanken. Die Formel E hat den Motorsport durchaus angeschoben. Die Frage ist nur, ob die Zukunft nicht doch wieder anderen gehört.
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